Mittwoch, 27. April 2016

Heilige Scheiße! Porsche plant vielleicht ein Mittelmotorauto ÜBER DEN 911!!!

Foto: Car and Driver Rendering
Okay? Okay. Cool bleiben.

Laut der britischen Autofachzeitschrift Car werden derweil Patente von Porsche überprüft, die darauf hindeuten, dass der Sportwagenkonstrukteur an einem Mittelmotorsportwagen arbeitet. Sollten Magazine wie Car and Driver recht haben, soll der Wagen als Konkurrenz zum Ferrari 488 und dem McLaren 570 antreten.

Laut ersten Berichten soll der "Porsche 960" 2019 kommen, nachdem erste Berichte und Vermutungen bereits vor zwei Jahren sprossen und einen Mittelmotor-Übercayman für 2017 vorhersahen und von einem Achtzylinder-Boxermotor (Jesus! Wie soll denn das klingen?!) befeuert werden. Gerüchte gehen sogar so weit, als dass bereits Prototypen auf Cayman-Basis existieren.

Basiert werden soll der Wagen auf die neue gemeinsame Sportwagenplattform, die vom neuen Cayman 718 über den neuen R8 bis hin zu Lamborghinis Hurácan-Nachfolger als Grund dienen soll. Car and Driver schreibt sogar von einem Quadturbo-Setup á la Bugatti Chiron, wobei ich das für unwahrscheinlich halte. Allgemein sollte man die Neuigkeiten in Verbindung mit Mittelmotoren von Car and Driver mit einer prise Salz genießen.

Nichtsdestotrotz würde ein Porsche 960 durchaus Sinn machen. Nicht nur, dass Ferdinand Piëch einen 914 mit Boxer-8 besitzt; ein solcher Motor arbeitete außerdem noch im 964 basierten Prototypen während der Entwicklung des ersten Boxsters ende der 90er. Sieht aus, als würde Porsche den Regulären Autoblog lesen.

Dienstag, 19. April 2016

Neuer Ford Mustang verkauft sich besser in Deutschland als jeder andere Sportwagen


Wisst ihr noch, als ich davon berichtete, dass der Lamborghini Centenario dem Firmengründer Ferruccio nicht gerecht wird und Jalopnik ein paar Tage später das selbe schrieb? Oder als ich die Berechtigung des Bugatti Chirons beschrieb und wenige Tage später das gleiche geschah? Sieht so aus, als wüsste ich, wovon ich schreibe.

Vor kurzem stellte ich mich auf einem Bein und wagte es, den BMW M2 in Frage zu stellen. Viel kontroverser war dabei jedoch, dass ich potentiellen M2 Käufern nahegelegt habe, sich bei amerikanischen Marken umzusehen, welche Sportwagen bauen, die für weniger Geld genau so viel Auto bieten. Man kann sich nur vorstellen, was das für einen Shitstorm gegeben hätte, wäre der Blog hier halbwegs gut besucht.

Doch da hörte es nicht auf. Einige Zeit später strahlte MotorTrend Folge 74 der Show "Ignition" aus, in der der BMW M4 gegen den Camaro SS gehetzt wurde. Das Ergebnis: Der (in den USA zumindest) $35.000 günstigere Camaro war exakt so schnell wie der M4. Gemeinsam mit dem neuen Ford GT und der Corvette C7 bilden amerikanische Sportwagen neuerdings einen riesigen Mittelfinger an die "überlegene, deutsche Ingenieurskunst".

Sie sind genau so gut ausgestattet, sei es durch Verwendung von hochwertigen Materialien im Innenraum oder komplexer Technik wie magnetischen Fahrwerken in der Mechanik - US-Sportwagen sind schon lange nicht mehr das, was das Klischee von ihnen vermuten lässt. Das, samt meiner Liebeserklärung an klassische Muscle Cars, war einer meiner letzten Blogeinträge. Dann platzte die Bombe.

Der Ford Mustang ist der meistverkaufteste Sportwagen in Deutschland im Monat März, das ergaben Verkaufsstatistiken zum Monatswechsel. Damit schlägt der Wagen BMW, Mercedes, Audi und Porsche IN IHREM HEIMATMARKT. Woran liegt das? Road&Track Autor Jack Bauruth hat es schon gesagt und ich predige sowieso schon seit lange vor dem Regulären Autoblog davon. Die Autohersteller, nicht nur in Deutschland sondern so ziemlich aus allen Ländern ausgenommen der USA seit vor einpaar Jahren, haben ihren Sportwagenfokus verloren.

In meinem nicht weniger kontroversen Blogeintrag über den verachtungswürdigen Audi RS6 habe ich es schon angedeutet; es ist weniger die Schuld der Hersteller und mehr die Schuld von kollektivem Gruppenzwang. Ähnlich wie der BMW M2 es durch gutes Marketing schafft, sich als leichtes Auto zu verkaufen, denken die Leute, dass der Audi RS6 ein guter Kompromiss ist für Leute, die einen Sportwagen wollen aber einen Kombi brauchen.

Aber anstelle dass sie sich einen Nissan Primera und einen Ferrari 360 Modena kaufen, pumpen sie das selbe Geld oder mehr lieber in diese verflixte Landyacht, welche vor kurzem den Rekord für die größten Bremsscheiben bei Serienfahrzeugen aufstellte. Natürlich, denn sobald man das Ding auch nur ein bisschen schneller auf einer kurvigen Straße bewegt, kommt Rauch aus den Keramikbremsen. Nicht mal High-End-Motorsport Teile können dieses Gewicht spurlos zum Stillstand bringen.

Dabei sind Überkombis gar nicht mal so ein großer Markt. Nein, der am schnellsten wachsende Markt, an dem die Hersteller derweil kleben, sind die grottighässlichen SUVs, kurz für "Sport Utility Vehicle". So Autos wie der BMW X6, welche zu groß sind, um gut auf der Straße oder als Sportwagen zu funktionieren aber zu tief und unausgestattet um im Gelände etwas zu taugen. Dabei tragen diese Schrankwände meist doppel so hohe Preisschilder, wie die Kombivatianten, die dann aber genau so geräumig sind.

SUVs sind der schlimmste Trend seit schnellen Fronttrieblern und dass der Markt sich so auf diese Teile stürzt, ist ein harter Schlag gegen die Sportwagensparte der verschiedenen Hersteller. Inzwischen gibt es Land Rover Sports mit Jaguar-Motoren und Sportaufhängung die die Nordschleife schneller überqueren, als so mancher Ferrari oder Porsche, oder mit dem Evogue ein von Victoria Beckham designetes Fahrzeug, damit Models damit zum Einkaufen und zurück fahren können.

Sportwagen waren schon immer ein Nischenmarkt, aber der Wachstum von SUVs ist nach wie vor eine Gefahr. Kombiniert mit ständig schärfer werdenden Emissionsgesetzen und dem Rückgang der Beliebtheit von Schaltgetrieben vergessen Autohersteller, dass es noch eine Sorte von Menschen gibt, die sehr wohl noch Fahrzeuge a lá E46 M3 oder Porsche Cayman haben wollen. Man könnte meinen, dass die Hersteller ja nur dem Trend nachgehen und das tun, was sie müssen, um sich am Leben zu erhalten.

Aber vielleicht ist das falsch.

Vielleicht haben die Autohersteller einfach nur nicht das als Paket angeboten, was uns Fahrenthusiasten zuspricht. Und wir griffen stattdessen einfach zu gebrauchten oder ausländischen Fahrzeugen, wie den Nissan 350Z oder den Lotus Elise. Zugegeben, der Porsche Cayman war ein schlechtes Beispiel, denn neuerdings bietet Porsche mit Cayman R und GT4 mehr als potente Mittelmotorsportwagen zum Bruchteil eines 911 an, auch BMW geht mit dem vorher angesprochenen M2 wieder die "Route" von pureren Sportwagen entlang.

Aber diese Autos sind alle zu teuer. Wenn man M4-Qualität und Speed von den Amis für weniger Geld bekommt, als man für einen M2 ausgeben muss, warum sollte man das tun? Wegen dem Namen? Denn der ist meiner Meinung nach der einzige Grund, weshalb es die M-Division überhaupt noch gibt. Der Ruf war es auch, weshalb die Dodge Viper, ein Sportwagen der absolut auf europäischem Niveau arbeitete, verfrüht die Showrooms verlassen musste. Ein Jammer.

Ich, zumindest, stehe auf die neuen US-Sportwagen, obwohl ich eingefleischter Japan-Fan bin. Sowohl Japan als auch Deutschland sollten sich eine Scheibe von Ford und Chevrolet abschneiden.

Montag, 11. April 2016

Berlins "Tuning"-Problem

Wassermelone
Ich war dabei, beim ein oder anderen B1 West. Ich war da am Saisonabschluss 2015 und Saisonbeginn 2016. Ich hab auch die ein oder anderen Leute kennengelernt, darunter viele sympatische Leute. Auch den ein oder anderen Freund. Aber trotzdem habe ich niemandem eine Visitenkarte für diesen Blog in die Hand gedrückt oder gefragt, ob er oder sie nicht die Facebook-Seite mit Gefällt Mir markieren oder den ein oder anderen Eintrag lesen soll. Mit gutem Grund: Ich würde mich unbeliebter machen, als ein CDU-Wähler in Prenzlauer Berg.

Ich habe es schon ein oder zwei mal angedeutet, wie zum Beispiel als ich von "B1-Brudas" schrieb. Andere nennen sie Kevins und Justins, aber das finde ich diskriminierend gegenüber richtigen Kevins und Justins. Ich rede von Leuten aus der Szene, die regelmäßig, am besten in Verbänden, zu B1 West düsen und gemeinsam attendieren. "Hurr durr, Regautoblog. Warum bist du so streng und hass-erfüllt?" In einem Wort: Enttäuschung.

Ich wusste, dass es nicht sein wird, wie in Fast & Furious. Ich wusste, dass es keine abgesperrten Straßen und heiße Frauen gibt, die den Start angeben. Aber ich habe nicht erwartet, dass diese Treffen mit so viel Schrott gefüllt sind. Noch bis vor zwei Jahren kam all mein "Wissen" aus der "Szene" aus dem Internet, bzw. verschiedenen Facebook Seiten. Tatsache waren das aber meist englisch-sprachige über Szenen aus Australien, der USA oder Japan.

Ich sah Fans von amerikanischen, europäischen und japanischen Sportwagen erhitzte Debatten miteinander führen. "Gegenseitiger Respekt" hieß dann, dass etwa ein Honda S2000 neben einem Ford Mustang steht. Ich habe nie verstanden, warum sich Leute so viel Gift gaben. Miteinander ist doch viel besser als ohne einander. Am Ende des Tages teilen wir alle die selbe Leidenschaft: Die der besonderen Autos. Egal, ob Nissan 200SX oder Lamborghini Huracan.

Ich hatte treffen erwartet, wie sie die Facebook-Seite "Downshift" manchmal teilt. Hier ein Mustang, da ein Silvia, dort ein BMW, wo anders was anderes. Stattdessen gab es ein Meer an Autos der Volkswagen-Gruppe. Ich verstehe ja, dass diese Autos hier beliebt sind, denn sie sind eben die erste Wahl an Alltagsfahrzeugen in Deutschland und Europa. Aber wieso kommen sie so zahlreich zu Autotreffen?

Ich stieß schließlich auf verschiedene Facebook-Seiten der Fotografen, die um den Platz rannten und Fotos schossen. Da man ja meistens in Bewegung ist, um sich die Autos anzuschauen, bemerkt man nicht, ob das eigene Auto jetzt abgelichtet wurde oder nicht. Mein Nissan zog recht viel Aufmerksamkeit auf sich; ich wurde gebeten, die Motorhaube mal auf zu machen, gefragt, wie es ist, rechts zu fahren, ob es leicht war, den Wagen zu importieren und anzumelden und ein mal wurde der Wagen vor meiner Haustür forografiert und ich wurde gefragt, ob es der selbe sei, wie der auf dem Foto.

Ich habe hin und wieder auch Leute im Auto sitzen lassen und bekam das ein oder andere Kompliment. Trotz dieser ganzen Aufmerksamkeit von anderen Besitzern und Besuchern fand ich aber nicht ein Foto von meinem Auto auf besagten Fotoseiten. Auch mein Kumpel mit seinem RX8 spürte keine Liebe von der "Presse". Aber genau neben unseren beiden roten japanischen FR-Sportwagen saßen eine Reihe an knallgelben Volkswagen und Skodas. Davon wurden mehrere Bilder geschossen.

Versteht mich jetzt nicht falsch, mich könnte es gar nicht weniger jucken, ob mein Auto jetzt fotografiert wird oder nicht. Aber wenn ihr - unabhängig von eurem Autogeschmack - zwei Autos vor euch stehen haben würdet. Einen Skoda Fabtavia oder wie die Dinger heißen oder einen Nissan Skyline.. Welchen würdet ihr fotografieren? Es ist nicht nur mein Skyline. Genau so wurden verschiedene andere Imports aus den USA und Japan "ignoriert".

Corvette C4, Lancer Evos, du nennst es und die "Presse" ignoriert sie. Für jeden nicht-deutschen Hecktriebler kommen zwei Opel Astra. Ich ging noch regelmäßig hin, aber bis auf größere Events wie zB. dem Saisonabschluss waren die einzigen non-deutschen Autos der Mazda von meinem Kumpel und mein Nissan. Ich hatte mich echt gefragt, was das Problem der deutschen Autoszene ist und kam schließlich drauf.

Mein erstes mal bei B1 West war, nachdem ich einen anderen Skyline Fahrer kennen lernte. Ich dachte zu erst, wir würden den selben Wagen fahren, aber es stellte sich heraus, dass sein R34 ein GT, also ohne Turbo und mit 80 PS weniger, und Tiptronik-Schaltung war. Und wieder: Versteht mich nicht falsch! Ich bin der ABSOLUT letzte, der sagt, dass sein Skyline "weniger Skyline" ist, als etwa meiner. Er hätte auch den 2 Liter Viertürer haben können und ich fände es genau so cool.

Ich spreche seinen Skyline deshalb an, weil wir nebeneinander standen. Sein Fahrzeug war ausgestattet mit einem after-market Auspuff und Flügel sowie einem Subwoofer im Kofferraum und einem Stickerbomb-Aufkleber auf seiner Motorhaube. Schließlich nahm er den Plastikdeckel vor den Radmuttern ab und schwärzte die Serienfelgen mit Plastidip. Bis auf diese kleinen Spielereien an der Optik war der Wagen aber knochentrocken Serie.

Und wieder: Ich sage nicht, dass mein Auto mehr Skyline ist als seiner. Ich will weder sein Auto runtermachen, noch meines hochloben. Aber wenn neben meinem GTT ein GT-R stehen würde, dann würde man meinen, der GT-R würde mehr abgelichtet werden, oder? Ich meine es hat einen Grund, dass der Wagen seltener ist und eben mehr kostet. Genau so ist es mit einem Handschalter GTT verglichen zu einem Tiptronik GT. Aber trotzdem wurde sein Auto von allen Winkeln forografiert und vielfach auf Facebook geteilt.

Obwohl es kein Volkswagen ist! Wieso? Weil Tuning. "Tuning". Also Aufkleber, eine fette Box im Kofferraum und eine Brülltüte. Wenn man also "Street Cred" by B1 West bekommen möchte, geht man am besten so vor. Man kaufe sich für 500€ einen Golf 3, für 250€ Audi-Felgen, baue ein neues Radio mit großen Lautsprechern ein, einen großen Endtopf und für die ganz krassen Experten einen Sportluftfilter auf den sonst 100% serienmäßigen Motor. Dann investiert man knapp 200€ in verschiedene Teile aus der Autoabteilung beim Baumarkt (wie zB. beleuchtete VW-Zeichen) und wieder knapp 1000€ in Folierungen. Das ist zwar der teuerste aber auch der wichtigste Teil des Fahrzeugs.

Fertig ist das "getunte" Fahrzeug für knapp 2000€. Die "Presse" wird dich lieben! Deutlich mehr, als wenn du mit einem serienmäßigen Golf 3 GTI "ankommst". Verstehst du, was ich sagen will? Wenn ich ein Metalrohr an meinen Nissan tue, dass groß genug ist, als dass meine Faust reinpasst und dazu die billigsten BBS-Abklatschen die ich finde aus dem Internet bestelle und an den Wagen schraube und schließlich hier und da von Obi ein paar LCD-Leisten und Aufkleber ran tue - also praktisch richtig auf den Wagen scheiße - dann wird er "cool"!

Jemand kommt mit einem echten, 30 Jahre alten Ford F150 aus Amerika? SCHEISS DRAUF, DA STEHT EIN SCHWARZ-GRÜNER GOLF 3 MIT AUFKLEBERN AUF DER HAUBE! Fotografieren. Es soll wirklich nicht so klingen, als würde ich über die Leute urteilen, die nicht die Mittel haben, sich etwas besonderes zu kaufen aber ich bin der Meinung, dass Tuning immer Funktion über Form als Philosophie tragen sollte und das Auto nicht dafür da ist, um damit auf sich aufmerksam zu machen.

Es sollte an aller erster Stelle um die Autos gehen, ein Autotreffen muss kein "Tuningtreffen" sein. Aber selbst wenn; die Autos bei B1 West sind keine "Tuner", sie sind Baumarktmobile und Dieseldosen mit zu großen Felgen und grellen Farben. Nur ein Gedanke ging in das Design von Fahrzeugen wie dem Seat Leon oder dem Skoda Fabtavia: Verkaufszahlen.

Keine Emotion, kein Mittel zum Spaß. Verkaufszahlen. Der Wagen muss so generisch sein, wie es nur geht, damit er so viele Menschen wie möglich anspricht. Und wenn man ihn gelb färbt und 19-Zöller ran klatscht, ändert es genau nichts daran. Vergesst die Golf 3s, die ganze Neuwagen-Volkswagen-Gruppe-Horde ist die schlimmste. Sie stellen sich da hin mit ihren 20.000€-Seats und Skodas. Geld, aus denen sie Porsche 944 oder Ford Mustangs hätten kaufen können, und denken sie seien cool, worin sie bestätigt werden, in dem ihre 08/15-Autos in den sozialen Netzwerken landen.

Denn sie sind getunt. Fahren sich zwar wie der 4 Jahre alte Volkswagen Sharan vom Nachbarn mit 4 Kindern, der von Autos so viel hält wie von Frauenfußball (es ist ihm gleichgültig), aber hey GELB und FELGEN. Gemeinsam machen Golf-3- und Seat Leon-Horde etwa 95% aller B1 West Attendierer aus. Das Problem der Berliner Autoszene ist, dass sich absolute Schrottmühlen zur Norm entwickelt haben, denn Tuning ist in Deutschland teurer und aufwendiger als wo anders, während der domestische Markt vollgepumpt mit geschmackslosen Ekonoboxen ist.

Foto: Downshift
Australisches Autotreffen
Jop. Das ist ein Golf. Ist doch schön, etwas Diversität zu haben.
Foto: nobraking.com / Cars and Coffee
Amerikanisches Autotreffen
Man bemerke die Vielfalt an Fahrzeugen. Wenn aber Golf 3s die Parkplätze fluten würden, kämen die Ferrari sicher nicht zurück

Foto: B1 West Tuningtreffen am Samstag
Ratet mal das Land
Es wird immerhin besser. Immer mehr US und Japan Imports trauen sich hin. Sogar der ein oder andere Porsche und Jaguar und letztens sogar Lamborghini kamen vor. Erst zu Saisonbeginn traf ich einen unglaublich netten FB RX7 Fahrer. Aber wie lange wird es dauern, bis das "Tuningtreffen" Merkt, dass es nur ein Baumarktbastelertreffen ist? Dass "ich habe mir mühe gegeben" nicht gleich gut bedeutet? Dass ein Auto nur weil es laut und grell ist, noch lange nicht gut aussieht? Dass Golf 3s und Skodas und Seats keine besonderen Autos sind, egal wie viele Sticker man aufklebt?

Sonntag, 10. April 2016

Maßgeschneiderte italienische Sportwagen

Foto: Effeffe
In den 60er Jahren war das Handwerk der Coachbuilders in Italien sehr gefragt. Der Prozess war denkbar einfach. Man gehe zu einem Karosseriebauer, gebe ihm Geld und er designed dir eine Hülle nach deinem Geschmack, die du je nach Belieben mit Teilen ausstatten kannst, damit der Wagen sich auch so fährt und Eigenschaften besitzt, wie du es möchtest.

Besonders Coachbuilds auf amerikanischer Basis waren beliebt, wie etwa Corvette oder Caddilac
aufgrund ihrer Verlässlichkeit und günstigen Wartung. Es gibt bekanntere und weniger bekannte Coachbuilds, zweiteres trifft zum Beispiel auf die legendenumworbene Baretta-Ferarrina zu. Um solch einen Coachbuild handelt es sich auch beim oben dargestellten Fahrzeug.

Wenn man es nicht besser wüsste, würde man als Baujahr so 1960 schätzen, richtig? Tatsächlich handelt es sich aber nicht um einen Scheunenfund, der 50 Jahre lang in einer ländlichen Gegend Italiens vor sich hin staubte, sondern um einen 2016 gebauten Kleinseriewagen, welcher auf den Namen "Effeffe Berlinetta" hört.

Vor zwei Jahren debutierte der Wagen beim Concorso d'Eleganza Villa d'Este und kommende Woche soll die offizielle Präsentation in Monaco stattfinden. Befeuert wird der Wagen von einem 2 Liter Alfa Romeo Motor, dessen Basis in den 70er Jahren datiert. Ausgestattet mit zwei Vergasern soll der Wagen 180 PS leisten.

Äußerlich deutet nichts darauf hin, dass der Wagen jünger ist, als, öhm, ich. Für sein Geld bekommt man ein 100% handgebautes Fahrzeug mit personalisierter Chassis-Abstimmung und personalisiertem Interieur samt Matteograssi Leder und hölzernem Nardi Lenkrad. Das Paket kann man sein Eigen nennen für etwa 280.000€.

Die Effeffe ist ein Coachbuild, wenn auch nicht im traditionellen Sinne. Normalerweise werden diese Fahrzeuge nicht in mehreren Stücken gebaut und verkauft. Trotzdem kann man den Effeffe nicht mit dem Lamborghini 3500GT vergleichen, denn beim Lamborghini war alles in Eigenanfertigung entstanden, bis auf Chassis und Motor, welche jedoch von Lamborghini in Auftrag gegeben wurden.

Trotzdem tut die Effeffe das, was sie soll, gut. Ihr Objektiv ist es nicht, wie bei anderen Coachbuilds, die Eigenschaften von, etwa, einem günstigen und verlässlichen amerikanischen V8s mit den Linien eines 60er Jahre Sportcoupés aus Italien zu vereinen, sondern ein vollwertiger Sportwagen aus der Zeit sein, nur eben heute gebaut. Daher ziehe ich meinen Hut vor Effeffe.

Wenn ich einen Coachbuild in Auftrag geben würde, fiele meine Wahl auf einen japanischen Motor. Ich würde natürlich keinen CA18 oder SR20 verwenden, das würde der Linienführung nicht gerecht werden. Aber ein Boxermotor von Subaru? Oder ein handgebauter RB26 von Nissan? Man stelle sich nur ein mal vor, wie diese Motoren dann klingen, wenn man erst die Turbolader entfernt.

Es wäre das perfekte Auto für den Stelvio Pass. Aber leider stehen die Chancen schlecht, als dass ich je einen Coachbuild in Auftrag geben könnte, deshalb höre ich besser auf zu träumen.

Mittwoch, 6. April 2016

Skyline Underdog



Foto: Initial D

Wenn Leute den Namen 'Nissan Skyline' hören, denken sie oft an das Wort 'Legende'. Dabei ist der Wagen eigentlich alles andere als das. Auch ich erwartete ein feuerspeiendes Drift-Monster, dessen Sound urzeitliche Instinkte in uns anregt und Angsthormone freisetzt, wie als würden wir ein Raubtier röhren hören. Ich dachte die Aufhängung sei straff, die Sitze unbequem und der Kofferraum klein. Denn es ist ein Nissan Skyline, ein kompromissloser Sportwagen. Die Realität holte mich aber schließlich ein. Und ich kam zum Entschluss, dass der Wagen ein Äquivalent in Deutschland hat: Den BMW 3er.

Ein paar von euch stimmen mir vielleicht schon zu oder sind selber so weit, aber manche werden den Vergleich vielleicht in Frage stellen, deshalb erlaubt mir, mich zu erklären. Der Legendenstatus des Fahrzeugs quellt aus vier Orten: Japan, Gran Turismo, Fast&Furious und der Tatsache, dass der Wagen nie außerhalb seiner Heimat verkauft wurde. Dabei dreht es sich aber meist um den GT-R, der leistungsstärksten Variante. Tatsächlich aber ist Skyline nicht immer gleich GT-R. Genau so wenig, wie 3er gleich M3 ist. Angefangen hat der Skyline in den 50er Jahren als Zwei- und Viertürer für die Mittelklasse. Bis heute änderte sich daran... genau gar nichts.

Der Skyline war nach wie vor das vertraute Coupé und die Limousine von Nissan. Mit Entstehungen verschiedener Motorsport-Meisterschaften, wie etwa der Super GT, baute sich der Motorsport-Gen des Skylines jedoch weiter aus und der Wagen wurde spätestens mit dem GT-R R32 zu einem Porsche-Fighter, welcher als einer der fortschrittlichsten Autos seiner Zeit galt und aufgrund seiner Dominanz in Tourenwagenrennen (vorallem in Australien) den Spitznamen "Godzilla" bekam, bevor er dann dafür sorgte, dass Allradantrieb auf der östlichen Erdhalbkugel verbannt wird. Ähnlich wie Audi im Westen.

Springen wir zu Ende der 90er Jahre. Nissan präsentiert die Baureihe R34, die inzwischen zehnte Generation Skyline. Der Wagen kommt, genau wie seine Vorgänger, in zahlreichen Ausführungen. Darunter auch eine Limousine mit einem 2l Reihensechszylinder Saugmotor mit 155 PS. Kein Monster, sondern ein sensibler Viertürer um den Sohn zur Schule zu bringen, um dann damit zur Arbeit zu fahren. Ein Auto so generisch wie, na ja, der BMW 3er, den es hier in Deutschland so oft gibt, dass sich seine Silhouette in unsere Netzhaut brennt, wenn wir auf der Straße die Augen zu lange aufhalten.

Auch der BMW 3er ist nicht immer ein Asphaltkrieger. Mehr als genug 3er-Kunden kaufen den Wagen nicht, weil es ein BMW 3er ist, sondern weil sie einen ordentlichen Zwei- oder Viertürer brauchen, um sie von A nach B zu bringen. Natürlich heißt das nicht, dass der Wagen keine sportliche DNA hat. Genau wie der Skyline in der nationalen Tourenwagenmeisterschaft aus Japan, der Super GT, erlebte der BMW 3er in der DTM sein sportliches Coming Out, wenn auch ein paar Jährchen früher. Wie auch der Skyline mit dem GT-R wurde der 3er mit dem M3 immer mehr vom Tourenwagen zum GT im klassischen Sinne.

Das ist er also, der Nissan Skyline. Die japanische Antwort auf die selbe Frage, die BMW mit dem 3er löste. Aber tatsächlich soll es in diesem Blogeintrag überhaupt nicht um den Skyline allgemein gehen und erst recht nicht um GT-R. Ich musste einen Kontext schaffen, aber der Kern für heute liegt im R34 GT-T, das Modell das ich fahre. Was ist er also, der GT-T? Man könnte meinen der BMW 325 aus Japan. Der schnellste nach dem schnellsten, der kleine Bruder. Weniger Auto. Der, den man sich holt, wenn man sich keinen GT-R leisten kann.

Foto: Regulärer Autoblog

Leider ist wahr, dass die meisten GT-Ts gekauft werden, weil die Käufer einen GT-R haben wollen, aber das Budget nicht für einen reicht. Auch in meinem Fall. Aber ich erkannte, dass der Wagen nicht weniger Auto ist, als der GT-R, sondern über einen eigenen Charakter und eine eigene Seele verfügt. Denn der GT-T spart sich den zweiten Turbo, den größeren Motor und den Allradantrieb, wodurch sich ein Leergewicht von knapp 1400 kg ergibt. Das sind über 160 kg weniger als der GT-R.

Sicher, der GT-R ist schneller. Aber der GT-T ist raffinierter. Er braucht kein ATTESA, dass die Kraft zwischen den antreibenden Rädern verteilt. Die Power geht einfach ans Heck, was zu einer immens direkten Kommunikation zwischen Fahrer und Auto führt. Gepaart mit dem geringeren Gewicht und der Tatsache, dass der Wagen ebenfalls über die HICAS Allradlenkung verfügt, sorgen seine Eigenschaften dafür, dass der Wagen in einem Umfeld bestehend aus langsamen, technischen Kurven, wo der Allradantrieb und der Leistungsunterschied nicht so leicht umgesetzt werden können, dafür, dass er durchaus mit seinem großen Bruder mithalten kann.

Zusammengefasst ist der R34 GT-T damit einer der pursten Sportwagen, die ich kenne. Das komplette Gegenstück zum R35 GT-R. Wieder etwas, dass mich an BMWs 3er erinnert. Denn welche Autos zählen noch als so pure Fahrerautos wie etwa die E30 BMWs? Der R34 GT-T ist der Bergstraßen-Kurver, der manchmal scheint, als wäre er dafür gemacht, in Italien den Stelvio Pass zu überqueren, bevor man an der Alimentara etwas Brot und Parmesan kauft. Und vor allem im rot unterstreicht das seine Europäisch-keit; etwas, das seit der Einführung des 240Zs in Nissans DNA steckt, schnelle Nissans ausmacht und etwa in Form der drei Armaturen auf der Mittelkonsole in sportlichen Nissans wie dem Skyline oder dem direkten Erben, dem 350Z, weiterlebt.

Ich stelle mich sogar auf einem Bein und sage, dass der GT-T irgendwann genau so einen Sammlerwert tragen wird, wie der GT-R. Denn auch wenn der Wagen deutlich öfter gebaut wurde, als sein großer Bruder, baut an den GT-R niemand eine Furzkanone und Supermarktfelgen. Der GT-T hingegen ist ein üblicher Verdächtiger, sei es in Deutschland, wo sie doch relativ selten sind, oder in Australien, welches aufgrund seiner Nähe zu Japan und dem ebenfalls herrschendem Linksverkehr mit Skylines überläuft.

An einen GT-R zu kommen wird easy, wenn man das entsprechende Budget hat. Aber ein serienmäßiger GT-T? Hm. Was die Besitzer dieser Fahrzeuge ausmacht, macht es aber dem Auto selbst um so schwerer in der Welt der Enthusiasten als das wahrgenommen zu werden, was er ist; ein reinrassiger Sportwagen. Sicher, Datsun 240Zs und der ein oder andere GT-R genießen ein hohes Ansehen. Aber der GT-T ist genau so, wenn nicht sogar mehr, ein zukünftiger Klassiker. Einer, der mit Porsche und Alfa Romeo bei Asphalt-Rallys um den Sieg fahren sollte und dabei Sponsorings von Alkohol- oder Tabakmarken tragen sollte.

Die Besitzer machen es dem Auto unglaublich schwer. Wenn sie keine Plastikbodykits tragen, die dem GT-R nachempfinden sollen, dann verfügen sie wenigstens über ausreichendes Baumarkttuning. Ich habe aber früh genug erkannt, dass die Schönheit meines GT-Ts in seiner Unberührtheit liegt und dass der GT-T alles andere ist, als ein abgespeckter GT-R. Der GT-R ist Godzilla, der GT-T ist Goliath. Und nachdem Nissan die Modelle Skyline (Zwei- und Viertürer) und GT-R (kompromissloser Sportler) nun in zwei geteilt hat, gehört der R34 zur letzten Bastion an klassischen Sonnenbrillen-auf-, und Hand-auf-den-Schalter-Sportwagen..

Foto: Quelle nicht auffindbar. Ich salutiere dem Besitzer aber.

Dienstag, 5. April 2016

Unbeliebte Meinung: Lasst Leute mit ihrem Geld machen, was sie wollen

"Diese reiche Idioten verdienen ihre Sportwagen nicht"
"Jemand sollte diese Autos ihren Besitzern wegnehmen und sie befreien"

Ich verstehe nicht, wie man so wenige Probleme im Leben haben kann, um darüber zu urteilen, was Leute mit ihren Autos machen. Natürlich ist es traurig, wenn ein seltener Klassiker vor sich her rosten oder durch einen Unfall oder unnötige und geschmackslose Modifizierungen ruiniert werden. Aber Leute, die ihre Zeit dafür investieren, einen Kommentar oder einen Forenbeitrag darüber zu posten, dass es falsch ist, was ANDERE mit ihrem Geld machen, ist einfach nur hobbylos.

Und hier ist, warum es hobbylos und vor allem absolut ultimativ sinnlos ist. Toyota musste Ende der 90er eine Straßentaugliche Variante des TS020 Le Mans Rennwagen bauen. Genau wie Mercedes auch, mit dem Unterschied, dass die Silberpfeile an Leute verkauft wurden. Vom Toyota hingegen gibt es lediglich zwei Exemplare. Eines in einem Toyota Museum in Japan und ein weiteres im Hauptquartier der Toyota Motorsport GmbH in Köln, aus denen die ehemaligen Formel 1 Boliden und heutigen Le Mans Prototypen der japanischen Marke kommen.

Diese Autos stauben jetzt in Hallen vor sich her, schon für den besseren Teil von 20 Jahren. Es ist nicht "irgend ein reicher Idiot, der das Auto nicht verdient", wie so viele eifersüchtige 15 jährige ohne Führerschein schluchzen, sondern Toyota selbst. Währenddessen rosten im Keller vom Sultan von Brunei verschiedene Fahrzeuge, darunter mehrere (!) Ferrari 250 GTO. Ein paar tausend Kilometer weiter werden Nissan Skylines "ge-bozo-t" und Chevrolet Corvettes "ge-donk-t". Natürlich wären die Dinge ganz anders, wenn etwa ich der Besitzer wäre. Aber seht ihr mich hier darüber rumkotzen, was ANDERE mit ihrem Eigentum machen?

Das schlimmste ist, dass der oben gezeigte Post vom CarThrottle Account in meinem Newsfeed gelandet ist. Klar, es sorgt für Diskussionen und damit für Reach. Aber es sorgt nicht dafür, dass ich noch lange Beiträge von diesen Lappen sehen möchte. Dieser Platz in meinem Newsfeed hätte die Präsentation eines neuen Sportwagens einnehmen können. Oder ein Autotest. Oder eine interessante Diskussion. Stattdessen hetzt man gegen andere soziale Klassen auf. Man stelle sich vor, all die oben genannten Fälle würden in unseren Feeds landen.

Allgemein wird CarThrottle zum Kindergarten der Autoszene. Anscheinend haben sie damit eine Lücke gefunden und sammelten so Anhänger, die die kleine Plattform wiederum zu einer großen wachsen ließ. Ständig drehen sich die Inhalte um Fahranfänger und Rennsimulationen. Deshalb besteht die Mehrheit an Fans auch aus besagten eifersüchtigen 15 jährigen Heulbabies ohne Führerschein. Solche Leute lieben einfache, provokative Beiträge ohne Tiefe. Und wenn man sie in Frage stellt, wird man natürlich angegriffen. Aber um das Thema abzuschließen...

Abgesehen davon, dass man die Geschichte des in Frage gestellten Autos nicht kennt, ist es retardiert, anderen vorschreiben zu wollen, was sie mit ihrem Geld zu tun haben und zeugt meiner Meinung nur von Besitzkomplexen sowie einer fehlenden Tiefe, sich in richtigen Autodiskussionen zu engagieren. Ich kann und will sowas nicht verbieten, aber ich kann und will mich von sowas distanzieren. Und ich empfehle es weiter.

Montag, 4. April 2016

Großer Motor, nichts dahinter? Der Amerikanische Sportwagen.


Ich hasse amerikanische Autos. Vor allem so große. Muscle Cars aus den 60ern und 70ern. Sie sind nichts weiter als übergroße Landyachten, die zwar große Motoren haben, aber technisch so rückständig sind, dass sie schon zu ihrer Zeit auf der Rennstrecke nichts rissen und nichts können, als gerade aus zu fahren.

Dass das meine Meinung sei, würde man meinen, als Fahrer eines aus Japan importierten Nissans mit einem drittel an Hubraum und Turbolader. Und hätte man mich noch vor ein paar Jahren gefragt, was ich über solche Autos denke, wäre meine Antwort vielleicht nicht viel anders gewesen. Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich begriffen, dass sie weit mehr sind, als zwei Tonnen Ölkrise auf Rädern.

Ich habe keinen Schimmer von Muscle Cars. Ich habe keinen Schimmer was das für ein Auto ist, da auf dem Bild. Nicht verwunderlich, denn als der Wagen vom Band rollte, waren meine Eltern wahrscheinlich jünger als ich heute. Und das muss ich auch nicht, denn was ich weiß ist, dass Muscle Cars die wohl charakterreichsten Fahrzeuge der Welt sind. Keine anderen Autos klingen so brachial oder sehen so spektakulär aus, weshalb sie auch über mehr Temperament verfügen, als kaum eine andere Kategorie an Autos. Auf der ganzen Welt. Aller Zeiten.

Sie sind ein Mittelfinger an den Alltag und an Uniformität. Das Gefühl, dass man hat, wenn man als non-Mucle Car-Fahrer an einem Muscle Car vorbei geht, ist ein komisches. Man fühlt sich nicht aufgeregt oder überrascht, zumindest nicht nur. Man fühlt sich eingeengt. Man fühlt sich gefangen zwischen hohen Gebäuden, Hemden und Kleinwagen. Und wenn man den Wagen ansieht, könnte man schwören, man sieht sich mit Sonnenbrille im T-Shirt die Route 66 gen Freiheit entlang rollen, bevor man realisiert, dass der Wagen nicht der eigene ist.

Der Grund für diese Wirkung auf uns ist der Einfachheit dieser Fahrzeuge geschuldet. Parkassistent und Traktionskontrolle? Muscle Cars haben nicht ein mal eine elektronische Motorsteuereinheit. Und ich denke genau hier liegt die Brillanz. Denn Sportwagen müssen keine guten Rennwagen sein. Und auch keine guten Alltagsfahrzeuge. Sportwagen müssen in aller erster Linie aufregend sein und das Fahren in den Vordergrund stellen. Das unterscheidet einen 90 PS Vierzylinder Porsche 356 von einem 290 PS Seat Leon.

Um ein Muscle Car schnell zu bewegen benötigt es Können. Um ein Muscle Car (vorallem in Ländern, in denen sie nie verkauft wurden) zu unterhalten, erfordert Hingabe. Genau deshalb wollen Mädchen auch Freunde mit "einem Auto wie das aus Supernatural", sie sollen aufregend, intelligent, cool und hingebungsvoll sein. Und was unterstreicht das mehr als ein Plymouth oder ein Pontiac? Ich fürchte kein Nissan.

Schlussendlich sind der Ford Gran Torino, der ab und zu in meiner Straße stand, und mein Nissan aber gar nicht so verschieden. Klar, die Autos selbst sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht, aber beide Autos sorgen dafür, dass kleine Kinder "Guck mal Mama" rufen und ihre Kugelrunden Augen mit Begeisterung füllen. Beide haben lange Reisen hinter sich und kommen auf Orten mit anderen Kulturen und Sitten, anderen Straßen, anderen Städten. Und wenn ich nicht mit Paul Walker sondern mit Burt Reynolds aufgewachsen wäre, wer weiß, dann stünde jetzt vielleicht ein Trans-Am in meiner Garage.


Nun sind aber fast 60 Jahre seit Anbeginn der Muscle Car Era vergangen und der amerikanische Sportwagen definiert sich nicht mehr mit ihnen. Klar, wir haben da den Dodge Challenger, der genau so groß, laut und unsophistiziert ist wie sein Großvater. Aber jede der großen Marken verfügt nun über ein Entwicklungszenter auf dem Nürburgring. "Kann keine Kurven"? Die Dodge Viper ACR war auf insgesamt 13 Rennstrecken schneller als der Porsche 918.

"Unmodern"? Sogar im Camaro SS von der Stange befinden sich hochleistungsfähige Getriebe und andere modernste Technik, wie ein magnetisches und verstellbares Fahrwerk, was den Wagen für den halben Preis so schnell macht, wie etwa einen BMW M4. Und mit jeder Generation an Corvette wird der Wagen immer fortschrittlicher und schneller. Inzwischen ist sie ein fester Ferrari-Konkurrent. Und das Sportwagenspektrum geht noch weiter.

Mit den Vierzylinder-Turbos und den V6 Motoren gibt es Camaros und Mustangs auch in leicht, (noch) güstig(er) und agil. Damit sind diese Fahrzeuge genau so Konkurrenz für Mercedes und Jaguar wie für BMW und Nissan. Und mit dem Ford Focus RS betritt Ford sogar Subaru-Territorium. Erfolgreich. Wir merken also; egal wo die Priorität liegt - sei es Technik, Rundenzeiten, Ampelrennen, Aussehen, Gefühl oder Klang - die besten Sportwagen kommen aus Amerika.