Wer den totinteressanten Eintrag Vom Jungen zum Autoenthusiasten gelesen hat, weiß, wie sich mein Autogeschmack über die Jahre entwickelt hat und wie ich zu japanischen Sportwagen stieß. Aber, und nicht dass es irgend eine Relevanz hätte, was ist mein Stil?
Es gibt zig verschiedene Arten von Autoenthusiasten. Die Diversität ist so hoch, dass sie kaum alle unter den Begriff "Autoenthusiast" unterkommen. Vom Restaurator, der 12 Alpine A110 in seiner Garage stehen hat über den Amateurrennfahrer, der seinen angeschlagenen und komplett ausgeräumten BMW 325i über den Spreewaldring jagt bis hin zum Checka mit einem Volkswagen Passat B4, der schon seit 20.000km mit dem selben Öl fährt, aber dessen 20 Zoll Chromfelgen immerhin manchmal an der Karosserie schleifen.
Ja, ich mag japanische Sportwagen, aber hält das an? Oder wenn Geld kein Faktor wäre; würde ich wirklich einen GT-R oder LFA fahren oder doch eher etwas aus Europa oder vielleicht sogar Amerika? Tatsache ist, dass ich Autos jeder Herkunft und Marke respektiere. Ja, auch französische Autos, solange sie nicht so tun, als wären sie etwas, was sie nie sein werden. Und ich glaube, ich habe meinen Stil nun gefunden.
Inspiration für dieses Thema war mein letzter Aufenthalt in der Garage. Eigentlich war es etwas total inhaltsloses aber folgendes war geschehen. Wie der erfahrene Skyline-Fan sofort spotten kann, befindet sich auf dem Bild das originale Radio aus dem R34 aus 1998. Mit optionalem CD-Spieler. Dieses war übrigens nicht im Auto, der japanische Vorbesitzer investierte stattdessen viel Zeit, Geld und Schweiß in eine Soundanlage mit angestöpseltem GPS, Mautsystem, Telefonanschluss und DVD-Player samt Bildschirm.
Ohne Frage hatte er über die Zeit allen Grund Stolz auf sein Werk zu sein, bevor ich diese knapp 6kg an Kabel und Geräten dann aus dem Auto rausgerissen habe. Foto unten. Jedenfalls bekam ich das Radio von einem netten Skyline-Fahrer aus dem Skyline-Forum, der, wie so viele, die Dinger nicht behalten hat, sondern für umgerechnet zwei Büroklammern weghaute.Ich habe jetzt einen 99% knochentrocken serienmäßigen (Turbotimer, baby) R34 GT-T mit dem originalen Radio. Heck yeah in ein paar Jahren.
Nun habe ich aber das selbe Problem wie mit dem vorherigen Radio; ich habe keine Möglichkeit, die Musik aus meinem Walkman, ich meine, Smartphone zu hören. Denn auch, wenn mein Geburtsjahr noch mit einer neunzehn beginnt, gehöre ich voll zur Generation Smartphone. Mein HTC kennt meine Termine, lässt mich meinen EMail-Verkehr bewältigen, enthält meine Musik UND ist mein Navigator.
Ja, ja, ich weiß. Meine Gehirnzellen sterben ab. Jedenfalls verhalf ich mir schnell mit einem FM-Transmitter, der aber schnell den Geist aufgab um dann diesen gloriosen Kassettenadapter von Sony zu kaufen, dessen Aux-Kabel auf dem Bild sichtbar ist. Endlich eine Methode, den Aux-Anschluss meines Smartphones zu benutzen, ohne das Radio zu wechseln. Nun konnte ich beim Fahren Telefonieren und bekam die Ansagen des Navis über die Anlage angesagt, während Jamiroquai aus den Boxen plärrte.
Überhaupt ist Jamiroquai das Beste auf der Straße. Und nach etwas Jamiroquai war mir den einen Abend, also zog ich zur Garage, um ein bisschen im Skyline zu sitzen. Und, das ist echt alles was passiert ist, der dämliche Kassettenspieler funktionierte nicht richtig. Die Musik hörte sich an wie durch einen Filter und der Bass war praktisch nicht existent (obwohl ich mit meinem fortschrittlichen 1998 Radio den Bass hochstellen kann).
Wenn ich auf die Taste "Programm" drückte, die, schätze ich, die "Seite der Kassette" wechselt, ging alles. Der Adapter hat schließlich, anders als richtige Kassetten, nur eine Seite. Dann stieß er die Kassette aber nach 15 Sekunden wieder ab. Vielleicht liegt es am verendenden Tonkopf im Radio, aber davon habe ich keine Ahnung. Jedenfalls saß ich da in der Garage, in meinem Auto aus den 90ern, weißem T-Shirt, alten Jeans und abgetretenen Sneakern von Nike und fiddelte mit meinem Kasettenspieler rum.
Schließlich behielt das Radio die Kassette. Ich lehnte mich zurück, hörte Jay Kay weiter zu, wie er über sieben Tage im sonnigen Juni sang und merkte; das ist genau mein Ding. Ich bin die 90s. Und wenn irgendwann selbstfahrende Autos mit Elektroantrieb an mir vorbei surren, werde ich nach wie vor den Ganghebel in der Hand haben und Jamiroquai über den Kassettenspieler hören. Vielleicht dann sogar von echten Kassetten.
Nur wenige Tage später unterhielt ich mich mit meinem Onkel. Er führte ein mal ein Geschäft, dass sich damit über Wasser hielt, verunfallte Ferrari aufzubauen und teuer weiter zu verkaufen. Er wollte mir allen ernstes erzählen, dass 500-600 PS keinen Spaß mit Handschalter machen und er sowas nicht mehr fahren würde. Und ich merkte; manchen Menschen geht Geschwindigkeit und Einfachheit über Charakter, aber so jemand bin ich nicht.
Ich würde mich wahrscheinlich gut mit solchen Leuten verstehen, die ihren Dodge Challanger oder ihre Chevelle SS ab und an zur Arbeit fahren. Auch wenn sie einer ganz anderen Generation und Autoideologie angehören. Wenn eine B-Klasse an uns vorbei fährt, tragen wir wahrscheinlich den selben Gesichtsausdruck. Und ich bin der Meinung, der Skyline ist einer der, wenn nicht, der letzte Sportwagen mit dieser 80er-90er Mentalität.
Bevor Flappy-Paddles und Fahrhilfen übernahmen. Klar, Kassettenspieler existierten noch bis 2011 in Autos und so ganz unkomplex (wie etwa eine Chevelle oder ein Charger) ist mein Nissan auch nicht, mit seiner Allradlenkung und seinem Turbo und so. Aber nichtsdestotrotz gehört der Wagen noch zu dieser puren Rasse an Fahrzeugen. Einem Auto, dass, sobald man sich hineinsetzt, eine Zeitreise startet, die einen fast 20 Jahre zurück versetzt.
Genau wie der Wagen bin ich vielleicht auch einer der letzten meiner Art. Ich sah sie noch, die non-Hybrid Le Mans Prototypen und die GT3 auf der Nordschleife. Ich wuchs noch in der Zeit auf, wo ein Ganghebel und ein Benzinmotor selbstverständlich waren. Und auch, wenn mir mein Auto voraus ist, weil es nicht viel älter ist, als ich, so wirkt die Zeitreise noch bei mir. Und ich will nie etwas anderes, als ein blankes shirt, alte Jeans, Sneaker und meinen Handschalter Skyline.
Und wenn Geld kein Faktor wäre, hätte ich genau sowas. Nur mehr davon. Keinen BMW i8 oder Porsche 918...
Dein Auto ist nicht japanisch, wenn es nicht mit solchen Mods kommt |
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