Foto: Mazda |
Aww yeah! Die 90er sind zurück. Alles coole kam aus den 90ern; Pokémon, der Honda S2000, ich, die Liste geht weiter. Aber was ich am meisten vermisse und bereue, nicht miterlebt zu haben, ist der Aufstieg und Fall der übermechanisierten Sportwagen aus Japan. Verzweifelt jedoch nicht, junge Autobegeisterte, die 90er sind auf dem Weg zurück. Oder zumindest bemühen sich die Japaner momentan sehr, Nostalgiker wiederzugewinnen, die der Zeit der leichten, heckgetriebenen Bergpasskiller hinterhertrauern.
Ein bisschen schnitt ich das Thema bereits in vergangenen Blogeinträgen an. So schrieb ich beispielsweise in "Unsere Zeit ist vorbei und der Tod der Viper ist der Beweis" davon, dass der kleine Sportwagen mittlerweile nahezu unproduzierbar ist und dass langsam sogar große Sportwagen wie die Dodge Viper vom schleichenden Prozess des Sportwagenbanns betroffen werden. Im selben Post erwähnte ich jedoch auch ein paar Fahrzeuge, die tapfer unsere Flagge halten.
Vor allem Mazda, welcher verglichen zu etwa Toyota oder Nissan ein kleiner Hersteller ist, pusht das Comeback mit zwei Plattformen, zu denen wir noch kommen. Zu erst möchte ich jedoch über den Toyota GT86 schreiben, der dem Mazda MX5 zur Hilfe kam und tapfer gegen die Welle der Aggrofrontkratzer ankämpfte. Wir schreiben das Jahr 2009. Zwei Heckgetriebene Sportwagen aus Japan sind auf dem Markt; der frisch präsentierte Nissan 370Z und der schwächelnde Mazda RX8.
Aufgrund von schwächelnden Verkaufszahlen und schärfer werdenden Abgasregulierungen in Japan und Europa musste Mazda dann 2012 nach 9 Jahren Produktion den Stecker ziehen und den RX8 diskontinuieren, was den dicken 370Z, welcher zwar ohne Frage schnell, aber nicht sehr günstig oder wendig war, allein auf dem Markt ließ. Ähnlich wie dem Z erging es auch anderen Modellen, wie dem neuen Supra oder dem GT-R.
Nissan trennte die Modelle "Skyline" und "GT-R" voneinander; die "normalen Skylines" tauschten ihren geladenen Reihensechszylinder, der in der Szene so verehrt wurde, gegen den großen Sauger V6 aus dem 350Z, auch wurden sie erstmals unter Nissans neuer Edelmarke "Infiniti" außerhalb Japans verkauft. Der "Skyline GT-R" hingegen ist nun nicht mehr die Top-Variante einer Baureihe (ähnlich wie der M3 zum 3er), sondern ein eigenständiger Supersportwagen.
Parallel dazu verbrüderte sich Toyota mit BMW, ein Technologieaustausch was Elektromotoren, Hybridtechnik und Kohlefaserteile betrifft, findet statt. Der neue Supra wird ein Supersportwagen mit Hybridantrieb, ähnlich wie der Porsche 918, nur vielleicht nicht ganz so hardcore. Und auch wenn der Supra auch schon in seiner dritten und vierten Generation kein "Einsteigersportwagen" war, so war er sicherlich kein Konkurrenzprodukt zu Lamborghini oder McLaren.
Selbst Honda ist betroffen. Denn die Begeisterung war groß, als sie ankündigten, den NSX fortzusetzen. Um so enttäuschter waren die Journalisten und Fans, denn der Wagen war nicht nur deutlich teurer als das Original (und ja, selbst mit umgerechneten Inflationsraten), sondern auch unglaublich schwer, denn Honda entschied sich, das Konzept NSX völlig über Board zu werfen, und einen Hybrid-Allrad Sportwagen mit Turboladern daraus zu machen.
Das machte den Wagen schwerer zu kontrollieren, unhandlicher im Alltag und langsamer. Dabei waren das doch die Stärken des NSX, welcher einen solchen Meilenstein darstellte, dass selbst Gordon Murray ihn zu schätzen wusste und als Inspiration für den McLaren F1 nahm, den ersten Straßenwagen der Formel 1 Schmiede. Nicht umsonst engagierte man niemanden geringeres für die Entwicklungs- und Abstimmungsarbeit, als Ayrton Senna.
Doch ich mache hier viel zu große Zeitsprünge. Springen wir noch einmal vom Jahr 2015 zurück zu 2009. Toyota und Subaru bestätigen in diesem Jahr nämlich, dass sie ihn wirklich bauen, den FT-86. Zuvor als Sportwagenkonzept von Toyota vorgestellt, der von einem V6 befeuert werden sollte, sollte der FT-86 nun den kleinen, leichten und günstigen Frontmotor-Heckantrieb Sportwagen zurück bringen.
Der Wagen verlor schließlich seinen Konzeptnamen (FT steht für Future Toyota) und schrieb mit seinem fertigen Namen, Toyota GT86, Tribut an gleich zwei Ikonen der japanischen Sportwagengeschichte; dem Toyota 2000GT und dem AE86. Die V6-Idee ließ man schnell fallen, da man zuvor große Anteile der Fuji Heavy Industries erwarb, zu denen auch Subaru gehört, dessen Boxermotoren man für das Projekt gewinnen wollte.
Subaru weigerte sich erst, denn die Marke sei für Allradfahrzeuge bekannt. Nachdem man dann aber Journalisten und Subaru Ingenieure einlud, um einen Testprototypen zu fahren, erklärte man sich bereit, an dem Projekt mitzuwirken. Nun pocht ein 4-Zylinder Boxermotor in der Motorbucht des Fahrzeugs, welches glücklicherweise überhaupt keine komplizierte Namensgebung erfuhr.
So wurde der Wagen in Europa als Toyota GT86, in Asien, Australien und Südamerika als Toyota 86, in Neuseeland unter beiden Namen sowie in den Vereinigten Staaten und Kanada als Scion FR-S verkauft, heißt hier aber ab 2016 aufgrund der Einstellung der Toyota-Tochtermarke "Scion", Toyota FR-S. Außerdem wurde der Wagen weltweit parallel als Subaru BRZ vermarktet. Bitte fragt mich nicht warum.
JEDENFALLS ordnete sich der 86/GT86/FR-S/BRZ (ab hier als "GT86" bezeichnet) preislich exakt an aggressiven Frontkratzern an, namentlich Golf GTI, Peugeot RCZ, Renault Megane RS, und so weiter. Mit seinen 200 PS war der Wagen nun nicht schlecht aufgestellt, dem Boxermotor fehlte im unteren Drehzahlbereich jedoch oft die Luft, was viele Menschen nach mehr Power langen ließ, einschließlich des CEO von Subaru.
Bild: BBC/TopGear Man achte auf die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke. Der Toyota ist voll so ">:(" und der Subaru voll so ">:)" |
Und während ich vollkommen mitgehe, dass der GT86 durchaus ein besseres Auto wäre, wenn er mehr Leistung oder einen Kompressor oder Turbo erhalten hätte, aber wer sagt, dass der Wagen deshalb schlecht oder misslungen ist, der begreift nicht, worum es bei einem Sportwagen geht. Es ist nicht Geschwindigkeit und diesen Punkt werde ich in nächster Zukunft in einem ähnlich langen Blogeintrag genauer durchnehmen.
Die Essenz des GT86 liegt in seinem Layout. Ein extrem hochwertiges Getriebe trifft auf eine 50-50 Gewichtsverteilung, da der Motor vorn und der Antrieb hinten ist. Dazu schmeißt man dann die extrem dünnen und wenig griffigen Eko-Reifen, die vom Toyota Prius verborgt wurden, in die Rechnung und heraus kommt ein kleines Driftwagenchen, der sein Heck kontrolliert wegschmeißt, ohne dass man unbedingt über dem Geschwindigkeitslimit fahren muss.
Aber halten wir den Punkt "GT86" hier kurz fest und gehen zurück zum Punkt "Toyota-BMW-Partnerschaft", das hängt nämlich zusammen. So wie ich das nämlich verstanden habe, kann Subaru keinen schnellen GT86 bzw. BRZ auf die Straße bringen, auch wenn der Traditionshersteller aus der Gunma Präfektur durchaus Interesse an ein solches Modell hat, denn die Kontrolle über das Joint-Venture Projekt hat Toyota.
Das bewies man nicht nur damit, dass der Geschäftsführer der Marke das bestätigt hat, sondern auch damit, dass man einen BRZ STI als Konzept präsentierte, auf den der Markt schon so lange wartet. Nur auf die Straße findet das Konzept nie, denn Toyota hat kein Interesse, die Zusammenarbeit an der Plattform fortzusetzen. Stattdessen bestätigte man, dass der GT86 von einem Fahrzeug abgelöst wird, dass, wie das Flagschiffmodell "Supra", mit BMW entsteht.
Neben der ganzen Aufregung um den GT86/BRZ geht der Mazda MX5 in die vierte Generation. Der ND wird allseits geliebt und rockt Fachzeitschrift um Fachzeitschrift. Mazdas höchste Priorität lag darin, den Wagen leicht zu halten, trotz heute selbstverständlicher Sicherheits- und Bequemlichkeitsausstattung. Den Mazda MX5 gut zu machen war dem Hersteller so wichtig, dass man die Entwicklungsressourcen der Wankelmotorfahrzeuge in den MX5 umleitete.
Der MX5 war so gut, dass die Fiat-Chysler-Allianz (FCA) auf die brillante Idee kam, den Fiat 124 Spider wieder zu beleben, in dem man den MX5 als Basis zurückgriff. FCA spart sich Entwicklungsarbeit und Mazda gewinnt an Fiat-Absätzen dazu. Hierfür nahmen sie die MX5-Basis, gaben ihm ein klassisch italienisches Design und Interieur sowie den verrückten Turbo Reihenvierzylinder aus dem Fiat 500 Abarth.
Die Presse überschlug sich nach dieser Meldung, besonders die in der USA, da das Auto, anders als das Original, auch in die Staaten gebracht wird (wie übrigens viele italienische Marken unter dem ehemaligen Fiat-Konzern nach Verschmelzung mit Chrysler). Und das war noch nicht alles. Kurz zuvor bestätigte Mazda, dass man wieder an einem Wankelmotorsportwagen arbeitet! Und er soll turbogeladen sein!
Anders als beim eher "Verbraucherfreundlichen" RX8, der eine klar weniger reiner Sportwagen ist, als der Vorgänger, dem FD RX7, soll das neue RX-Concept (RX9) wieder an seine Wurzeln als Bergpassschredderer finden, wie Keisuke Takahashi es gerne mag. Dazu soll der Wagen sogar wieder auf Zwangsbeatmung durch Turbolader zurückgreifen. Wenn Mazda doch nur eine leichte Plattform im FR-Layout besäße, in die der Wankelmotor gestopft werden könnte...
Und kurz nachdem Fiat den 124 ankündigte, berichteten erste Fachzeitschriften darüber, dass Mazda plant, das MX5-Chassis zum Coupé werden zu lassen, um den neuen Turbowankel zu behausen. Diese Basis allein könnte bedeuten, dass Mazda im Inbegriff ist, einen Sportwagen anzufertigen, der in die Geschichtsbücher eingehen wird. Doch das ist nicht alles an Nachrichten um das MX5-Chassis, den ein weiterer Hersteller bekundet Interesse an eine Kooperation mit Mazda.
Es ist niemand geringeres, als Subaru, welche von Toyota für BMW stehengelassen wurden und darauf brennen, einen leichten Sportwagen mit ihrem Boxermotor mit niedrigem Schwerpunkt auszustatten, der Leistungstechnisch an die klassischen japanischen Sportwagen wie die Nissan S-Chassis oder dem großen Bruder, dem Subaru Impreza STI, rankommen soll. Fassen wir also Zusammen, was das für die nächsten Jahre bedeutet:
Mazdas neuer MX5 ist ein Erfolg, nicht nur Käufer sondern auch Hersteller reißen sich um das Auto. Die Zukunft des kultigen FR-Roadsters ist gesichert (und Fahrzeuge wie der Volkswagen New Beetle sterben! Hahahaha). Fiat lässt einen ihrer be- und geliebtesten Modelle wiederauferstehen und macht, anders als Honda (NSX) und vielleicht auch Nissan (GT-R) alles richtig, in dem sie das nehmen, was den Wagen damals großartig gemacht hat und verbessern es durch neue Technik.
Subaru kam durch den 86 in den Geschmack, ein heckgetriebenes Coupé auf den Markt zu bringen und plant ebenfalls eine Kooperation mit Mazda, in der ein potentiell Turbogeladener Boxermotor platzfindet, welcher den Geist übermotorisierter japanischer Sportwagen wiederaufleben lassen soll. Mit einer ähnlichen Mentalität geht Mazda an ihren neuen Wankelmotorsportwagen heran, der den FD RX7 als ultimativen Wankler ablösen soll.
Währenddessen lässt Toyota den Supra ein Comeback feiern, welcher ende der 90er neben dem Nissan Skyline R34 GT-R als ultimativer Sportwagen von Fernost galt und europäischen Exoten wie amerikanischen Musclecars gleichermaßen das Fürchten lehrte. Dazu arbeitet man zusammen mit BMW, aus deren Partnerschaft neben dem Supra auch verschiedene andere BMW und Toyota Modelle herauskommen sollen.
Sehen wir also vielleicht auch eine Rückkehr des MR2? Oder des Celicas? Oder bekommen wir von BMW mehr Autos wie den 1M und M2? Wie wird Nissan auf diese Welle an neuen Sportwagen reagieren? Bekommt der Nissan Silvia endlich einen Nachfolger? Oder werden Nissan Skyline und Nissan GT-R vielleicht wieder zu einer Baureihe? Und wird die Involvierung von BMW und Fiat vielleicht dafür sorgen, dass leichte und potente Sport- und Tourenwagen in Europa wieder beliebt werden?
Sind die Steine endlich gelegt, um diese steroidisierten Einkaufswagen von Seat, Renault und Co. vielleicht endlich vom Thron als "Sportliches Auto" der Wahl der Europäer zu schmeißen? Feiern Fahrzeuge wie der BMW M3 E30 und der Z4 M vielleicht auch eine Rückkehr? Ist die Welt endlich wieder bereit für eine Palette an Einsteigersportwagen, die sich preislich und leistungstechnisch unter M4, 911 und co einreihen?
Der Porsche Cayman, welcher der 911 Minus Leistung und Plus Leichtgewicht und kleinerem Preisschild ist, verkauft sich immer besser. Und Honda arbeitet nach dem NSX nun auch an eine Neuauflage des S2000, vielleicht aufgrund des Erfolgs des MX5? Sind die 90er zurück? Das alles sind Antworten, die die Zeit bringen wird.
Und auch wenn ich nach wie vor die Meinung vertrete, dass der ideale Sportwagen bzw. die idealen Sportwagen bereits gebaut wurden und es den Herstellern nicht mehr erlaubt ist, solche Fahrzeuge zu produzieren, so bin ich durch die Nachrichten vorfreudig geworden, auf was wir in Zukunft warten können.
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