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Wassermelone |
Ich war dabei, beim ein oder anderen B1 West. Ich war da am Saisonabschluss 2015 und Saisonbeginn 2016. Ich hab auch die ein oder anderen Leute kennengelernt, darunter viele sympatische Leute. Auch den ein oder anderen Freund. Aber trotzdem habe ich niemandem eine Visitenkarte für diesen Blog in die Hand gedrückt oder gefragt, ob er oder sie nicht die Facebook-Seite mit Gefällt Mir markieren oder den ein oder anderen Eintrag lesen soll. Mit gutem Grund: Ich würde mich unbeliebter machen, als ein CDU-Wähler in Prenzlauer Berg.
Ich habe es schon ein oder zwei mal angedeutet, wie zum Beispiel als ich von "B1-Brudas" schrieb. Andere nennen sie Kevins und Justins, aber das finde ich diskriminierend gegenüber richtigen Kevins und Justins. Ich rede von Leuten aus der Szene, die regelmäßig, am besten in Verbänden, zu B1 West düsen und gemeinsam attendieren. "Hurr durr, Regautoblog. Warum bist du so streng und hass-erfüllt?" In einem Wort: Enttäuschung.
Ich wusste, dass es nicht sein wird, wie in Fast & Furious. Ich wusste, dass es keine abgesperrten Straßen und heiße Frauen gibt, die den Start angeben. Aber ich habe nicht erwartet, dass diese Treffen mit so viel Schrott gefüllt sind. Noch bis vor zwei Jahren kam all mein "Wissen" aus der "Szene" aus dem Internet, bzw. verschiedenen Facebook Seiten. Tatsache waren das aber meist englisch-sprachige über Szenen aus Australien, der USA oder Japan.
Ich sah Fans von amerikanischen, europäischen und japanischen Sportwagen erhitzte Debatten miteinander führen. "Gegenseitiger Respekt" hieß dann, dass etwa ein Honda S2000 neben einem Ford Mustang steht. Ich habe nie verstanden, warum sich Leute so viel Gift gaben. Miteinander ist doch viel besser als ohne einander. Am Ende des Tages teilen wir alle die selbe Leidenschaft: Die der besonderen Autos. Egal, ob Nissan 200SX oder Lamborghini Huracan.
Ich hatte treffen erwartet, wie sie die Facebook-Seite "Downshift" manchmal teilt. Hier ein Mustang, da ein Silvia, dort ein BMW, wo anders was anderes. Stattdessen gab es ein Meer an Autos der Volkswagen-Gruppe. Ich verstehe ja, dass diese Autos hier beliebt sind, denn sie sind eben die erste Wahl an Alltagsfahrzeugen in Deutschland und Europa. Aber wieso kommen sie so zahlreich zu Autotreffen?
Ich stieß schließlich auf verschiedene Facebook-Seiten der Fotografen, die um den Platz rannten und Fotos schossen. Da man ja meistens in Bewegung ist, um sich die Autos anzuschauen, bemerkt man nicht, ob das eigene Auto jetzt abgelichtet wurde oder nicht. Mein Nissan zog recht viel Aufmerksamkeit auf sich; ich wurde gebeten, die Motorhaube mal auf zu machen, gefragt, wie es ist, rechts zu fahren, ob es leicht war, den Wagen zu importieren und anzumelden und ein mal wurde der Wagen vor meiner Haustür forografiert und ich wurde gefragt, ob es der selbe sei, wie der auf dem Foto.
Ich habe hin und wieder auch Leute im Auto sitzen lassen und bekam das ein oder andere Kompliment. Trotz dieser ganzen Aufmerksamkeit von anderen Besitzern und Besuchern fand ich aber nicht ein Foto von meinem Auto auf besagten Fotoseiten. Auch mein Kumpel mit seinem RX8 spürte keine Liebe von der "Presse". Aber genau neben unseren beiden roten japanischen FR-Sportwagen saßen eine Reihe an knallgelben Volkswagen und Skodas. Davon wurden mehrere Bilder geschossen.
Versteht mich jetzt nicht falsch, mich könnte es gar nicht weniger jucken, ob mein Auto jetzt fotografiert wird oder nicht. Aber wenn ihr - unabhängig von eurem Autogeschmack - zwei Autos vor euch stehen haben würdet. Einen Skoda Fabtavia oder wie die Dinger heißen oder einen Nissan Skyline.. Welchen würdet ihr fotografieren? Es ist nicht nur mein Skyline. Genau so wurden verschiedene andere Imports aus den USA und Japan "ignoriert".
Corvette C4, Lancer Evos, du nennst es und die "Presse" ignoriert sie. Für jeden nicht-deutschen Hecktriebler kommen zwei Opel Astra. Ich ging noch regelmäßig hin, aber bis auf größere Events wie zB. dem Saisonabschluss waren die einzigen non-deutschen Autos der Mazda von meinem Kumpel und mein Nissan. Ich hatte mich echt gefragt, was das Problem der deutschen Autoszene ist und kam schließlich drauf.
Mein erstes mal bei B1 West war, nachdem ich einen anderen Skyline Fahrer kennen lernte. Ich dachte zu erst, wir würden den selben Wagen fahren, aber es stellte sich heraus, dass sein R34 ein GT, also ohne Turbo und mit 80 PS weniger, und Tiptronik-Schaltung war. Und wieder: Versteht mich nicht falsch! Ich bin der ABSOLUT letzte, der sagt, dass sein Skyline "weniger Skyline" ist, als etwa meiner. Er hätte auch den 2 Liter Viertürer haben können und ich fände es genau so cool.
Ich spreche seinen Skyline deshalb an, weil wir nebeneinander standen. Sein Fahrzeug war ausgestattet mit einem after-market Auspuff und Flügel sowie einem Subwoofer im Kofferraum und einem Stickerbomb-Aufkleber auf seiner Motorhaube. Schließlich nahm er den Plastikdeckel vor den Radmuttern ab und schwärzte die Serienfelgen mit Plastidip. Bis auf diese kleinen Spielereien an der Optik war der Wagen aber knochentrocken Serie.
Und wieder: Ich sage nicht, dass mein Auto mehr Skyline ist als seiner. Ich will weder sein Auto runtermachen, noch meines hochloben. Aber wenn neben meinem GTT ein GT-R stehen würde, dann würde man meinen, der GT-R würde mehr abgelichtet werden, oder? Ich meine es hat einen Grund, dass der Wagen seltener ist und eben mehr kostet. Genau so ist es mit einem Handschalter GTT verglichen zu einem Tiptronik GT. Aber trotzdem wurde sein Auto von allen Winkeln forografiert und vielfach auf Facebook geteilt.
Obwohl es kein Volkswagen ist! Wieso? Weil Tuning. "Tuning". Also Aufkleber, eine fette Box im Kofferraum und eine Brülltüte. Wenn man also "Street Cred" by B1 West bekommen möchte, geht man am besten so vor. Man kaufe sich für 500€ einen Golf 3, für 250€ Audi-Felgen, baue ein neues Radio mit großen Lautsprechern ein, einen großen Endtopf und für die ganz krassen Experten einen Sportluftfilter auf den sonst 100% serienmäßigen Motor. Dann investiert man knapp 200€ in verschiedene Teile aus der Autoabteilung beim Baumarkt (wie zB. beleuchtete VW-Zeichen) und wieder knapp 1000€ in Folierungen. Das ist zwar der teuerste aber auch der wichtigste Teil des Fahrzeugs.
Fertig ist das "getunte" Fahrzeug für knapp 2000€. Die "Presse" wird dich lieben! Deutlich mehr, als wenn du mit einem serienmäßigen Golf 3 GTI "ankommst". Verstehst du, was ich sagen will? Wenn ich ein Metalrohr an meinen Nissan tue, dass groß genug ist, als dass meine Faust reinpasst und dazu die billigsten BBS-Abklatschen die ich finde aus dem Internet bestelle und an den Wagen schraube und schließlich hier und da von Obi ein paar LCD-Leisten und Aufkleber ran tue - also praktisch richtig auf den Wagen scheiße - dann wird er "cool"!
Jemand kommt mit einem echten, 30 Jahre alten Ford F150 aus Amerika? SCHEISS DRAUF, DA STEHT EIN SCHWARZ-GRÜNER GOLF 3 MIT AUFKLEBERN AUF DER HAUBE! Fotografieren. Es soll wirklich nicht so klingen, als würde ich über die Leute urteilen, die nicht die Mittel haben, sich etwas besonderes zu kaufen aber ich bin der Meinung, dass Tuning immer Funktion über Form als Philosophie tragen sollte und das Auto nicht dafür da ist, um damit auf sich aufmerksam zu machen.
Es sollte an aller erster Stelle um die Autos gehen, ein Autotreffen muss kein "Tuningtreffen" sein. Aber selbst wenn; die Autos bei B1 West sind keine "Tuner", sie sind Baumarktmobile und Dieseldosen mit zu großen Felgen und grellen Farben. Nur ein Gedanke ging in das Design von Fahrzeugen wie dem Seat Leon oder dem Skoda Fabtavia: Verkaufszahlen.
Keine Emotion, kein Mittel zum Spaß. Verkaufszahlen. Der Wagen muss so generisch sein, wie es nur geht, damit er so viele Menschen wie möglich anspricht. Und wenn man ihn gelb färbt und 19-Zöller ran klatscht, ändert es genau
nichts daran. Vergesst die Golf 3s, die ganze Neuwagen-Volkswagen-Gruppe-Horde ist die schlimmste. Sie stellen sich da hin mit ihren 20.000€-Seats und Skodas. Geld, aus denen sie Porsche 944 oder Ford Mustangs hätten kaufen können, und denken sie seien cool, worin sie bestätigt werden, in dem ihre 08/15-Autos in den sozialen Netzwerken landen.
Denn sie sind getunt. Fahren sich zwar wie der 4 Jahre alte Volkswagen Sharan vom Nachbarn mit 4 Kindern, der von Autos so viel hält wie von Frauenfußball (es ist ihm gleichgültig), aber hey GELB und FELGEN. Gemeinsam machen Golf-3- und Seat Leon-Horde etwa 95% aller B1 West Attendierer aus. Das Problem der Berliner Autoszene ist, dass sich absolute Schrottmühlen zur Norm entwickelt haben, denn Tuning ist in Deutschland teurer und aufwendiger als wo anders, während der domestische Markt vollgepumpt mit geschmackslosen Ekonoboxen ist.
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Foto: Downshift Australisches Autotreffen Jop. Das ist ein Golf. Ist doch schön, etwas Diversität zu haben. |
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Foto: nobraking.com / Cars and Coffee Amerikanisches Autotreffen Man bemerke die Vielfalt an Fahrzeugen. Wenn aber Golf 3s die Parkplätze fluten würden, kämen die Ferrari sicher nicht zurück |
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Foto: B1 West Tuningtreffen am Samstag Ratet mal das Land |
Es wird immerhin besser. Immer mehr US und Japan Imports trauen sich hin. Sogar der ein oder andere Porsche und Jaguar und letztens sogar Lamborghini kamen vor. Erst zu Saisonbeginn traf ich einen unglaublich netten FB RX7 Fahrer. Aber wie lange wird es dauern, bis das "Tuningtreffen" Merkt, dass es nur ein Baumarktbastelertreffen ist? Dass "ich habe mir mühe gegeben" nicht gleich gut bedeutet? Dass ein Auto nur weil es laut und grell ist, noch lange nicht gut aussieht? Dass Golf 3s und Skodas und Seats
keine besonderen Autos sind, egal wie viele Sticker man aufklebt?