Sonntag, 17. Januar 2016

Unsere Zeit ist vorbei und der Tod der Viper ist der Beweis


























Um mal etwas Kontrast zu meinen sonst sehr persönlichen Einträgen zu schaffen, geht es heute um den Tod des Sportwagens anlässlich des bestätigten Einstellung der Dodge Viper.

Bereits ende letzten Jahres wurden erste Spekulationen in meinem Newsfeed angespült, die auf den Tod dieser amerikanischen Sportwagenikone hindeuteten. Natürlich dachten alle, dass es wegen den armen Verkaufszahlen sei; vor allem weil die Chevrolet Corvette C7 mit ihrem Preis von $56.395 für bemerkenswert weniger Geld verkauft wurde, als die $90.390 schwere Viper.

Teils wegen der unerwartet niedrigen Verkaufszahlen, teils weil der neue FCA CEO nicht viel von Motorsport hält, wurde erst das Le Mans Programm 2014 und nach Saisonabschluss jegliche Werksaktivitäten in der IMSA United Sports Car Challenge eingestellt. Und das obwohl die Viper GTE sehr wohl mit Chevrolet, BMW, Porsche und Ferrari um die Meisterschaft kämpfte.

Chrysler glaubte an sein Produkt und reduzierte den Preis im laufe der Zeit um $15.000 und bot verschiedene Variationen wie die TA und ACR Packages an - doch nun ist Schluss. Nicht, jedoch, weil Sportwagen anders als in den 50ern, 60ern und 90ern zu einem nischigeren Produkt wurden als Markenwasser. Die Viper stirbt den selben Tod wie alle legendären Sportwagen.

"Sicherheit". Ab 2017 schreibt eine der Straßensicherheitsbehörden, an der es so viele in den Vereinigten Staaten gibt wie Geheimdienste, vor, dass jedes Fahrzeug mit einem Airbag am oberen Seitenbereich kommen muss. Eine Unmöglichkeit für das bereits enge Cockpit der Dodge Viper. Und wie Hersteller in Zukunft Hypersportwagen in den USA verkaufen wollen, ist fraglich.

Es gibt da dieses berühmte Bild vom ersten und letzten Porsche 911 nebeneinander. Und der 911 ist fett geworden. Überall wo wir hinschauen, sind die Autos fettleibig geworden, nicht nur der 911 ist betroffen. Grund dafür sind lächerliche "Sicherheitsbestimmungen" wie das Scheinwerfer eine bestimmte Höhe zur Straße aufweisen müssen oder das jedes Auto mit einer Rückfahrkamera kommen muss.

Was das tut, ist den Herstellern vorschreiben, wie sie mit Gewicht und Dimensionen umzugehen haben, den wichtigsten Eigenschaften eines Sportwagens. Und während ich absolut dahinter stehe, dass Autos sicherer werden müssen und nie komplett sicher sein werden, ist es doch fraglich, warum es manch absurde Regelungen wie die gerade erwähnten gibt.

Fakt ist jedoch, dass die Freiheit beim Designen eines Fahrzeugs mit jeder Regelung ein Stück weiter eingeschränkt wird. Und während die Lobbyisten es in den USA schaffen, ein Verbot für importierte Fahrzeuge in Kraft treten zu lassen, die jünger sind als 25 Jahre, bekommen die Hersteller es nicht hin zu erreichen, dass die Autoritäten beim Entwerfen von Gesetzen Menschlich bleiben.

Schauen wir von unserer Sportwagenblase kurz auf die normale Welt. Ihr wisst schon. Die der Skoda-Fahrer, die ihr Auto nur kaufen um nicht auf die öffentlichen Verkehrswege angewiesen zu sein. Aufgrund von lächerlich strikten Abgasgesetzen sah sich Volkswagen gezwungen, ein Schummelprogram in ihre Fahrzeuge zu bauen, dass die Abgaswerte verfälschte.

Sobald das Fahrzeug bemerkte, dass es sich in Testbedingungen befand, wurde die Motorleistung reduziert und verfälschte damit die Abgaswerte. Ja, globale Erwärmung ist ein wichtiges Thema. Und während ich nicht glaube, dass die CO²-Abgabe allein für die Klimaveränderungen zuständig ist, von denen es so viele im Laufe der Erdgeschichte gab,...

...ist es sicherlich nicht vorteilhaft, den Effekt von uns aus zu Beschleunigen. Schauen wir jedoch auf Statistiken, finden wir heraus, dass Fahrzeuge nur knapp 25-30% der gesamten CO²-Belastung darstellen. Unabhängig von der Fahrzeugbranche entscheidet die Bundesregierung, dass wir innerhalb von wenigen Monaten alle Kernkraftwerke runterfahren müssen.

Wir schalten also eine der verlässlichsten, effektivsten und vor allem saubersten Wege der Energiegewinnung ab, gleich darauf plant die Bundesregierung 23 neue Kohlekraftwerke. Was retten also überstrikte Abgasregelungen in der Autoindustrie? Ich weiß zumindest, was sie nicht retten. Weder das Klima noch Arbeitsplätze.

Es waren Abgasregulierungen die das Ende des Nissan Skyline R34 eingeläutet haben und es sind Airbagregulierungen, die das Ende der Dodge Viper besiegeln. Stück für Stück  erwischt es jeden Sportwagen. Neue Sportwagen werden immer schlechter ohne dass die Hersteller etwas dagegen tun können, Leute kaufen mit der Zeit lieber alte Sportwagen.

Sportwagen werden für Hersteller unwirtschaftlich, der Einsteigersportwagen stirbt aus. Es entstehen Abscheulichkeiten wie der Renault Megane RS oder Seat Leon Cupra und Autoszenen, die diese liebreizenden fahrenden Brecheimer in den Himmel und zurück hypen, aber zu diesen Fahrzeugen und Szenen komme ich später mal.

Denn was das bedeutet, ist, dass der beste Sportwagen schon gebaut ist. Welcher das ist? Es gibt meiner Meinung nach keinen ultimativen Sportwagen; jeder muss ihn für sich finden. Für die einen ist es der Dodge Challenger R/T aus den 70ern, für andere wiederum der Subaru Impreza WRX aus 2004. Fakt ist jedoch, dass es keines dieser Fahrzeuge heute geben könnte.

Natürlich gibt es da den Toyobaru. Die als Toyota GT86 (JP, EU), Subaru BRZ (global) und Scion FR-S (USA) verkaufte Plattform", die sich preislich in der Einsteigerklasse einordnete und mit Heckradantrieb und Frontmotor kam. Zuvor gab es das nur beim MX5. Doch während Automagazine das Fahrzeug in den Himmel lobten, hielten sich die Verkaufszahlen eher zurück.

Er ist noch nicht ganz tot, der Sportwagen. Fahrzeuge wie der GT86/BRZ und der immer besser werdende Mazda MX5 halten Tapfer die Flagge. Seitens von Mazda ist ein neuer Wankelmotorsportwagen in Arbeit und Fahrzeuge in der gehobenen Leistungs- und Preisklasse wie der Porsche 911 oder Audi R8 gehen in Absehbarer Zeit nirgendwohin.

Aber wie viel ist übrig von den over-engineereten Sportwagen der 60er-90er? Nicht viel. Und langsam werden nicht nur Einsteigersportwagen betroffen, sondern auch Supersportler, wie die Dodge Viper. Wer weiß, wer darauf folgt. Es hieß, dass Volkswagen erwäge, Lamborghini zu verkaufen, um die Strafzahlungen tilgen zu können. Vielleicht erwischt es ja die Kampfstiere?

So stimmte der FCA-Konzern gegen die Fortsetzung der Dodge Viper. Zumindest für die nächsten vier Jahre. Wer auf eine Rückkehr der Viper hofft, der kann sich vielleicht damit trösten, dass zum selben Konzern auch Ferrari, Maserati und Alfa Romeo gehören. Mr. FCA CEO stört es nämlich, dass die Viper eine eigene Plattform besitzt.

Das heißt vielleicht können wir uns auf einen Alfa Romeo-Dodge Viper-Bastard oder so freuen, während wir mit Blumen zum Sportwagenfriedhof gehen und eine an das frische Grab der Dodge Viper legen, welches ganz nah neben dem des Mitsubishi Lancer Evolutions steht. Deshalb, übrigens, fahre ich ein Auto so alt wie ich selbst. Und das nimmt mir kein Gesetz und keine Regierung weg.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen