|
Foto: Rex Gray / Wikimedia Commons
Porsche 356 |
Es juckt mir schon seit Jahren in den Fingern und ich werde sie jetzt rauspunchen, die ultimative Definition des Sportwagens nach Regautoblog. Keine einfache Wörterbuchdefinition, wohlgemerkt, sondern eine komplexe und philosophische Reise durch die Bedeutung dieses Wortes.
Wenn man einfach an das Wort herangeht, dann findet man schnell eine allgemeine Definition. Ein Sportwagen ist ein Fahrzeug für sportliches Fahren. Diese Definition würde vielleicht ganz gut funktionieren, gäbe es nicht mehr als eine Hand voll Autos. Denn wir stoßen da schnell auf ein Problem. Heutzutage sind nämlich alle Autos Sportwagen. Nahezu ausnahmslos.
Gehen wir etwa vom Porsche 356 aus, hier oben abgebildet. Das ist ein Sportwagen, richtig? Er ist ein Porsche! Er hat zwei Türen! Er ist flach und breit! Und er hat legendäre... 39 PS in seiner Urausführung. 39. Jap, der Kia Picanto des Kioskbesitzers würde den Wagen auf jeder Strecke unter jeder Bedingung schlagen. Selbst die Rennmotoren, die erst später ihren Weg in die mit den Jahren oft verbesserten 356 auf die Straße fanden, hatten nicht mehr als 100 PS.
Der Kia Picanto ist also ein Sportwagen. Nicht? Dann ist der Porsche 356 eben kein Sportwagen. Natürlich liegt es an der Zeit und dem technologischen Fortschritt. Ich meine der erste 356 rollte nur drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Manufaktur in Stuttgart. Aber relevant ist es insofern, dass ich damit belege, dass PS und Geschwindigkeit keine Rolle für die Frage spielen, ob ein Auto nun ein Sportwagen ist, oder nicht.
Selbst, wenn wir von damaligen Fahrzeugen ausgehen, so würde etwa ein Ford aus dem selben Zeitraum an jeder Ampel oder Autobahn den Boden mit dem 356 wischen, mit seinem 3,7 Liter V8 verglichen zum 1,1 Liter Vierzylinder im Porsche. Habe ich jetzt eine viertürige Limousine zum bequemen Fahren von Langstrecken zum Sportwagen gemacht? Oder sind sowohl der Kia Picanto als auch der Porsche 956 und der Ford Sportwagen?
Nein, die Leistung ist absolut unabhängig und irrelevant für einen Sportwagen. Schauen wir nun, nachdem wir ein paar praktische Beispiele behandelt haben, auf bekannte Definitionen eines Sportwagens. Laut dem Duden definiert sich ein Sportwagen durch Windschnittigkeit und verfügt über zwei Sitze und einen starken Motor. Das schließt Fahrzeuge wie den Porsche 911 Carrera aus, denn er verfügt über eine Rückbank.
Wikipedia ist da schon etwas präziser und gibt keine genaue Definition an, sondern lediglich eine Liste an "allgemeingültigen Merkmalen". So besitzen Sportwagen allgemein einen tiefen Schwerpunkt, sind aerodynamisch, unpraktisch, leicht, beschleunigen gut, verfügen über potente Motoren und sind für "sportliche Fahrweisen" ausgelegt, etwa durch straffe Aufhängungen. Auch verweist der Artikel auf die FIA-Definition hin.
Der Motorsport Weltverband schrieb für seine Sportwagenrennen vor, dass Sportwagen straßenzugelassen, sowie in der Lage sein müssen, mindestens zwei Personen transportieren zu können. Außerdem müssen bestimmte Stückzahlen auf der Straße existieren. Bedeutet das, dass ein Kia Picanto damals bei einem Sportwagenrennen hätte teilnehmen können? Sicher, er hätte keine Chance, aber wäre er zumindest auf dem Papier ein Sportwagen?
Wir sehen also, Definitionen bringen uns nicht weiter. Dabei ist die Sache doch so einfach, denkt man sich. Stellt man einen Seat Leon Diesel und einen Porsche 911 Carrera nebeneinander, dann kann jeder Idiot, egal ob autointeressiert oder nicht, sagen, dass der 911 ein Sportwagen und der Seat keiner ist. Es ist denkbar einfach und offensichtlich.
Der Befragte steht also vor den beiden nebeneinander stehenden Autos und plötzlich wird ein drittes Fahrzeug hineingerollt. Es ist ein Seat Leon Cupra . Beide Seats sind 2015er, sehen sich optisch extrem ähnlich. Nun werden dem befragten die Daten zu dem Fahrzeug genannt. 350 Newtonmeter Drehmoment, 290 PS. Das alles aus einem 2.0 Liter Turbomotor.
"Das ist ein Sportwagen", denkt man sich. Dann kommt noch heraus, dass der nagelneue Porsche vor einem nur 325 PS leistet, also lächerliche 35 mehr als ein Seat, aber zu einem exorbitanten Preis. 35 PS die man bei jedem Chiptuner einholen kann um dann den 911 auf der Autobahn zu plätten. "Peinlich, das Porsche so etwas produziert", sagt der Befragte dann, stürmt raus und zum nächsten Seat Händler und bestellt sich einen Seat Leon Cupra.
Anschließend begegnete der befragte seinem Nachbarn und erzählt ihm, dass er sich einen Sportwagen gekauft hat. Er war schon so frei und überschrieb die Motorsteuereinheit, dass der Wagen die 325 PS leistet, genau wie der 997 Porsche 911. "So schnell wie ein Porsche 911" sagt er. Der Nachbar, ein treuer Leser vom Regulären Autoblog, schüttelt nur den Kopf und versucht gar nicht, ihm zu erklären, wie falsch er lag, sondern beglückwünschte ihn und arbeitete dann weiter an seinem Garten.
|
Foto: Kroatienurlaub
Mazda MX5 |
Der Befragte findet sich erneut bei einer Autoumfrage. Zusätzlich zu dem 2015 Seat Leon Diesel und Seat Leon Cupra und dem 2012 Porsche 911 Carrera wird ein viertes und letztes Auto in den Raum gerollt. Die Meinungsforscher in ihren weißen Mänteln und Laborbrillen schrieben eifrig die Ergebnisse soweit auf ihr Klemmbrett und erwarteten die letzte Antwort des Befragten.
Es war ein 1989 Mazda MX5. Ein kleines Cabriolet mit kleinen Rädern, kleinen Pedalen und großen, runden Augen. "Das sieht nicht wie ein Sportwagen aus", meinte der befragte. "Was ist da für ein Motor drin?" Ein 1,6 Liter Vierzylinder der 90 PS leistet. "90 PS?! Ahahaha. Mein Seat Leon hat über 300! Außerdem, seht euch doch mal diese Linienführung an? Wo ist die Sportlichkeit? Die Aggressivität? Die großen Felgen oder der Spoiler, die Sportlichkeit andeuten?"
Sportlichkeit andeuten. Die PS Zahlen, die Felgen, die Linienführung, die roten Bremssattel und sogar die Zeit auf dem Nürburgring. Das alles sind Andeutungen. Sie machen den Seat Leon so sehr zum Sportwagen wie es mich zum Gorilla macht, wenn ich einen Anzug kaufe und lerne, extrem gut auf Bäume zu klettern. "Was, der Gorilla hier isst weniger Bananen und Klopft sich seltener auf die Brust? Peinlich, das Gott so etwas produziert".
Aber ich bin kein Gorilla, genau so wie der Seat Leon kein Sportwagen ist. Erst recht nicht, weil ich in irgendwelchen Attributen brilliere, die Nichtwissende dem Gorilla gegeben haben und ihn so in seiner Gorillahaftigkeit definieren. Aber ist der Mazda MX5 nun ein Sportwagen? Legen wir den Mazda MX5 und den Porsche 356 ein mal nebeneinander. Um genaue Zahlen nennen zu können, nehme ich den 1989 Mazda MX5 NA und den 1965 Porsche 356C 1600 SC, jeweils die ersten und letzten Modelle ihrer Reihe.
Beide Fahrzeuge verfügen über einen 1,6 Liter Vierzylindermotor der im Mazda 90 PS und im Porsche 95 PS leistet. Beide Fahrzeuge sind extrem leicht und wiegen unter eine Tonne und sind heckgetrieben, was sie äußerst beliebt bei Fahrern gemacht hat, die ihre Fahrzeuge auf der Rennstrecke einsetzen. So verbuchte der 356 Rennerfolge quer durch Europa, während der Mazda MX5 noch heute höchste Beliebtheit in Rennmeisterschaften wie den SCCA in den USA genießen.
Und, beide Fahrzeuge verfügen über runde Scheinwerfer, wenn wir schon dabei sind. Bis auf die Tatsache, dass es den Porsche auch als Coupe mit Heckbankette gibt und der Motor auf der anderen Seite ist, unterscheidet sie, bis auf so Sachen wie der gut 30 jährige Generationsunterschied und die damit kommenden technischen Differenzen (zB. SOHC und DOHC), nichts. In beiden Fahrzeugen schlagen die selben Herzen; die, eines Sportwagens.
Aber warum genau sind der Porsche 356 und der Mazda MX5 Sportwagen und der Seat Leon Cupra mit seinen Quadrillionen PS und seinen Nürburgringzeiten, die die des ersten Lamborghini Gallardo V10 unterbieten, nicht? Ganz einfach. Denn Sportwagen definieren sich nicht strikt durch Rundenrekorde und erst recht nicht durch PS-Zahlen, sondern durch die Mentalität. Durch die Einstellung, die der Zeichner hatte, als er zum ersten mal den Stift ansetzte, um den Wagen zu zeichnen.
Es klingt einfach, aber ohne die vorhergehende Erklärung hätte der Satz keinen Sinn gemacht, nein, er wäre nicht so rübergekommen, wie er gemeint ist. Und wenn ein Sportwagen erst mit Sportwagenmentalität konzipiert worden ist, dann kann er auch nur in bestimmten Art und Weisen gebaut werden.
Ein Sportwagen muss tief sein, denn dadurch ist der Schwerpunkt niedriger und der Wagen lässt sich bei Geschwindigkeiten besser kontrollieren. Um das zu tun, muss die Aufhängung gestrafft werden, sonst setzt er auf. Dadurch leidet der Fahrkomfort, aber wir bauen einen Sportwagen, keine Staatslimousine. Der Wagen muss leicht sein, also machen wir ihn nicht unnötig groß, auch das macht ihn nicht bequemer.
Und der Antrieb darf nicht vorn liegen. Wir unterscheiden zwischen Heckradantrieb, Allradantrieb und Frontradantrieb. Jedes Konzept hat seine Vor- und Nachteile, allgemein vertrete ich aber die Meinung, dass richtige Sportwagen heckgetrieben sind. Sportwagen können auch über Allradantrieb verfügen, sind jedoch keine Sportwagen, wenn sie frontgetrieben sind.
Der Unterschied zwischen einem front- und heckgetriebenen Auto liegt in der Beschleunigung, dem Kurvenverhalten sowie der Gewichtsverteilung. Man stelle sich zwei Autos vor. Beide haben den selben 100 PS Motor, der vorn verbaut ist. Sie unterscheiden sich lediglich dadurch, dass die Kraft jeweils ein mal an die Vorder- und ein mal an die Hinterräder geleitet wird. Nun stehen sie an der Ampel.
Bei harter Beschleunigung verteilt sich das Gewicht nach hinten. Nach dem selben Prinzip wird man in die Fahrersitze gedrückt und Wasser schwappt an die hintere Wand des Gefäßes, in dem es sich befindet. Ist der Antrieb hinten, werden die antreibenden Räder auf den Asphalt gedrückt, der Reifen haftet besser und verliert nahezu keine Energie durch unnötiges durchdrehen und Rauchentwicklung. Anders beim Fronttriebler.
Dessen Räder werden entlastet und es ist weniger Energie nötig, um sie zum durchdrehen zu bringen, wobei jeder durchgedrehte Millimeter verschwendete Energie darstellt, die in Rauch und nicht in Bewegung umgewandelt wird. Befinden sich die Fahrzeuge dann jedoch erst in Fahrt, macht die Gewichtsverteiung keinen Unterschied mehr.
Das heißt, bis wir zur ersten Kurve kommen. Hierbei geht für den Fronttriebler nämlich in der Physik alles schief, was schief gehen kann. Eine Kurve unter Streckenbedingungen ist bereits eine unglaubliche Belastungsprobe für die Reifen. Nimmt man eine Kurve zu schnell, fliegt man von der Strecke. Egal, wo der Antrieb ist. Jedoch gibt es unterschiede, wie der Wagen von der Strecke fliegt.
Das Fahrzeug fährt also auf die Kurve zu. Oh nein, die vorderen Räder sind überlastet! Der Wagen schiebt über die Vorderachse hinaus statt zu lenken und ist im Inbegriff, teil dieser lustigen YouTube Videos auf der Nordschleife zu werden. Ist man im Fronttriebler, kann man nur die bremse treten und beten. Denn tritt man das Gas, geht nur Kraft an die überlasteten Vorderräder.
In einem Hecktriebler hingegen entlastet man die vorderen Räder, in dem man das Gas betätigt, da der Wagen etwas Gewicht nach hinten von den überlasteten Fronträdern weg verteilt. Demnach liegt die "Belastungsgrenze" bei heckgetriebenen Fahrzeugen auch höher, denn wenn sie mit halb-durchgetretenem Gaspedal in die Kurve fahren, werden die Räder vorn nur durch die Lenkung belastet. Das Beschleunigen übernehmen dann die Hinterräder.
Nun hat aber auch der Heckradantrieb ein Problem. Denn ein untersteuernder Fronttriebler kündigt sich an. Beschleunigt man damit in einer Kurve zu schnell, spürt man über die Lenkachse am Lenkrad, dass das Fahrzeug langsam die Kontrolle verliert und geht dann vom Gas, wodurch die Vorderräder entlastet werden, wieder an Haftung gewinnen und das Fahrzeug lenken lassen. Anders beim Heckradantrieb.
Wenn das Heck ausbricht, weil man das Gaspedal zu sehr getreten hat, ist es meist schon zu spät um vom Gas zu gehen. In dem Fall lenkt man gegen das ausbrechende Heck an und hofft, dass sich der Wagen fängt. Das Zauberwort ist also Reifenbelastung. Hätte man doch nur ein System, bei dem die Vorderräder die Heckräder im Fall von zu starker Beschleunigung so entlasten, wie es die Heckräder bei den Vorderrädern eines heckgetriebenen Autos tun.
Natürlich ist der Allradantrieb genau das. Dadurch, dass die eine Achse die andere immer entlastet, haben Allradler vor allem beim Starten und unter widrigen Bedingungen wie auf nassen, dreckigen oder verschneiten/vereisten Fahrbahnbelägen Vorteile. In der Kurve schlägt jedoch nach wie vor der Heckradler den Allradler. Denn wenn die Räder in der Kurve neben der Lenktätigkeit noch Beschleunigungskraft an die Straße leiten müssen, tritt das selbe Prinzip ein, wie bei Fronttrieblern.
Zusätzlich haben Allradler das Problem, dass die die Motorleistung auf beide Achsen aufteilen müssen. Das ist zwar beim Moment der Beschleunigung nicht wichtig, denn der Hecktriebler kann sowieso nicht seine gesamte Kraft auf die Straße setzen ohne dass die hinteren Räder Haftung verlieren. Sobald die Fahrzeuge den Startpunkt jedoch verlassen haben und die Belastung auf die Räder dadurch zurück geht, dass sie bereits in Bewegung sind, ist der Hecktriebler im Vorteil, weil sich nicht zwei Achsen die Leistung teilen müssen.
Dazu kommt, dass im Auto sowohl vorne als auch hinten Antriebe und Wellen verbaut sein müssen, was das Gewicht des Fahrzeugs erhöht und weiter die Beschleunigung und Kurvengeschwindigkeit beeinträchtigt. Genau aus diesem Grund sind Formel 1 und DTM Rennwagen auch heckgetrieben und Allradsportwagen verfügen daher auch meist über intelligente Differenzialsysteme, die die Kraftverteilung zwischen den Achsen nach Bedarf verteilen.
|
Foto: OC
Peugeot RCZ. Sportwagen? Nüüüüüp. |
Wenn ich schon dabei bin, technische Aspekte zu erklären, kann ich auch gleich etwas über die Position des Motors schreiben. Man unterscheidet zwischen vier Positionen, in denen sich der Motor befinden kann. Vorne, vornlängst, hintenlängst und hinten. Ein Volkswagen Passat hat den Motor vorn, ein Nissan Skyline vornelängst, ein Ferrari 430 hinten längst und ein Porsche 911 hinten.
Am idealsten wäre es, wenn der Motor genau unter dem Fahrer ist, damit das Gewicht vorn und hinten gleichmäßig verteilt ist, aber das ist natürlich so nicht möglich. Ideal für einen Sportwagen sind also vornelängst oder hintenlängst. In der Theorie ist ein Fahrzeug mit dem Motor hinten längst der bessere Sportwagen, weil er noch mittiger liegt als wenn er vorn längst verbaut ist, deshalb spricht man von solchen Autos auch als "Mittelmotorsportwagen", nicht jedoch, wenn der Motor vornlängst ist.
Allerdings sorgt das für "Snap-Oversteer" in Kurven. Snap-Oversteer ist, wenn ein Mittelmotorauto beim Anbremsen sein Gewicht nach vorn verlagert, wobei das Heck, welches durch Antrieb und Motor deutlich schwerer ist, als die Front, mehr Momentum fängt und praktisch versucht "die Front zu Überholen". Für ideale Beschleunigung ist daher ein Mittelmotorfahrzeug gut, für ideales Handling ein Front(längst)motorfahrzeug.
So. Also sind nur Rennwagen Sportwagen? Wenn das der Fall ist, wieso ist Leistung dann nicht wichtig? Ist ein BMW 3er Viertürer dann ein Sportwagen und ein Peugeot RCZ oder ein Renault Wind nicht? Um diese Fragen beantworten zu können, muss ich erst erklären, in was Frontradantriebe besser sind, als Heck- und Allradantriebe.
Eine Kardanwelle durchs Auto zu verlegen kostet den Fahrzeughersteller nicht nur viel Geld in der Entwicklung und der Produktion, sondern schränkt auch den Kofferraumplatz ein. Außerdem kann man auch sagen, dass Fronttriebler einfacher zu Fahren sind, denn wenn ein Auto beispielsweise von 50 km/h abbremsen muss, hilft es, wenn der Motor zusätzlich für Haftung sorgt, in dem er auf die vorderen Räder drückt.
Schließlich kann man auch sagen, dass Fronttriebler effizienter unter normalen Umständen sind, da dadurch, dass die Kraft nicht erst durch Wellen gehen muss und direkt an die Räder gegeben werden, die zu jeder Zeit durch den Motor auf die Straße gedrückt werden, die wenigste Energie verloren geht, aber wir reden hier natürlich über unglaublich kleine Mengen. Unterm Strich brilliert der Frontradantrieb also darin, nicht sportlich zu sein.
Wobei wir wieder zur Mentalität des Zeichners kommen. "Ich will ein sportliches Auto. Keinen Familienvan oder Einkaufstütentransporter", ein Sportwagen ist daher immer Heck- oder Allradgetrieben. Und hat ein Fronttriebler mehr als 100 PS, ist er erst recht kein Sportwagen, sondern lediglich ein überpowerter Einkaufswagen. Er weicht von dem ab, wofür er konzipiert wurde; ein alltagstaugliches Auto zu sein.
Genau deshalb ist der Golf GTI auch kein Sportwagen, sondern Scheiße. Und ich weiß, dass ich mir damit sicherlich Leser vergraueln werde, aber der ganze Wörthersee ist Scheiße. Denn er läuft mit solchen Pseudosportwagen nur über. Sowohl der Volkswagen Golf als auch der Seat Leon Cupra und was weiß ich, was man mir noch vorhält, sind alles Fahrzeuge, die für Alltagstauglichkeit konzipiert wurden. Um die Kinder zur Schule zu fahren, den Einkauf nachhause zu bringen und möglichst wenig im Unterhalt zu kosten.
Ich finde, der Volkswagen Golf ist ein tolles Auto. Er ist sparsam, verlässlich und leicht zu parken. Aber sobald man den Motor dann nach Valhalla und zurück turbolädt und die Aufhängung strafft, macht man eben genau das kaputt. Das Problem ist, dass es einen Markt an B1-Brudas dafür gibt, aber zu denen komme ich ein andern mal.
Wenn man einen B1-Bruda fragt, weshalb er überhaupt einen Golf GTI fährt, kommt dann so eine Antwort wie "Weil er BMWs auf der Autobahn abhängt und dabei voll den guten Kofferraum hat". Dann schaut man auf seine Mittelkonsole und sieht, dass es ein Automatik ist. "Automatik ist einfacher zu fahren und wechselt die Gänge schneller" kommt dann.
Genau wie ein Kia Picanto die ersten Porsche 356 auf der Autobahn schlägt und dabei alltagstauglicher ist. Wobei, mit einem Kia Picanto kann man weniger gut angeben, als mit einem Porsche 356 oder einem "fetten Golf alder mit fetten Felgen und Spoadauspuff der lauder is als jeder BMW. Klingt wie ein V8 alder!!".
Einen Hecktriebler zu bauen würde sich rein kostentechnisch für VW gar nicht lohnen, weil der Golf GTI so schon gut genug weg geht. Und es ist nicht so, dass ich hier meine persönliche Vendetta gegen deutsche und französische Autos führe! Toyota ist mit dem letzten Celica genau so schuldig wie Honda mit JEDEM Civic Type R.
Das Problem mit dem Renault und dem RCZ hingegen ist bemerkenswerterweise garnicht die Intention des Zeichners. Der sollte einen Sportwagen designen. Das Problem ist die Umsetzung. Denn sie sehen zwar wie Sportwagen aus und sind auch genau so unpraktisch, aber den Kofferraum kleiner machen und den Preis erhöhen, um den Wagen als Hecktriebler zu produzieren? Mon dieu, da zeigen die Hersteller die Weiße Flagge.
Nun haben wir also geklärt, was ein Sportwagen ist. Aber ein Paradoxon besteht noch. Wenn ein Sportwagen möglichst kompromisslos sein muss, dann macht der Mazda MX5 keinen Sinn. Er ist zwar heckgetrieben und leicht, schön und gut, aber er ist elend langsam und außerdem ein Cabriolet, was das Chassis etwas weniger versteift. Der Wagen ist zu günstig und langsam um nach der Logik ein Sportwagen zu sein.
Genau so wie ein BMW M3 keinen Sinn macht. Die 3er Serie von BMW wurde nicht als Sportwagen konzipiert, sondern als bequeme Limousinen und Coupés. Nicht ein mal Ferraris machen Sinn, denn sie sind zwar mechanisch top-of-the-line, verfügen aber genau wie jedes andere Auto über schwere Klimaanlagen, Musikanlagen mit Lautsprechern, Lederausstattungen, etc. etc., die den Wagen nur unnötig bequem und schwer machen. Nun. Das ist nur theoretisch richtig.
Sportwagen sind wie Diamanten. Man sucht nicht nach Perfektion, sondern nach Imperfektion. Denn der perfekte Diamant bestünde nur aus Licht. Wie auch beim Diamanten kann es keinen perfekten Sportwagen geben. Er ist daran gebunden, als Auto zu funktionieren wie Diamanten daran gebunden sind, zu Schmuck verarbeitet werden zu können
Ein kompromissloses Auto zu bauen ist unmöglich. Egal ob Luxus-, Sport- oder Geländewagen. Der Mazda MX5 brilliert darin, ein Sportwagen zu sein, der sich brillant anfühlt und günstig in Anschaffung und Unterhalt ist. Der Ferrari hingegen ist die Spitze an Ästhetik, Ingenieurskunst und Edelheit. Zwei komplett unterschiedliche Philosophien zur selben Frage.
Definition Sportwagen nach Regautoblog
Ein Sportwagen ist ein Fahrzeug, dessen einzige Aufgabe es ist, den Fahrer so sehr wie möglich ins Fahrgeschehen zu involvieren und verfügt entweder über Heck- oder Allradantrieb. Frontgetriebene Fahrzeuge sind keine Sportwagen. Ein Sportwagen kann über zwei oder vier Türen, ein Semi- oder Vollautomatikgetriebe sowie einen Diesel-, Benzin-, Erdgas- oder Wasserstoffmotor verfügen, ist jedoch in seiner pursten Form, wenn er ein Coupé mit drei Pedalen und Ganghebel ist und mit Benzin läuft.
Da die Sportwagenfrage mit unterschiedlichen Philosophien beantwortet wird (von denen Regautoblog jede, die mit Frontradantrieb zu tun hat, nicht ansieht), unterscheidet man Sportwagen in den sechs Kategorien Roadster, klassische Sportwagen, Tourenwagen, Große Tourenwagen, Rennstreckenwagen und Super-/Hypersportwagen.
Roadster
|
Foto: Autoblog.com |
Als Roadster bezeichnet man Fahrzeuge, die auf die allgemeine Sportwagendefinition nach Regautoblog zutreffen und über kein festes Dach verfügen. Das Wort Roadster kommt aus Großbritannien, alternativ bezeichnen die Italiener ihre Autos eher Spider. Roadster werden auch Speedster oder Spyder genannt, wobei diese Begriffe aus dem Motorsport stammen und Rennwagen bezeichnen. Frontgetriebene Fahrzeuge mit offenem Verdeck tragen bei Regautoblog den Namen "Cabrio".
Beispiele: BMW Z4, Porsche Boxster, Nissan S2000, Mazda MX5, Jaguar E-Type
Klassische Sportwagen
|
Bild: Autocar.co.uk |
Klassische Sportwagen ist das wohl größte Spektrum an Fahrzeugen und kommt von allen Kategorien wohl am nächsten an die allgemeine Definition nach Regautoblog heran. Klassische Sportwagen wurden mit dem einzigen Zweck konzipiert, Fahrspaß zu bereiten und müssen nicht immer Pferdestärken im Exzess zeigen, sehr wohl aber, dass es dem Modell ernst ist, sportlich zu sein, beispielsweise durch opfern von Beinfreiheit und Kofferraumvolumen für Performance.
Beispiele: Dodge Challenger, Toyota GT86, Porsche Cayman, BMW Z4 M Coupé, Toyota MR2
Tourenwagen
|
Bild: ruelspot.com |
Tourenwagen unterscheiden sich insofern von klassischen Sportwagen, dass sie auch über vier Türen sowie über großzügiger Beinfreiheit und Kopfraum im Heckbereich verfügen können und einen Teil ihres Fokus für Fahrspaß für die Fähigkeit, als Langstreckenfahrzeug zu dienen, opfern, dabei jedoch nach wie vor als Sportwagen brillieren.
Außerdem können Tourenwagen von anderen, weniger sportorientierten Modellen abstammen, was sie zu den am wenigsten puren Sportwagen der Liste macht. Nichtsdestotrotz ist der Kompromiss bei diesen Fahrzeugen ähnlich zu betrachten, wie das fehlende Dach von Roadstern, weshalb Tourenwagen nicht geringere Sportwagen sind.
Beispiele: BMW M5, Nissan Skyline GT-T, BMW 1M, Mitsubishi Lancer Evolution, BMW M3
Große Tourenwagen
|
Bild carmagazine.co.uk |
Große Tourenwagen (GTs), eher bekannt als "Grand Touring" oder "Gran Turismo" sind nicht größere oder stärkere Tourenwagen. Sie verfügen über hochpotente, große Motoren und die zu ihrer Zeit modernste und aufwendigste Technik die es gibt, um den Wagen unglaublich schnell zu machen und vereinen sie mit edelsten und komfortabelsten Innenräumen womit der Fahrer je nach Bedarf Rundenzeiten fahren und am selben Abend lange Strecken zurücklegen kann.
Beispiele: McLaren MP4-12C, Porsche 911 Carrera, Audi R8, Nissan GT-R, Corvette C7
Rennstreckenwagen
|
Foto: Road & Track |
Rennstreckenwagen oder Track-Cars bilden die letzte Stufe zwischen Renn- und Sportwagen. Sie sind noch gerade so Straßenzugelassen und als Fahrzeug für die Straße verwendbar. Zu Track-Cars zählen sowohl Homologationsmodelle als auch streckenorientierte Fahrzeuge und Rennwagen mit Straßenzulassung, wie beispielsweise Rally-Fahrzeuge oder modifizierte FIA GT-Rennwagen. Ein Rennwagen muss kein Sportwagen sein, da es auch Rennserien für non-Sportwagen gibt und Sportwagen nach der Definition von Regautoblog eine Straßenzulassung benötigen.
Beispiele: Ariel Atom, KTM X-Bow, Toyota TS020 Road Car, Mercedes CLK AMG GTR Road Car, Volkswagen Polo R WRC
Super- und Hypersportwagen
|
Foto: Car and Driver |
Die Super- und Hypersportwagen stellen den Gipfel der Sportwagen dar. Sie sind die hochentwickeltsten und teuersten Fahrzeuge, die es gibt und teilweise schneller, als sophistizierte Rennwagen. Es ist jedoch schwer, zwischen Super- und Hypersportwagen zu unterscheiden, so zählt ein Porsche 918 etwa als Hypersportwagen, obwohl er auf der Rennstrecke in etwa so schnell ist, wie ein Lamborghini Aventador SV, welcher eher als Supersportwagen eingestuft werden würde.
Beispiele: Ferrari F40, Dodge Viper ACR, Lamborghini Aventador, McLaren P1, Bugatti Veyron