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Ein paar von euch stimmen mir vielleicht schon zu oder sind selber so weit, aber manche werden den Vergleich vielleicht in Frage stellen, deshalb erlaubt mir, mich zu erklären. Der Legendenstatus des Fahrzeugs quellt aus vier Orten: Japan, Gran Turismo, Fast&Furious und der Tatsache, dass der Wagen nie außerhalb seiner Heimat verkauft wurde. Dabei dreht es sich aber meist um den GT-R, der leistungsstärksten Variante. Tatsächlich aber ist Skyline nicht immer gleich GT-R. Genau so wenig, wie 3er gleich M3 ist. Angefangen hat der Skyline in den 50er Jahren als Zwei- und Viertürer für die Mittelklasse. Bis heute änderte sich daran... genau gar nichts.
Der Skyline war nach wie vor das vertraute Coupé und die Limousine von Nissan. Mit Entstehungen verschiedener Motorsport-Meisterschaften, wie etwa der Super GT, baute sich der Motorsport-Gen des Skylines jedoch weiter aus und der Wagen wurde spätestens mit dem GT-R R32 zu einem Porsche-Fighter, welcher als einer der fortschrittlichsten Autos seiner Zeit galt und aufgrund seiner Dominanz in Tourenwagenrennen (vorallem in Australien) den Spitznamen "Godzilla" bekam, bevor er dann dafür sorgte, dass Allradantrieb auf der östlichen Erdhalbkugel verbannt wird. Ähnlich wie Audi im Westen.
Springen wir zu Ende der 90er Jahre. Nissan präsentiert die Baureihe R34, die inzwischen zehnte Generation Skyline. Der Wagen kommt, genau wie seine Vorgänger, in zahlreichen Ausführungen. Darunter auch eine Limousine mit einem 2l Reihensechszylinder Saugmotor mit 155 PS. Kein Monster, sondern ein sensibler Viertürer um den Sohn zur Schule zu bringen, um dann damit zur Arbeit zu fahren. Ein Auto so generisch wie, na ja, der BMW 3er, den es hier in Deutschland so oft gibt, dass sich seine Silhouette in unsere Netzhaut brennt, wenn wir auf der Straße die Augen zu lange aufhalten.
Auch der BMW 3er ist nicht immer ein Asphaltkrieger. Mehr als genug 3er-Kunden kaufen den Wagen nicht, weil es ein BMW 3er ist, sondern weil sie einen ordentlichen Zwei- oder Viertürer brauchen, um sie von A nach B zu bringen. Natürlich heißt das nicht, dass der Wagen keine sportliche DNA hat. Genau wie der Skyline in der nationalen Tourenwagenmeisterschaft aus Japan, der Super GT, erlebte der BMW 3er in der DTM sein sportliches Coming Out, wenn auch ein paar Jährchen früher. Wie auch der Skyline mit dem GT-R wurde der 3er mit dem M3 immer mehr vom Tourenwagen zum GT im klassischen Sinne.
Das ist er also, der Nissan Skyline. Die japanische Antwort auf die selbe Frage, die BMW mit dem 3er löste. Aber tatsächlich soll es in diesem Blogeintrag überhaupt nicht um den Skyline allgemein gehen und erst recht nicht um GT-R. Ich musste einen Kontext schaffen, aber der Kern für heute liegt im R34 GT-T, das Modell das ich fahre. Was ist er also, der GT-T? Man könnte meinen der BMW 325 aus Japan. Der schnellste nach dem schnellsten, der kleine Bruder. Weniger Auto. Der, den man sich holt, wenn man sich keinen GT-R leisten kann.
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Leider ist wahr, dass die meisten GT-Ts gekauft werden, weil die Käufer einen GT-R haben wollen, aber das Budget nicht für einen reicht. Auch in meinem Fall. Aber ich erkannte, dass der Wagen nicht weniger Auto ist, als der GT-R, sondern über einen eigenen Charakter und eine eigene Seele verfügt. Denn der GT-T spart sich den zweiten Turbo, den größeren Motor und den Allradantrieb, wodurch sich ein Leergewicht von knapp 1400 kg ergibt. Das sind über 160 kg weniger als der GT-R.
Sicher, der GT-R ist schneller. Aber der GT-T ist raffinierter. Er braucht kein ATTESA, dass die Kraft zwischen den antreibenden Rädern verteilt. Die Power geht einfach ans Heck, was zu einer immens direkten Kommunikation zwischen Fahrer und Auto führt. Gepaart mit dem geringeren Gewicht und der Tatsache, dass der Wagen ebenfalls über die HICAS Allradlenkung verfügt, sorgen seine Eigenschaften dafür, dass der Wagen in einem Umfeld bestehend aus langsamen, technischen Kurven, wo der Allradantrieb und der Leistungsunterschied nicht so leicht umgesetzt werden können, dafür, dass er durchaus mit seinem großen Bruder mithalten kann.
Zusammengefasst ist der R34 GT-T damit einer der pursten Sportwagen, die ich kenne. Das komplette Gegenstück zum R35 GT-R. Wieder etwas, dass mich an BMWs 3er erinnert. Denn welche Autos zählen noch als so pure Fahrerautos wie etwa die E30 BMWs? Der R34 GT-T ist der Bergstraßen-Kurver, der manchmal scheint, als wäre er dafür gemacht, in Italien den Stelvio Pass zu überqueren, bevor man an der Alimentara etwas Brot und Parmesan kauft. Und vor allem im rot unterstreicht das seine Europäisch-keit; etwas, das seit der Einführung des 240Zs in Nissans DNA steckt, schnelle Nissans ausmacht und etwa in Form der drei Armaturen auf der Mittelkonsole in sportlichen Nissans wie dem Skyline oder dem direkten Erben, dem 350Z, weiterlebt.
Ich stelle mich sogar auf einem Bein und sage, dass der GT-T irgendwann genau so einen Sammlerwert tragen wird, wie der GT-R. Denn auch wenn der Wagen deutlich öfter gebaut wurde, als sein großer Bruder, baut an den GT-R niemand eine Furzkanone und Supermarktfelgen. Der GT-T hingegen ist ein üblicher Verdächtiger, sei es in Deutschland, wo sie doch relativ selten sind, oder in Australien, welches aufgrund seiner Nähe zu Japan und dem ebenfalls herrschendem Linksverkehr mit Skylines überläuft.
An einen GT-R zu kommen wird easy, wenn man das entsprechende Budget hat. Aber ein serienmäßiger GT-T? Hm. Was die Besitzer dieser Fahrzeuge ausmacht, macht es aber dem Auto selbst um so schwerer in der Welt der Enthusiasten als das wahrgenommen zu werden, was er ist; ein reinrassiger Sportwagen. Sicher, Datsun 240Zs und der ein oder andere GT-R genießen ein hohes Ansehen. Aber der GT-T ist genau so, wenn nicht sogar mehr, ein zukünftiger Klassiker. Einer, der mit Porsche und Alfa Romeo bei Asphalt-Rallys um den Sieg fahren sollte und dabei Sponsorings von Alkohol- oder Tabakmarken tragen sollte.
Die Besitzer machen es dem Auto unglaublich schwer. Wenn sie keine Plastikbodykits tragen, die dem GT-R nachempfinden sollen, dann verfügen sie wenigstens über ausreichendes Baumarkttuning. Ich habe aber früh genug erkannt, dass die Schönheit meines GT-Ts in seiner Unberührtheit liegt und dass der GT-T alles andere ist, als ein abgespeckter GT-R. Der GT-R ist Godzilla, der GT-T ist Goliath. Und nachdem Nissan die Modelle Skyline (Zwei- und Viertürer) und GT-R (kompromissloser Sportler) nun in zwei geteilt hat, gehört der R34 zur letzten Bastion an klassischen Sonnenbrillen-auf-, und Hand-auf-den-Schalter-Sportwagen..
Foto: Quelle nicht auffindbar. Ich salutiere dem Besitzer aber. |
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