Donnerstag, 31. Dezember 2015

Vernunft und die Liebe, die nicht sein soll

Nach einer Lawine an Events fand ich mich gestern Vormittag auf einmal mit meinen Kennzeichen in Warteraum 3 der Zulassungsstelle in Lichtenberg. "Was hat der Käufer eigentlich zu den runtergefahrenen Reifen gesagt?" fragte mich ein Freund. Achrung: Es folgt der wohl langweiligte Eintrag in diesem Blog.

Wie bereits erwähnt, wusste ich wenige Wochen nachdem ich mein Auto gekauft hatte, dass ich dringend etwas tun muss, um Kosten zu reduzieren. Und dass ich mich zwar wohlwissend in diese "romantische Pleiteheit" gestürzt habe, es sich aber nicht halb so aufregend anfühlt, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Nach einem "günstigen" Auto zu schauen erwies sich aber als hochgradig kompliziert; verglichen zu meinem Skyline. Es gibt nicht schrecklich viele Orte, an denen man Skylines kaufen kann. Man hat die Wahl zwischen den hin-und-wieder aufpoppenden, privatverkauften Fahrzeugen sowie die Angebote von der Hand voll an spezialisierten Händlern im Land.

Der Zeitpunkt ist denkbar schlecht, denn einer der Händler, die ich vorgestern kontaktiert hatte, hatte geschlossen und sein blauer Nissan Micra konnte nicht besichtigt werden. Der nächste Händler hatte einen dreckigen kleinen Micra, dessen Keilriemen an einem Elektronikkabel sägte und der krasse Dellen an der Front hatte, die geschickt auf den Fotos vermieden wurden.

Die nächsten beiden Händler hatten schicke kleine Micras, aber sie waren von den anderen Autos zugestellt. Sie hatten keine Lust den Wagen freizuparken und sagten mir, dass ich im neuen Jahr wiederkommen sollte. Kein Problem, dachte ich mir, dann probiere ich mein Glück eben in der ersten Januarwoche im neuen Jahr. Aber für die verbleibenden zwei Tage des Jahres habe ich kein Auto...

Allgemein, welches Auto sollte es sein? Es muss das Gegenteil vom Nissan Skyline sein, denn was ich mache, mache ich nur, um Geld zu sparen. Es macht keinen Sinn, mir ein Auto mit hunderten von PS zu kaufen; ich habe bereits ein Auto mit fast 300 PS. Und der Wagen bleibt, egal wie knapp es finanziell wird. Auch wenn ich ihn stilllegen muss.

Aus diesem Grund schaute ich mich nach Garagen um und mietete recht spontan schließlich einen Garagenstellplatz in Tiergarten. Nachdem ich einen Besichtigungstermin ausgemacht hatte, rief ich, mit dem Gedanken, dass ich vor Februar wahrscheinlich keinen Termin bekomme, bei der Zulassungsstelle an. Der nächste freie Termin war am nächsten Tag um 9:40 Uhr.

Einen Behördengang später fand ich mich mit Saisonkennzeichen vom 01. Juni bis zum 31. August in den Händen wieder. Zwar sagte mir die Dame von der DEVK, bei der mein Wagen versichert ist, dass ich den Wagen an dem Tag noch bewegen kann, was ja auch Sinn macht, denn Steuern und Versicherung bis zum 1. Januar 2016 sind bezahlt, dennoch war ich nervös.

Also fuhr ich im Dezember mit meinem 06/08-Schild zur Garage. Da Europa unter konstanter Terrorgefahr steht, hat sich die Polizeipräsenz auf den Straßen vervielfacht. So war es wohl nicht verwunderlich, dass ich nicht nur einen Polizeiwagen vor mir hatte, zu dem ich versuchte möglichst keinen Sichtkontakt aufzubauen, indem ich immer ein Auto zwischen uns hielt, sondern später noch von einem zweiten Polizeiwagen überholt wurde.

Nachdem ich also in der Probezeit 6 Punkte ins Verkehrsregister und eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr riskierte (ich weiß nicht, ob mein Handeln "vorsätzliches" oder "fahrlässiges" Fahren ohne Versicherungsschutz war, das ist doch die Anklage bei Fahren ohne gültigem Kennzeichen, oder?), erreichte ich die Garage.

Ich unterschrieb, stellte den Wagen ab und komme wohl erst im Juni wieder. Naja, zumindest um ihn da wieder rauszuholen. Das ist nämlich das beste, was ich machen kann. Den Wagen so lange wie möglich abstellen und in der verbleibenden Zeit, in diesem Fall 9 Monate, ein anderes Auto zu fahren. So spare ich, meinen Berechnungen nach zumindest, etwa 2300€ im Jahr.

Nun jedoch zurück zu meiner Frage, welches Auto sollte nun zumindest von September bis Mai, den Platz des Skylines einehmen? Wie oben bereits angedeutet, dachte ich weiter Nissan; der Micra ist Nissans Einsteigermodell und äußerst populär. Gefühlt sind 20% aller Fahrzeuge in Berlin Nissan Micras, die K11-Baureihe, um genau zu sein.

Der Micra war natürlich nur mein erster Gedanke, weil ich als Nissan-Fahrer recht zufrieden war, aber wie sich nach einiger Recherche herausstellen sollte, lag ich garnicht so falsch mit dem Auto. Denn wenn die Prioritäten wirklich "Haltbarkeit" und "Unterhaltskosten" sind, kann man bei dem Auto nichts falsch machen.

Mit einem Hubraum unter einem Liter und einem Abgassystem nach Euro3 Standard ist der Wagen nicht nur unglaublich günstig in Steuern und Versicherung, sondern mit nur knapp 6 Litern auf 100 Kilometern äußerst Sparsam. In der Preisklasse, also um die 1000€, ist es schwer, Alternativen zu finden. Zumindest aus Japan.

Denn auch, wenn ich mein "Ich werde nie eine frontgetriebene Ekobox fahren" über Board werfe, so will ich wenigstens meiner Zuneigung zu japanischen Autos treu bleiben und Abstand von den alten Renaults und Fiats nehmen. Nun fiel es mir aber recht schwer, Alternativen zum Nissan Micra zu finden, denn die anderen Autos waren alle meist älter als BJ 2000 und besaßen demnach niedrigere Abgasnormen.

Ja. Es macht keinen großen Unterschied, ob ich mir nun ein Euro2 oder Euro3 Auto zulege, denn unter 100€ Unterschied bei Steuern machen über ein Jahr nicht viel aus. Aber mit der höheren Abgasnorm kommt auch oft ein höheres Alter. So beispielsweise in einem meiner Favoriten, dem Motsubishi Colt. Aber trotz eines guten Rufs was Haktbarkeit angeht und einem geringen Anschaffungspreis drückt der Wagen eben aufs Portmonnaie.

Nicht nur wegen der Abgasnorm, auch der 1.3l Hubraum wirkt sich negativ auf die Unterhaktskosten aus. Zusammen mit den 75 PS stellt sich das auf den Verbrauch. Auch die Versicherung erhöht ihre Rechnung bei dieser skandalösen Mehrleistung. Natürlich um nicht viel, einpaar Euro pro Jahr im Vergleich zum Micra, aber kombiniert führt es dazu, dass am Ende des Jahres dann doch eine bemerkenswert höhere Rechnung auf mich zu kommt.

Weiter auf der Suche nach einem Contender für das Rennen um Andreas' Next Top Daily stieß ich auf zwei weitere Fahrzeuge. Zum einen wäre da der kastige Suzuki Wagon R+. Eines der wenigen "Kei-Cars", die es nach Deutschland geschafft haben, wenn auch stark von der Motorisierung und der Ausstattung aus an den westlichen Markt angepasst.

Mir gefiel der Wagen schon bevor ich den Skyline gekauft habe. Ich bin zu großen Anteilen Purist, was meinen Geschmack bei Autos angeht. Ich mag Autos, die mit Herz und Seele für ihren Zweck gebaut wurden. Ich finde es schwer, sowas zu erkennen, wenn der Wagen für etwas anderes konzipiert wurde, als das ultimative Fahrgefühl auf einer kurvigen Straße...

Beim Suzuki Wagon R+ jedoch war es nicht schwer zu sehen, dass das Auto designtechnisch brilliant ist. Ausgelegt, um so viele Menschen und so viele Dinge so bequem und effizient wie möglich durch Tokio zu bewegen, baute man den Wagen so hoch, dass man praktisch hinein laufen kann. Durch eine kleine Motorbucht ist der Wagen nicht lang, fühlt sich aber so an.

Das Platzgefühl ist Wahnsinn, auch wenn der Wagen von den maßen her ein Kleinwagen ist. Er ist praktisch alles, was ein SUV nicht ist. Und SUVs stehen für alles, gegen was ich kämpfe. Von da an lernte ich Suzuki, und dessen Modelle wie den Jimny, der mit einem ähnlichen Mindset konzipiert wurde, zu schätzen.

Neben dem WagonR+, auf den ich eben schon seit längerer Zeit ein Auge geworfen habe, stieß ich auf ein drittes Fahrzeug. Eines, bei dem ich ein Buch darüber schreiben könnte, wie keine Seele beim Bauprozess durch diesen Wagen floss, wie die Besitzer allesamt Autoleien sind, die in Autos nur ein Werkzeug sehen. Es nur fahren, weil sie darauf angewiesen sind.

Aber so viele Seiten mein Buch auch geht, ich kann nicht leugnen, dass der Toyota Yaris ein verdammt preisgünstiges Auto ist. Denn was mich dazu bewegt hat, den Yaris in meine Liste zu nehmen, sind die nackten Zahlen. Alles, was dieses langweilige Stück Straßenverschandung an Ekobox gut kann, ist Zahlen vorweisen. Ähnlich wie ein Dodge Challenger Hellcat.

Mit einem angegebenen kombinierten Verbrauch von 5,0L/100km, ist er der sparsamste, mit 68 PS jedoch der Leistungsstärkste unter den drei Anwärtern auf das Erbe des Skylines als mein Fahrzeug. Dabei spielt die Leistung weniger im sportlichen Sinne für mich eine Rolle, eher geht es mir um die Kraft, die ich beim Anfahren freigeben kann, ohne den Motor unnötig hochzutouren.

Schließlich kristallisierten sich drei Fahrzeuge im Rennen um Andreas' Next Top Daily; der Suzuki WagonR+, der Nissan Micra und der Toyota Yaris. Alle drei sind verlässliche, kleine Japaner mit unter einem Liter Hubraum, einem Verbrauch von zwischen 5 und 6 Litern und einem Anschaffungspreis für Exemplare im annehmbaren Zustand von knapp 1000€.

Alle drei weisen Vor- und Nachteile auf. Der Suzuki ist mega easy zu pilotieren, denn man sitzt verglichen zum Skyline in einem anderen Universum. Er ist um einiges Platzeffizienter als der Micra bei etwa selben Maßen und Verbrauchswerten. Allerdings ist der Wagen vorallem in Berlin auf dem Gebrauchtwagenmarkt recht selten.

Der Yaris verbraucht knapp einen Liter pro 100km weniger als der etwas schwerere Suzuki, ist dafür aber eben auch deutlich weniger geräumig und anstrengender bei längeren Fahrten. Außerdem ist er etwas teurer in der Versicherung, weil er ein Zweitürer ist und in den Augen der Versicherung bedeutet das sportlich. Oh, und er ist das langweiligste Etwas seit dem öffentlichen Fernsehen.

Das Mittelmaß stellt der Nissan Micra dar. Er ist erhältlich als Zwei- und Viertürer und ist mit TÜV und sogar etwas Ausstattung der günstigste der drei Fahrzeuge. Er ist außerdem auch mit unter 800 kg der leichteste, aber mit 54 PS im Vergleich zum Suzuki (65 PS) und dem Yaris (68 PS) auch der schwächste, was bei zügigem Verkehr (und ich meine wirklich nicht mal rasen) den Verbrauch von knapp 6 Litern pro 100 km relativiert.

Schließlich sind die Auto so ähnlich gut, dass es darauf hinaus läuft, bei welchem Modell ich das nähste und beste Angebot finde. Doch tatsächlich gab es eine vierte Alternative. Ich habe mich faktisch gegen sie entscheiden müssen, aber es schmerzt. Da ich ein zweites Auto benötige, öffnete sich eine Tür für ein Auto, dass ein Anwärter auf mein erstes Auto gewesen ist.

Er wäre eindeutig die vernünftigere Entscheidung. Es handelt sich um ein Auto, dass ich seit eh und je Respektiere und in das ich mich irgendwie verliebt habe. Immer wenn ich ein Bild sehe, juckt es mich, einen zu kaufen und ihn zu fahren, aber meine Mittel erlauben es nicht. Dabei ist er eine komplett andere Welt, sowohl vom Skyline als auch von Micra, Yaris und WagonR+.

Die Rede ist vom legendären Mazda MX5. Er orientierte sich an britischen Roadstern wie den Lotus Elan, seine Formel war Einfachheit. Mit einem steifen Chassis, einem Gewicht von insgesamt knapp 900 KG und einer 50:50 Gewichtsverteilung durch das FR-Layout (Motor vorn, Antrieb hinten) ist der MX5 DAS Fahrerauto.

Anders als andere Hersteller löste Mazda seine Probleme nicht mehr PS (wie der Dodge Challenger Hellcat), sondern durch Finesse und Einfachheit. Das Resultat war ein mega günstiges und haltbares Auto, was es zu einem Fahrzeug machten, das man jeden Tag fahren konnte (vorausgesetzt das Kofferraumvolumen von einem Turnschuh und das Gefühl, in einem Auto für Menschen der Größe eines 12 Jährigen zu sitzen, stören nicht).

Jeder kann sich einen MX5 leisten und Ersatzteile sind nicht teuer. Sie sind so mechanisch einfach, dass Reparaturen nicht nur selten, sondern günstig sind und in den meisten Fällen sogar selbst gemacht werden können. Und durch den kleinen Motor ist er nicht nur günstig im Unterhalt, sondern auch sparsam.

Nicht umsonst sagt man "The Anwer Is Always Miata", denn egal was man bauen will, ein MX5 ist die richtige Basis. Driftauto? Klar. Finde durch Tuning oder einer Motortransplantation einfach nur mehr Kraft und Drehmoment. Rennwagen? Überrollbügel rein, Beifahrersitz raus und fertig; der MX5 ist leicht, steif und fährt sich deshalb göttlich. Und das beste: Kein Untersteuern.

Dragster? Pack einen LS-Motor rein. Das Chassis macht's mit. Das Endergebnis ist ein 900-1000KG schweres Auto mit so vielen hunderten PS wie man aus dem Motor nur rausholt. Gepaart mit einpaar Drag Radial Gummis sollte der Wagen so soziemlich alles liegen lassen. Sparsames Auto? Spaßauto? Vorzeigeauto? Alles kein Problem, mit diesen Talenten kommt der Wagen von Haus aus.

Ich könnte stundenlang über den MX5 schreiben, vorallem von der ersten Generation, dem NA. Aber das ändert nichts daran, dass mir der Wagen trotzdem verwehrt bleibt. Denn auch, wenn viele NAs durch die Gegend düsen, so ist der Markt an den kleinen Roadstern alles andere als gesättigt. Sie werden immer seltener und dadurch teurer.

Er wird langsam zum Klassiker, mit den ersten Modellen aus 1989 kommend. Klar, sie halten ewig bei richtiger Pflege, aber ob es ratsam ist, in meiner Situation ein 26 Jahre altes Auto zu kaufen, steht außer Frage. Vorallem nicht, wenn sie die Preise vom Yaris und co. bei weitem übertreffen. Ich wäre ja gewillt, ein Euro1 Auto zu fahren und den Mehrverbrauch durch den 1.6 Liter Vierzylinder mit 90 PS in Kauf zu nehmen...

Aber wenn man das mit dem Alter, dem Preis und der Tatsache, dass ein Roadster im Winter nicht das Wahre ist, siegt Hirn mühelos über Herz. Alles was bleibt ist mein Versprechen, dass ich irgendwann mit einem MX5 NA über die Landstraßen Brandenburgs kurven werde. Bis dahin fahre ich einen sparsameren Yaris/Micra/WagonR+ und einen potenteren Nissan Skyline R34 GTT.

Natürlich blogge ich sobald ich irgendwann im Januar zu einem zweiten Auto gekommen bin, bis dahin habe ich noch die ein oder anderen Themen und Erlebnisse, über die ich unbedingt bloggen will. Also bleibt dran, nicht existente Leser! 

Montag, 28. Dezember 2015

Der Preis* eines Sportwagens

"Oi! Ich hab Summe X in Geld! Was ein Zufall, Sportwagen Y kostet genau Summe X!!! Das heißt, ich kann ihn mir leisten!! :^)"
Das war so in etwa die Logik, mit der ich mich in meinen Wagen gestürzt habe. Würde ich es anders machen, jetzt nach etwa vier Monaten? Ich weiß nicht, aber ich weiß, dass ich es niemandem empfehle, es nachzumachen. Natürlich habe ich noch Geld über, mit dem ich Steuern und Versicherung und sowas zahle, aber das ist bei weitem nicht alles an zusätzlichen Kosten.

Was ich nicht bzw. erst vor kurzem gemacht habe, ist Steuern, Versicherung und Sprit in eine Formel werfen, um mal zu sehen, was mich die Kiste im Jahr kostet. Ich möchte anmerken: Die nachfolgende Zahl wurde errechnet mit 95 Octan Benzin und den aktuellen Spritpreisen sowie mit einer lächerlichen Aufrundung für Nebenkosten für etwa Teilen oder Reparaturen.

So kam ich auf Jahresunterhaltskosten von 5000€. Das ist etwa ein drittel der Anschaffungskosten. Ich werde mir in naher Zukunft unumgänglich ein Saisonkennzeichen zulegen müssen, aber darüber schreibe ich ein andern mal mehr. Heute wollte ich mich eher auf den versteckten eigentlichen Spritpreis konzentrieren, wenn man Sportwagen fährt.

Sollte sich je wer auf diesen Blog verirren, der halbwegs Ahnung von Motoren hat und diesen Eintrag lesen, dann hat er den Blog entweder nach dem dritten Absatz verlassen oder rollte zumindest ein mal die Augen. "Wer in gottesnamen tankt denn bitte Super 95 in einen Skyline?" Naja, Leute die sich an den finanziellen Abgrund stellen und als Fahranfänger Skylines fahren natürlich.

Aber fakt ist, dass der Wagen mir seinen Unmut über mein getanktes bereits mitgeteilt hat. Sportwagenfahrer werden einem Leien sagen, sie "lassen das Radio aus, weil sie besseres zu hören haben" und die Leute denken, dass sie den wohlklingenden Motoren meinen. Tatsächlich hören sie aber auf das ganze Auto mit einer Präzision, die nur eine Mutter zu ihrem Kind kennt.

Nachdem der Wagen im Leerlauf etwas unruhig wurde und ich ab und zu mal ein Klopfen hörte, fragte ich erst Beifahrer, ob sie es auch vernehmen. Aber das ist in etwa so effektiv wie mich zu fragen, ob ich einen Fehler in deiner Matheformel finde. Also ging ich mit meinem Problem auf Recherche, bereits mit einer Theorie im Kopf.

Natürlich lag es am Sprit, aber bevor ich das sicher wusste, erinnerte ich mich an das eine mal, als ich aus Gag Super 98 getankt habe, um zu sehen, ob ich einen Unterschied beim fahren fühle. Ich hatte damals drei andere Leute im Auto, alle samt sagten sie mir, sie spüren keinen Unterschied. Doch auch wenn er nicht groß war, war er da.

Es ist schwer zu schreiben, vor allem weil ich eben kein Ingenieur bin. Heck, mein ganzes Wissen über Autos begrenzt sich auf Fachzeitschriften und TopGear. Aber wenn ich es beschreiben müsste, würde ich sagen, dass der "Prozess" der Umwandlung von Benzin in POWERRR deutlich sauberer von statten ging.

Der Motor war leiser lief ruhiger und schnurrte förmlich beim Fahren. Gasgeben war nicht unbedingt schneller aber verlief mit so viel weniger Drama, es fühlte sich natürlicher an. So, als würde der Motor das, was ich ihn bat zu tun, mit weniger Mühe tun. Alles natürlich in so kleinen Dimensionen, dass ich mir nicht sicher war, ob ich mir das nicht nur "einrede". Psychologie und so.

Es vergeht etwas mehr als ein Monat, ich tanke durchgängig Super 95. Irgendwann läuft der Motor so unruhig, dass ich mir sorgen mache. Auch die Beschleunigung fühlt sich anders an. Der Unterschied war so groß, das, obwohl es ein schleichender Prozess war, ich sagen konnte, dass der Wagen sich zu Beginn anders verhielt.

Also durchkämme ich die Weiten des Internets und stoße auf verschiedene Foren, vor allem aus Australien, weil Skylines dort recht häufig sind. Abgesehen davon, dass ich in Erfahrung gebracht habe, dass ich mir ernsthafte Motorschäden zuziehen könnte, in dem ich falsch tanke, habe ich auch in etwa aufgegriffen, warum Sportwagenfahrer hochoctaniges Benzin tanken (müssen).

Okay, wie gesagt, ich bin kein Ingeieur und ich habe garantiert das ein oder andere Detail falsch im Kopf, aber im großen und ganzen sollte es richtig sein. Here goes:

Die Octanzahl gibt das Verdichtungsverhältnis im Zylinder an und ist die Einheit, die angibt, wie viel Energie durch Verdichtung und Erhitzung nötig ist, um das Benzin-Luft-Gemisch im Brennraum zur Entzündung zu bringen. Die Motorsteuereinheit ist auf bestimmte Explosionszeiten getrimmt und sollte der Treibstoff anders explodieren, als der Hersteller es bei der Programmierung vorgesehen hat, kommt es zu Fehlzündungen.

Dabei verbrennt das Luftgemisch unkontrolliert, weil das Benzin zu früh oder zu spät oder sogar gar nicht explodiert, sondern nur verpufft. Das hört man dann, weil die Kolben freundlich im Motorblock klopfen. Alle reden dann von "potentiellen Motorschäden", ich nehme an der Kolben im Zylinder kann dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden, wodurch dann der Block in Gefahr gebracht wird.

Solltest Du dich also plötzlich mit viel Geld wieder finden und daraus ein Auto kaufen wollen, sei es weil du in der Mid-Life-Crisis steckst oder, wie ich, damit geboren wurdest, dann tank bitte immer das, was der Hersteller dir empfiehlt.

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Relativ schnell



Ab wann ist ein Auto schnell? Oder die relevantere Frage ist, ab wann hat ein Auto zu viel Leistung? Wie bereits im vorherigen Blogeintrag erwähnt, ist das einzige Auto, das ich wirklich gefahren bin, ein 280 PS Nissan, während die meisten anderen heute mit einem Auto anfangen, das über 60-100 PS verfügt.

Das Geschwindigkeit über eine gewisse Relativität verfügt, ist mir früh bewusst geworden. Zum ersten mal, als ich geschockt war, dass ein Toyota Supra etwa mit Leichtigkeit auf über 600-700 PS gebracht werden kann und somit nahezu alles aus dem Hause Ferrari oder Lamborghini die Rückleuchten zeigt.

Dann, als ich realisiert habe, dass amerikanische Muscle Cars auf dem Papier nahezu unbezwingbar schienen, dann jedoch von kleinen Japanern auf Rundkursen umkreist wurden. Und schließlich, als ich in einen Kartverein wollte, dann aber abgeschreckt wurde, weil die bierbäuchigen Heimfahrer trotz selber Leistung aber mit einem Zusatzgewicht von bestimmt 50 kg trotzdem an mir vorbei fuhren, als hätte ich kein Gaspedal.

Man hatte mir gesagt, dass die 2 Sekunden, die ich an den letzten der Lokalen ran kam, gut waren, aber ich war entmutigt und bin seitdem nicht mehr Kart gefahren. Aber genug dazu und mehr zum Thema der relativen Geschwindigkeit, denn ich habe vor kurzem eine wertvolle Erfahrung gesammelt und eine Lektion gelernt, die mich zu einem schnelleren Fahrer gemacht hat.

In einem Industriegebiet nicht weit von Berlin habe ich so etwas wie eine kleine Rennorganisation gebildet, das ganze habe ich dann ortsbezogen "Industrial Racing League", oder kurz IRL, genannt, angelehnt an die große Mexico Racing League, ein großer Begriff in der Straßenrennszene. Sowohl zur IRL als auch zur MRL werde ich in nächster Zeit bloggen, aber alles zu seiner Zeit.

Das ganze war natürlich nicht halb so professionell und extrem wie etwas, was auf 1320-Video landen könnte, es waren nicht mal wirklich Straßenrennen. In, oder besser am Rande des Insurtriegebiets befand sich eine kleine, kurvige Straße, die das Indurstirgebiet mit einem Bauernhof oder so verbunden hatte.

Wir steckten einen Anfangs- und Endpunkt ab und die IRL-Strecke war geboren, eine knapp 650m lange Piste die sich auf drei langgezogene Kurven und eine Gerade von vielleicht 180m verteilt. Im Auto sowie am Ziel befanden sich jeweils ein "Offizieller" mit Funkgerät. Die Person am Ziel sagte über Funk den Start an und nahm die Zeit, die auf dem Beifahrersitz überprüfte den Start.

Wir waren nicht viele. Dass die Leute, die mitfuhren, das überhaupt taten, war mir ein wunder, denn darunter waren auch "super-vernünftige Autofahrer, die nie etwas unverantwortliches tun würden". So Leute, die eben paranoid vor der Polizei sind und bei einer 50er Strecke punkt 50 fahren. Was nachvollziehbar ist, denn wir sind alle Fahranfänger.

Wahrscheinlich war es eine Mischung aus "hier fährt an einem Samstag Abend nie jemand lang, außerdem befinden sich links und rechts fast nur Feld" und Ehrgeiz. Man wollte wissen, wie nahe man an einen echten Nissan Skyline kommt, oder eben wer der schnellere Fahrer unter seinen langjährigen Freunden ist, die ein ähnlich-starkes Auto fahren.

Meine ersten paar Runden ergaben Zeiten von etwas mehr als 39 Sekunden. Dicht dahinter mit einer 40er Zeit kam ein Freund von mir. Mit einem automatik Audi 80 B4 und 90 PS. Aber schnell füllte sich unsere Tabelle mit Zeiten und meine Zeit sprang von über 39 Sekunden auf 36,06. Doch auch nach weiteren Versuchen konnte ich keine bessere Runde fahren, ich dachte mein Limit wäre fast erreicht.

Doch dann lernte ich die Strecke auf eine besondere Art und Weise kennen. Es begann mit der Neugier, ob ich meinen Freund mit dem Audi, der seine Zeit mittlerweile auf eine 39,80 gefräst hat, also knapp an meinen ersten Skyline-Zeiten, auch in einem Auto schlagen könnte, welches nicht fast einen Liter mehr Hubraum, zwei Zylinder und fast 200 PS mehr hat.

Also erschlich ich, mit dem Auto was ich fahre, mir die Schlüssel des Fahrzeugs meines Vaters, eines 2002 Lancia Y. Der kleine Elefantino leistete 60 PS bei 1,1 Liter Hubraum, wiegt aber eben nur knapp 900 kg. Dadurch, dass es langsam nass wurde und ich den Wagen 100%ig kein zweites mal auf die Strecke bekommen würde, musste ich schnell einpaar gute Runden fahren.

Ich nutzte die Zeit bevor der Audi und die anderen kamen und fuhr die Strecke einpaar mal ab. Nicht schnell, ich wollte mich lediglich an die leichte Lenkung gewöhnen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was der Wagen hergab, beschriebene Lenkung verwirrte mich. Aber was mich am meisten verunsichert hatte, was das mir unbekannte Traktionsniveau der dünnen Reifchen.

Wann fängt der Wagen an zu untersteuern? Wie spät kann ich bremsen? Wenn er untersteuern sollte, verliere ich sowohl lenkende als auch antreibende Räder. Ich dachte während der Runde mehrmals, dass ich das Limit erreicht habe, aber natürlich habe ich mich umsonst erschreckt - ich fuhr wie gesagt recht langsam. Dann, als ich mich endlich zurecht gefahren habe, traf der Audi ein.

Ich sollte die erste Runde fahren. Mein Freund aus dem Audi wollte die Rolle des Beifahrers übernehmen. Und obwohl ich in den Übungsrunden langsam ein Gefühl für das Auto bekam, fuhr ich noch keine schnelle Runde. Meine erste gezeitete Runde würde also auch meine erste wettbewerbsfähige Runde werden.

Ich fuhr den Wagen an den Start. "Bereit? [beleep]" fragte das Ziel über Funk. Mein Beifahrer antwortete "Alles klar, wir sind bereit [beleep]". Schließlich kam der Countdown. "Okay, auf los. Auf die Plätze... Fertig... Los. [beleep]". Der erste Gang war bereits eingelegt. Ich tourte den Motor leicht und ließ die Kupplung springen. Der Start war gut.

IRL-Strecke, ca. 650m

Ich fuhr die knapp 115m lange Startgerade durch und erreichte schließlich den kleinen Rechtsschlenker, der auf dem Bild kaum zu sehen ist, aber mit der "1" markiert ist. Ich fühle exakt, dass das der Bremspunkt ist. Das Bremspedal ist vielleicht 3/4 eingedrückt und in etwa bei erreichen von Kurve 2 höre ich auf zu bremsen.

Ich spüre jede Rille des Asphalts an meinem Lenkrad, meine Hand dient als Grip-Messgerät. Sobald die vorderen Räder aufgehört haben zu rutschen, was ich eben genau an meinen Händen ablesen bzw. abfühlen konnte, trat ich das Gaspedal langsam. Erst ca. 3/4, dann aber durch, weil das Grip-Level das locker zuließ.

Ich sah die Strecke bereits jetzt auf ein mal mit anderen Augen. Anders als im Skyline hatte ich im Lancia genügend Zeit, sowohl die Streckenführung als auch das Fahrzeugverhalten wahrzunehmen. Ich fühlte, dass ich am Limit war, aber der Grad zwischen unkontrolliert und scheißeschnell war kein schmaler, ganz im Gegenteil. Die 60 PS waren genau richtig.

Wenn ich die Runde mit meinem Skyline fuhr, fühlte ich nichts, außer das Heck. Meine 36er Zeit war mit Traktionskontrolle. Natürlich merkte ich an Kurvenausgängen, dass der Wagen effektiv das Gas wegnahm und nicht von der Stelle kam, aber besonders mid-corner merkte ich, dass ich keine Zeit habe, den Wagen zu fühlen und die Strecke zu lesen. Ich merkte, dass ich nichts merke.

Während ich also den Skyline in Kurven nur so schnell bewegte, wie ich es wagte anstatt was die Strecke und mein Talent hergibt, war im Lancia das Gegenteil der Fall. Ich fühlte an meinem Hintern, wann ich zu schnell für den Kurveneingang bin und an meinen Händen, die praktisch über die Lenkachse mit den antreibenden Rädern verbunden waren, wann ich in der Kurve vom bzw. aufs Gas gehen sollte.

Ich bretterte in die rechte Kurve 3, glitt von links außen nach rechts innen, streifte das Gras kurz mit den Innenrädern und beschleunigte dann wieder nach links außen aus dem Kurvenausgang zur ca. 180m langen Hauptgeraden hinein. Ich erreichte irgendwas zwischen 80 und 90 Km/h, genau weiß ich es nicht, weil der Tacho beim Lancia Y aus irgendwelchen Gründen über der Mittelkonsole steht.

Jedenfalls soll ich mit 80 km/h in die letzte und schnellste Kurve geheizt sein. Dabei dachte ich nur eine Woche vorher noch, dass (im Skyline, welcher über 245mm breite Reifen verfügt) hier nur 60 Km/h machbar sind, bevor die Traktion nachlässt. Auch bin ich nicht vom Gas gegangen, sondern bremste nur knapp, hinter der Abzweigung nach rechts ins Gebiet hinein, an, um das Gewicht und damit den Grip auf die Vorderachse zu verlagern.

Ich blieb im 3. Gang denn die Drehzahlen waren zu hoch für den 2., ging von Außen rechts nach innen, (laut Aussage des Beifahrers) Millimeterknapp an der Lanterne im inneren der Kurve vorbei nach links und nutzte dann jeden Milimeter an Asphalt um auf die Endgerade gen Ziel zu kommen, schließlich überwuere ich das Ziel.

39,06 Sekunden.

Ich war also nicht nur schneller als der 30 PS stärkere Audi, sondern auch als meine ersten Runden im fast 5x stärkeren Nissan. Doch obwohl ich nicht damit gerechnet habe, schneller als der Audi zu sein und die Zeit feierte, war mein Hauptgewinn die Lektion, die auf der Strecke und in diesem Auto gelernt habe.

Man nimmt die Geschwindigkeit anders auf; die Lenkung in einem Kleinwagen ist leichter und weniger präzise als in einem Sportwagen, die Sicht ist anders, das Gefühl, wenn man deutlich höher im Auto sitzt, ist anders, der Wagen bremst und beschleunigt anders, aber ist im großen und ganzen viel leichter zu kontrollieren.

Ich lernte jeden PS zu schätzen. Nicht ihn wertzuschätzen, sondern einzuschätzen. Ich verstand, dass, obwohl ich ehrlich gesagt anfing, mich mit der Leistung des Skylines zu langweilen, weil ich mich an die G-Kräfte und das Bild das man sieht, wenn man das Gaspedal durch drückt, gewöhnt habe, ich noch nicht wirklich bereit war, dieses Auto zu fahren. Nicht am Limit.

Ich erinnerte mich daran, dass ich mal gehört habe, dass Michael Schumacher die Strecke vor den Rennen mit einem Moped abfuhr und aufeinmal machte es Sinn. Denn man lernt weniger über die Fahrzeugverhalten im Allgemeinen - jedes Auto fährt sich unterschiedlich - sondern über die Streckenführung, wenn man sie mit einem schwächeren Auto fährt.

Wenn man dann in einem stärkeren Auto sitzt, kann man die "Perimeter und Koeffizienten", die man bei jedem Bremsen, Lenken und Beschleunigen, spürt, auf das neue Auto umsetzen. Wahrscheinlich gibt es dafür ein Limit an PS-Differenzen, aber nach den 60 PS fühlte ich mich fit für die 280 PS. Auch kreuzte das eine Vorstellung, die ich hatte.

Noch bevor ich diesen Blog erstellt hatte und nur mit der Idee davon rumspielte, dachte ich nicht nur, wie schon erwähnt, dass ich die Leistung vollständig unter Kontrolle hatte, sondern auch, dass ein Sportwagen nicht annähernd so schlecht für Fahranfänger seien, wie etwa ein Citroen C2 oder ein Opel Corsa, was andere erste Autos in meinem Umfeld waren.

Begründet hatte ich diese These damit, dass ein Sportwagen, mit seinem tiefen Schwerpunkt, der entwickelten Aerodynamik, den fetten Bremsen und den breiten Reifen viel sicherer ist, als ein kleiner Klotz auf dünnen Reifen. Aber erst muss man "Parameter" sammeln, lernen, wie man wahrnimmt, wann der Wagen an sein Limit der Kontrolle kommt.

Das lernt man besser, wenn der Grad zwischen Kontrollverlust und Sicherheit schneller erreicht wird aber dafür nicht so gering ist. Man merkt praktisch länger das etwas nicht in Ordnung ist und hat dadurch mehr Zeit zum reagieren. Und erst wenn man das raus hat, ist man bereit, für einen leistungsstarken Wagen.

Nissan Skyline R34 GTT
Startgerade, IRL-Strecke
Einen Tag später war wieder IRL. Diesmal waren wieder etwas mehr Leute dabei. Zum "einfahren" fuhr ich erstmal wieder mit Traktionskontrolle. Ich merkte, wie ich eine ganz andere, bessere Linie fuhr, besser bremste, früher Gas gab. Aber dass ich eine 36er Zeit einfahren würde, dachte ich nicht. Endergebnis: 34,06 Sekunden.

"Ohne Witz? Ich fuhr mit Traktionskontrolle!" Die nächste Runde gehörte mir. Nach dem Startsignal über Funk ließ ich wieder die Kupplung springen. Die Räder drehten durch, aber ich kontrollierte den Spin mit meinem rechten Fuß, um möglichst schnell vom Fleck zu kommen. In etwa bei der Brücke (man sieht sie einbisschen auf dem Bild) schaltete ich in den Zweiten.

Der Start gelang mir, der Zweite Gang fühlte sich an wie ein Schlag auf den Nacken. Die hinteren Räder drehten einbisschen durch, ich gab weiter Gas. Erreichte bestimmt 100 Km/h. Der zweite Gang erreichte den Begrenzer, aber der kleine Rechtsschlenker und die erste richtige Kurve (Kurve 1 und 2) war bereits so nahe, dass sich ein Hochschalten nicht lohnte.

Ich bremste in Kurve 1 hinein doch bereits in Kurve 2 merkte ich, dass ich bereits auf Geschwindigkeiten gekommen war, in denen ich wieder beschleunigen konnte. Also trat ich das Gaspedal langsam erst ca. auf die Hälfte an und dann voll durch. Mein Heck brach einwenig aus, aber alles in einer kontrollierten Manier.

Schießlich fahre ich auf Kurve 3 zu, mein Heck hat sich wieder einbekommen und ich fuhr gerade zu auf die linke Seite des Kurveneingangs. Dann bremste ich an, rollte mit den Innenrädern rechts einbisschen über das Gras und beschleunigte dann hart auf die Gerade zu, das Heck für 2-4 Sekunden wieder einbisschen quer.

Hauptgerade, Geschwindigkeiten von über 110 Km/h. Nach der Einfahrt ins Industriegebiet kurz anbremsen, das Gewicht und den Grip an die Vorderachse verlagern. Schließlich nach links lenken, knapp an der Lanterne neben der Strecke vorbei und kurz bevor die Strecke gerade wird, wieder voll auf's Gas. Wieder leichtes Rutschen.

33,51 Sekunden.

Freitag, 18. Dezember 2015

Geschwindigkeitsverwöhnt

Was war dein erstes Auto? Je älter die Person ist, die ich frage, desto "konservativer" ist das Auto. Vom Fiat 126 über verschiedene Dacias bis hin zu einem Peugeot aus den 60ern. Das sind die Autos, die früher da waren, und die man einem jungen Menschen, der gerade erst seinen Schüssel für die Weiten des Asphalts erworben hat, gibt.

Ich bin anders. Durch und durch ein Petrolhead, warf ich finanzielle Stabilität über den Haufen und scherte mich um die Vernunft so sehr wie ein Autofahrer um das 50er Schild nach überfahren der Fotomaschine. So pfiff ich nach dem Tod meiner Mutter auf alles, was ich mir aus dem geerbten Geld hätte kaufen sollen und laufe beispielsweise weiter mit abgeranzten Tretern durch die Gegend, stattdessen investierte ich das Geld in ein "unkonservatives, erstes Auto".

"Das Geld, was ich angespart habe, ist nicht genug, als dass du davon leben könntest, aber es ist zu wenig, als dass es sich lohnen würde, es in einem Umschlag verstauben zu lassen. Du könntest dir damit deinen Traum erfüllen", meinte sie noch einpaar Wochen vor ihrem Tod. Es war nach diesem Satz, dass ich entschied, einen großen Teil davon in ein Auto zu legen, denn niemand erinnert sich an eine Zeit, in der ich nicht durchgängig von Autos erzählte.

Nach langer Zeit des intensiven Überlegens stieß ich schließlich auf ein Angebot eines in Düsseldorf ansässigen Importeurs. Ein roter Nissan Skyline R34 GTT aus 1998 ist in einem Container auf dem Weg nach Deutschland. Schnell waren 1500€ als Anzahlung auf das Konto des Inhabers. Das sickerte in meinem Freundeskreis durch und schnell zählte ich als verrückt. "Du zahlst 1500€ an jemanden den du nicht kennst für ein Auto, dass du nie gesehen hast?"

Einpaar Wochen fast-forward, der Wagen wurde für den deutschen Straßenverkehr umgebaut und bestand den TÜV Mängelfrei. Ich kaufte ein Busticket nach Düsseldorf, traf mich mit dem Händler, sah mir den Wagen an, alles an ihm war spektakulär. Ich habe noch nie einen R34 in echt gesehen und jetzt stand einer vor mir, dessen Schlüssel demnächst in meinen Taschen hausen. Die Probefahrt versiegelte das Geschäft, ich nahm ihn sofort mit.

Die 600-oder-so-km von Düsseldorf zurück nach Berlin vergingen wie im Flug und waren erstaunlich einfach dafür, dass es das erste Auto ist, in dem ich saß, nachdem ich knapp einen Monat vorher in einem 140 PS Ford Focus Diesel meinen Führerschein bestand. Nun stand es also da, mitten in Berlin Prenzlauer Berg, mein erstes Auto. Aber, hm, irgendwie blendete er nicht ein; so zwischen Volkswagen Transporter und Renault Twingos und den anderen hier üblichen Autos.

Doch dieses rote Coupé mit dem großen Flügel ist mein erstes Auto. Ein turbogeladener Reihensechszylinder mit 2,5 Litern Hubraum, der seine 280 PS an die Hinterachse schickt - in den Händen eines 18 Jährigen mit praktisch null Fahrerfahrung.

Um die Erfahrungen, die ich als junger Autoenthusiast unter diesen "speziellen Umständen" sammle, soll es in diesem Blog gehen.