Samstag, 20. Februar 2016

Ich bin ein dummer Affe und hasse mich selbst



Ahahaha. Das ist ja so eine tolle Idee. Ich kaufe mir ein teures Auto so lang und breit wie ein Bus und fahre es. So, als Fahranfänger. Ihr wisst schon. 280 PS und Turbolader und so. Was kann schon schiefgehen? Es ist nicht so, dass ich kleinere Kratzer nicht antizipiert hätte. Ich bin Fahranfänger verdammt. Aber leider lag ich falsch. Es hat nichts romantisches oder interessantes an sich, wenn man so ein Auto fährt obwohl man weiß, es wird schiefgehen.

Parkrempler, Fehleinschätzungen, und so weiter. Es zeigt nur, dass man nicht weiß, wie man Prioritäten zu setzen hat und dass man ungeduldig und geistig 12 Jahre alt ist. Ja, Deine Vermutung ist wahrscheinlich richtig. Es ist etwas passiert. Aber alles der Reihe nach. Denn das ist tatsächlich schon das vielfache mal, dass mir so etwas in der Art passiert ist. Das erste mal war relativ kurz nachdem ich den Wagen gekauft hatte.

Was sich als ernsthaftes Problem ergeben hatte, war die Scheibentönung. Die Heckscheibe war pechschwarz und ich konnte weder am Tag noch in der Nacht sehen, was hinter mir passiert. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis mir das zum Verhängnis wird. So bot ich einer Freundin an, sie von einer Hausparty abzuholen, welche sich in einem Gartenhaus außerhalb Berlins befand. Mein Handy war leer und ich konnte beim besten Willen nicht sehen, wie ich auf das Grundstück kommen kann.

Mein Hupen hörte sie auch nicht, die Musik war zu laut. Vielleicht muss ich nur kurz mit den Fernlichtern reinleuchten, dachte ich mir. Dafür musste ich den Wagen aber quer auf die Straße stellen. Kein Problem, ich wende einfach. Das Lenkrad ist voll nach rechts eingeschlagen und ich setze langsam zurück. Linker Spiegel ist frei, rechter Spiegel ist frei, Heckscheibe ist undurchsichtig. Und dann geschah es.

Ein schreckliches Geräusch, es klang als wäre die ganze Heckpartie gebrochen. Ich steige aus, es war bestimmt der Flügel. Wie soll ich das nur reparieren, dachte ich mir. Glück im Unglück, der Flügel war heil. Ich knallte gegen einen Baum. Lediglich die Kunststoffheckstoßstange hatte eine tiefe Schramme, außerdem war dieses Kunststoffteil, in dem die charakteristischen, runden Skyline-Lampen eingearbeitet sind, angebrochen.

Aber im Großen und Ganzen war alles in Ordnung. Also leuchtete ich ins Haus, holte sie ab, brachte sie nachhause und fuhr dann schließlich selbst heim. Kurz darauf fuhr ich zu einer Werkstatt und ließ die Tönung für viel Geld entfernen. Ich muss, denke ich, nicht näher erläutern, wie sehr ich mich selbst danach gehasst und gehofft habe, dass ich einfach aufwache von einem miesen Traum und die Heckstoßstange in Ordnung ist.

Ein paar Wochen später, ich komme abends nachhause. Parkplatzsuche in Prenzlauer Berg. Als wären nicht schon genug Parkplätze unbrauchbar durch Leute, die nicht parken können und zwei Plätze besetzen, Behindertenparkplätze auf denen ich nicht parken kann und den endlos vielen Baustellen, nein, jetzt gibt es auch noch Car-Sharing Parkplätze. Parkplätze in der Innenstadt sind so begehrt wie Essensmarken in Venezuela.

Ich war müde. Und ich war hungrig. Oh, und ich war unglaublich müde. Und nach stundenlanger (keine Übertreibung) Suche, stieß ich schließlich auf eine Lücke. Sie war vorher unter meinem Radar gewesen, wahrscheinlich, weil sich später herausstellte, dass sie viel zu eng war. Aber scheiß drauf! Meine funktionierenden Gehirnzellen kann man an den Händen abzählen, wieso probiere ich es also nicht? Und so legte ich den Rückwärtsang ein.

Und ich setzte zurück, korrigierte, setzte zurück, das Auto fuhr nicht, setzte zurück, ich gab mehr Gas, Moment. Mein Auto klebte an dem Volvo links neben mir. Ich fahre schnell raus und begutachte den Kratzer; eine schwarze schliere posierte nun auf der anderen Seite der Heckstoßstange. Wobei ich sagen muss, dass die Stange für mich sowieso schon ein verlorener Fall war. Der Volvo hingegen war Kratzer überseht, ich konnte nicht mal mehr festmachen, welcher von mir war.

Und dann war da natürlich noch das eine mal, als ich den Wagen gegen einen Drahtzaun schmiss. Es war ein kalter Dezemberabend, der Prolog für meinen ersten Winter als Autofahrer. Wir befanden uns auf unserer Strecke, fuhren aber tatsächlich keine Rundenzeit; ich war langsam auf dem Weg zum Start, als plötzlich Blitzeis einsetzte und ich von der Strecke flog. Der Nissan mähte einen Zaun um und kam dann schließlich über einpaar kleinen Bäumchen zum stehen.

Die Hinterräder steckten fest, der Wagen war gestrandet. Wir schauten nach einem Abschlepphaken, aber da war keiner. Schließlich schoben Freunde den Wagen aus der Kule und wir konnten den Wagen einbisschen drehen. Anschließend schleppte der Audi von einem der Freunde den Wagen vorwärts raus, während die Anderen auf dem umgenieteten Zaun standen, um ihn runter zu drücken, damit der Wagen darüber fahren kann.

Der schrecklichste Moment war, als der Wagen zum stehen kam. Ich saß im Auto, ich wusste nicht, wie er aussieht. Ich dachte die ganze Front wäre pulverisiert. Ich konnte mir auch nicht anschauen, wie er aussah, denn meine Tür ging nicht auf, sie wurde von Bäumchen und Sträuchern zugedrückt. Mein Beifahrer überhörte meine Bitten, mir mitzuteilen, wie der Wagen aussah, sondern ging zurück zur Straße und rief erst einmal die Leute zusammen.

Ich bin dann also aus der Beifahrerseite ausgestiegen. Es grenzte an einem Wunder, dass die Karosserie noch absolut heil war. Aber ich konnte die rechte Seite nicht sehen. Nachdem wir den Wagen dann rausgezogen haben, konnte ich die Seite begutachten; sie sah schrecklich aus. Doch selbst das war viel weniger schlimm als es aussah. Was ich dachte, das Kratzer und Beulen wären, war schließlich nur Dreck.

Natürlich gab es Spuren. Kleinere Kratzer befanden sich verteilt auf der rechten Seite. Aber es hätte so viel schlimmer kommen können. Billanz: Neben den kleinen Kratzern rechts platzte der Lack im unteren Bereich der Frontstoßstange auf. Soweit so gut, nur sind Kratzer am Lack nicht die einzigen Kratzer. Auch Felgen können zerkratzen, wenn man dumm und retardiert ist, wie ich. Gleich bei drei Gelegenheiten habe ich sie mir ruiniert.

Zu erst, ganz traditionell, fuhr ich bei einer Linksabbiegung auf einer Kreuzung zu nah an den Bordstein und knutschte ihn. Ich weiß, Schauer über den Rücken. Dann fuhr ich bei IRL in der letzten Kurve zu schnell und übersteuerte schließlich gegen den Bordstein. Schließlich fuhr ich, wie bereits in meinem Kokain-Dedizierten Eintrag beschrieben, vor Müdigkeit gegen den Bordstein, nachdem ich einen fetten Junkie für Geld herumfuhr, dass ich nie sah.

Fassen wir also zusammen: Ich haute meinen Wagen gegen einen Baum, einen Volvo, einen Drahtzaun und kleinen Bäumchen und ließ ihn nicht ein oder zwei sondern gleich drei mal mit dem Bordstein kuscheln. "Der kann nicht fahren", denkt man sich bestimmt, wenn man das liest. Aber dem ist nicht so. Mein Fahrlehrer übersprang die "Einführung", denn er merkte, dass ich es bereits beherrschte. Also in der Theorie natürlich.

Ich bestand meine Fahrprüfung beim ersten Anlauf und fuhr darauf hin nicht nur den Wagen meines Vaters über mehrere hundert Kilometer bei einer Spritztour, sondern brachte auch ohne Probleme den Nissan über die mehr als 600 Kilometer zurück nach Berlin. Es war ein Kinderspiel. Aber niemand fährt zu Beginn gut genug, um so ein großes Auto sicher durch Berlin, auf Eis oder auf Schlafentzug zu bewegen.

Leider ist die Liste nicht zu ende, sie wurde heute erweitert. Ich befand mich in der Garage, half einem Freund, der ebenfalls seinen Skyline, einen R32 GT-R, in der Garage hält, dabei, seine Bremsen zu erneuern. Mit "helfen" meine ich natürlich die Lampe halten und gelegentlich etwas reichen. Doch wenn ich schon in der Garage bin, kann ich ja auch den Nissan kurz Bewegen, nicht? Ihr wisst schon, damit die Reifen sich nicht kaputt stehen und so.

Ich fahre also zum anderen Ende der Garage und muss wenden. Ich steuere den Wagen in einen freien Garagenplatz und krrrrchhhhzzzz. Ich habe nicht gemerkt, dass die rechte Seite, so zwischen Hinterrad und Tür, gegen den Betonpfeiler striff. Nun thronen riesige, weiße, tiefe Kratzer auf der Karosserie. Größer und tiefer als jeder zuvor. Warum? Weil ich den Wagen bewegen wollte, obwohl ich den Suzuki gewöhnt war, welcher als ganzes so lang ist, wie die Nissan-Motorhaube.

Im Grunde gibt es aus diesem Kopfschmerzbericht nur eine Sache zu lernen. Macht es Sinn, sich ein Auto zu kaufen, in dem man reinwachsen kann? Nein. Mr. Regular von Regular Car Reviews fasste es beim Review zum Toyota MR2 SW20 Turbo und dem Triumpf-Video schon ganz gut zusammen. Was auch immer passiert, es ist deine Verantwortung. "Was ist das für ein Idiot", denkt man sich. Nicht, weil ich den Wagen gekauft habe, sondern weil mir so viel Mist damit passiert ist.

Aber tatsächlich bin ich noch einer der besseren Fahrer. Denn andere brechen sich mit deutlich weniger "extremen" Autos das Genick. Das erste Auto kann ein schönes Auto sein; gerne ein 200SX und ein MX5 sowieso. Aber kein Skyline, oder ein M3 oder ein Mustang. Und wenn man vernünftig ist, dann settlet man sich gleich für einen Audi A3 oder einen Peugeot 206 oder so. Doch was mich angeht, ich habe meine Entscheidung getroffen. Und ich werde nun mit dem Skyline leben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen