Foto: IMSA |
Wir befinden uns wenige Stunden entfernt von der grünen Flagge auf dem Daytona International Raceway, Saisonauftakt der IMSA WeatherTech Sports Car Challenge, der Amerikanischen Säule zur Sportwagen-WM, der World Endurance Championship (FIA WEC). Dieses Jahr erwartet uns ein ganz besonderes Rennen, denn während BMW und Ferrari zwei komplett neue Modelle einsetzt, debütiert Ford mit dem neuen GT.
Die Rennen der IMSA-Serie beinhalten vier Fahrzeugkategorien, die jeweils zur selben Zeit auf der Strecke um den Klassensieg kämpfen. Hier bei Regautoblog schenke ich meine Aufmerksamkeit vorallem der Gran Turismo Le Mans Klasse (GTLM), welche Fahrzeuge nach dem technischen Reglement der GTE vorsieht. Wem der Begriff "GTE" nichts sagt, der kann einen Blick auf diesen Blogeintrag von mir werfen, in dem ich die GT-Klassen in etwa erläutere.
Da das Rennen so früh im Jahr ist, haben die Organisatoren keine Chance, die GTE-Maschinen in der GTLM einander anzugleichen, dafür gibt es das "Roar before the 24"-Event, eine extensive Trainins-Session, in der die Leistungen der Fahrzeuge analysiert und für das Rennen ausgewertet werden, um die Fahrzeuge über Luftmengenbegrenzer, Flügelhöhe, Ballastgewichte und Drehzahlbegrenzer einander anzugleichen. Nun gibt es hier aber ein Problem...
Denn die Hersteller haben ihr Pokerface aufgesetzt. Sie haben ihre Karten nicht auf den Tisch gelegt und nicht annähernd gezeigt, wozu ihre Fahrzeuge im Stande sind, um eine günstige Einstufung zu bekommen und so das im Rennen einen Vorteil zu erhaschen. Und während es nichts außergewöhnliches ist, so habe, ich zumindest, noch nie von einem Fall gehört, in dem alle Hersteller des sogenannten Sandbaggings bezichtigt wurden.
Natürlich dachte die IMSA an so etwas und stellte vor zwei Jahren eine neue Regel auf, die es dem Veranstalter erlaubt, Fahrzeuge zu bestrafen, wenn es am meisten weh tut - im Rennen - sollte man an den Zeiten erkennen, dass die Teams zurück halten. Aber die Regel konzentrierte sich eher auf die Prototypenklasse, in der in dem entsprechenden Jahr zwei komplett verschiedene Fahrzeugkategorien zu einer Klasse verschmelzen sollten.
In der GTLM-Klasse ist es schwer zu Beweisen, ob jemand wirklich zurück gehalten hat, denn Rennbedingungen sind etwas anderes als Trainingsbedingungen. Der ACO macht es vor dem 24 Stunden von Le Mans beispielsweise so, dass ein neutraler Testfahrer jedes GTE-Modell auf einer Teststrecke bewegt und die Daten so gesammelt werden, um letzte Einstufungen vor dem Rennen vornehmen zu können.
Die IMSA hat so etwas nicht, dafür fordert der Verband, dass die Fahrzeuge während des Roars alles geben. Um das zu versichern, verlässt sie sich auf neue Methoden der Überwachung. Anders als zuvor, wo sich die Offiziellen nur auf Zeiten beziehen konnten, haben sie nun ein ausgeklügeltes Überwachungssystem, welches die Daten aller Fahrzeuge in Echtzeit abgleicht. Wann beschleunigt, wann gebremst wird und so weiter.
Anhand dieses Systems ist die IMSA zum Schluss gekommen, dass alle 54 Fahrzeuge auf dem Starterfeld zurück gehalten haben. Als Konsequenz gab es eine Videokonferenz zwischen den Herstellern und den Organisatoren. Durch das neue System soll es in zukünftigen Rennen nicht mehr yu Sandbagging kommen, versicherte ein Offizieller den Journalisten von Sportscar365. Die Einstufungen erfolgen nachwievor nach Roar-Daten.
Die BoP ist vorallem deshalb dieses Jahr so ein großes Thema, weil, wie im Einführungsteil erwähnt, gleich drei Rennwagen ihre ersten Rennkilometer sammeln. Dabei treffen die bewährten Autos von Porsche und Corvette auf die neuen Modelle von BMW und Ferrari sowie dem Neueinsteiger, Ford. Für diese Fahrzeuge wird es besonders schwer, eine Einstufung zu finden. Aber gerade das macht denn Rennausgang so spannend.
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Wie bereits erwähnt, bin ich nicht zu "Keen" auf BMWs GT-Einsatz in der IMSA Serie. Nichtsdestotrotz scheint der BMW M6 GTLM ein extrem potenter Rennwagen zu sein. Angetrieben wird er von einem Twin Turbo V8 auf Basis des Serienmotors, er ersetzt den Schummel-Z4 sowohl in der GT3 als auch der GTE-Kategorie. Und für dieses Rennen fahren sogar beide mit einzigartigen Lackierungen und nicht dieser "Eins-Schwarz-Eins-Weiß"-DTM-Scheiße.
Der neue Wagen ist jedoch nicht die einzige Herausforderung, die BMW dieses Wochenende bewältigen muss. Denn Ford hat dem bayrischen Hersteller gleich drei Fahrer abgeworben. Das letzte mal, dass BMW etwas relevantes gewonnen hat, war mit dem BMW M3 GT2 zu Zeiten der ALMS. Und während der Z4 war, was er war, sehe ich den Geist des M3s im M6 weiterleben. Es bleibt abzuwarten, wie Fahrzeugpotential und Team-Erfahrung sich im Rennen auswirken.
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Der F488 verliert etwas Hubraum und erhält einen fetten Turbolader. Das Chassis wurde komplett überarbeitet, sodass man erwarten kann, dass der Wagen vom Get-Go schnell sein wird. Nicht aber, dass er nicht vielleicht unter Kinderkrankheiten leiden wird, was auch für den BMW M6 gilt. Es steht jedoch viel auf dem Spiel für Ferrari, denn dieses Rennen ist eine Sache der Ehre gegen einen alten Rivalen.
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Der Ford GT40 tat genau dies. Nun, Jahrzehnte später, feiert Ford mit seinem GT sein Comeback. Dabei treffen sie auf alte Rivalen von Ferrari und Chevrolet und neue Rivalen wie Porsche und BMW. Es wäre wahrhaftig ein Kampf der Titanen, wenn Chrysler sein Viper-Programm nicht eingestellt hätte. Ford wird seinen GT dieses Jahr auch nach Le Mans bringen. Ob nun also Ferrari oder Ford gewinnt, dies ist nur die Vorrunde.
Eine Analyse gestaltet sich in der GTLM-Klasse dementsprechend extrem Schwierig. Rein rational betrachtet, haben Porsche und Corvette die besten Chancen; beide Fahrzeuge gewannen bereits Rennen und wurden wahrscheinlich über den Winter stark verbessert. Dahinter werden Ferrari und BMW die Plätze 4 und 5 unter sich ausmachen. Tendenziell tippe ich auf Ferrari, denn anders als BMW mit dem Schummel-Z4 im Vorjahr, hat Ferrari deutlich mehr "Momentum" bei der Entwicklung.
Realistisch betrachtet hat Ford die geringsten Chancen, in den Top Positionen abzuschließen. Es wird dem Hersteller lediglich darum gehen, ein Verständnis für die neue Meisterschaft sowie den neuen Wagen zu bekommen und so viele Daten wie möglich zu sammeln, um den Wagen von seiner Erstausführung zu verbessern. Normalerweise arbeiten Hersteller in 3-Jahres-Plänen, bis der Wagen Siegesfähig wird und die Priorität wird in den nächsten 24 Stunden dabei liegen, den Wagen übers Ziel zu fahren.
Aber Analysen sind bei Rennen wie diesem auch recht Sinnfrei. Es passiert nie so, wie man denkt. Denn von 54 Fahrzeugen auf der Strecke stellen lediglich 11 Autos die GTLM-Klasse dar. Der Rest sind schnellere Prototypen oder langsamere GTD-Fahrzeuge, die 24 Stunden lang zeitgleich auf der Strecke bewegt werden, bei Sonne, Regen, Wind und Dunkelheit. Das Auto ist dann nur so gut wie das Team, was in den letzten Jahren bereits mehrmals bewiesen wurde.
Das 24 Stunden Rennen von Daytona könnt ihr hier ab ca. 20:40 deutscher Zeit mitverfolgen.
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