Dienstag, 12. Januar 2016

Lass mich hier nicht stehen

Es ist geschehen. Ich habe ein Winterauto. Für das Bild mit Schnee bedeckt in Szene gesetzt präsentiert sich mein neuer Suzuki WagonR+ hier neben dem Skyline in der Garage. Aber bevor ich zu dieser Wunderbox komme, muss ich erst einmal darüber schreiben, dass mein vorletzter Blogeintrag anscheinend ein Sternchen zu wenig im Titel hat.

Wie viele von euch vielleicht wissen, befindet sich ein potenter Reihensechszylinder in dem roten, welcher eine beträchtliche Menge an Leistung aus seiner Zwangsbeatmung bezieht. Ein Turbolader muss richtig bedient werden, ordentlich warm und kaltgefahren werden, vor allem wenn es sich um ältere Exemplare handelt.

Das letzte Auto meiner Mutter war ein blauer Peugeot RCZ mit dem THP-Motor, welcher auch in den JCW-Modellen von Mini im Einsatz ist. Der Reihenvierzylinder, der in Zusammenarbeit zwischen BMW und der PSA-Gruppe entstand, ist ebenfalls turbogeladen. Allerdings, und das ist wohl ein entscheidender Faktor, es handelt sich nachwievor um ein französisches Auto.

Denn während der 2009er Peugeot, welcher ein Fabrikneues Auto war, nur zwei Monate hielt, bevor der Turbo ausfiel und wir Nutzen von der Garantie machen mussten, läuft mein Turbomotor aus 1998 noch mega rund. Das hatte wohl nicht zuletzt damit zu tun, dass der Besitzer den Wagen ordentlich gewartet hat und wusste, was er fährt. Naja, und er kommt aus dem Land des aufgehenden Turbos.

Jedenfalls lasse ich den Wagen immer 2-3 Minuten warmlaufen, bevor ich ihn vorsichtig bewege. Erst wenn er auf Betriebstemperatur ist, fange ich an, nicht zu schalten, wie eine alte Frau. Und selbst dann trete ich den Wagen nicht wie Brian O'Connor, sondern baue den Anspruch langsam linear zur Öltemperatur auf. Und wahrscheinlich mache ich es immer noch nicht wirklich richtig.

Selbst, wenn der Wagen dann fertig ist mit fahren, kümmert sich der Turbotimer um den Rest. Ein Turbotimer ist ein kleiner Computer, der den Motor nach ziehen des Zündschlüssels weiterlaufen lässt und die Komponente des Motors langsam und nacheinander ausschaltet. Das erlaubt es dem Öl durch den Turbo zu fließen und ihn abzukühlen. Es heißt, Turbotimer sind der sinnvollste Turbomotor-Mod.

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, einen Turbotimer zu verbauen. Der Wagen kam bereits damit ausgestattet aus Japan. Wenn ich so merke, wie der Vorbesitzer seinen Wagen behandelt hat, stelle ich mir manchmal vor, was für einen Unmut der Wagen verspüren müsse, wenn er denn könnte. Und ich gebe mir Mühe, dem Wagen ein so guter Besitzer zu sein, wie ich nur kann.

Nun ist es aber so, dass Turbomotoren regelmäßig gefahren werden, um Ablagerungen zu vermeiden. Ablagerungen sind übrigens ein anderer Grund, weshalb solche Fahrzeuge hochoctanigen Treibstoff benötigen, welcher diese besser wegbrennt, als normales Super. Das ist der Grund, weshalb Turbofahrzeuge die regelmäßig gefahren wurden, auch oft besser in Schuss sind, als Garagenqueens.

Das sind natürlich splendide Nachrichten für jemanden, der seinen RB25DET gerade für 9 Monate in die Garage stellen musste. Nachdem ich ein paar Kontakte aus der Autoszene gefragt habe, wie ich das am besten mache, bin ich auf den Entschluss gekommen, dass die einzige Option ist, sich alle zwei Monate ein Kurzzeitkennzeichen zu besorgen, um den Wagen ein wenig zu bewegen.

Zum einen ist das gut, so kann ich beim Saisonauftakt doch mit dabei sein und stille meine Entzugserscheinungen. Zum anderen sorgt das für nicht unwesentliche Zusatzbeträge, die für das Auto im Jahr fließen müssen. Ich leite mein monatliches Geld praktisch direkt ins Auto rum. Aber ganz ehrlich, ich war mir dem Bewusst, als ich dieses Auto überhaupt gekauft habe.

Zusammengefasst lernen wir also folgendes: Kauf dir keinen Skyline, wenn du nicht auch 102-Octan leisten kannst und ihn regelmäßig und vor allem richtig fährst.






















Nun zu meiner Wunderbox. Was ich unbedingt los werden muss ist, dass das Auto das wohl spritzigste seiner Art ist. Grund dafür ist, dass Suzuki nicht primär ein Autohersteller ist. Ich bin mir sicher, dass der 1.0 Liter 3-Zylinder Motor auf Basis eines Motorradmotors entstanden ist, oder dass Suzuki bei der Entwicklung auf das Wissen von seiner Motorradsparte zurück kam.

Denn trotz der ungeraden Zahl an Zylindern läuft der Wagen nicht nur extrem ruhig, sondern ist sehr potent. Motorradlike liebt dieses Auto Drehzahlen. Und ich meine er liebt Drehzahlen wirklich. Der Wagen trottet freudig zwischen 4000-6000 Umdrehungen durch Berlin. Und wenn man ihn mal wirklich treten will (warum sollte man das tun? Hahaha), dann...

...holt man nur alles aus ihm raus, wenn man ihn bis zur Redline ausreizt. Der Begrenzer setzt erst bei 8500 rpm ein. Zum vergleich: Der Skyline kommt bei ca. 7500 an sein Limit. Der Wagen ist nicht schnell, aber der Drehfreudige Motor gepaart mit der servolosen Lenkung sorgen für ein unvermutet direktes Fahrgefühl. Wenn er sich beim Sitzen nicht anfühlen würde wie ein Laster...

...und hätte ich die 73 PS starke Allradvariante, wäre der Wagen fast schon ein echtes Fahrerauto. Aber das ist nicht schlimm, denn als Fahrerauto steht für mich der Skyline in der Garage. Was ich gebraucht habe, ist ein möglichst kostengünstiges, verlässliches Auto. Und da eignet sich der 1.0 Liter 65 PS Wagon perfekt für. Wenn das mal kein abwechslungsreicher Fuhrpark ist...

Wie ich schon in meinem letzten Eintrag schrieb, mag ich den Wagon, weil er ein designtechnisches Meisterwerk ist. Die Designer dachten sich: "Was ist praktischer, als eine Box?" und gaben ihr Räder, Lichter und Fenster. Was in Japan allerdings bereits ein Markt ist, ist in Europa lediglich ein Nischenprodukt. Das einzige Konkurrenzprodukt ist der Daihatsu Move.

Man sitzt unglaublich hoch und gerade im Wagon. Man schaut den anderen Autos auf das Dach. Gleichzeitig ist der Wagen aber so kurz, dass sich das Einparken anfühlt, wie das Streichen von warmer Nutella. Der Motor ist kugelsicher und sparsam. Und ich bin mir sicher, dass der Wagen die Lancia-Zeit schlagen kann.

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