Nach einer Lawine an Events fand ich mich gestern Vormittag auf einmal mit meinen Kennzeichen in Warteraum 3 der Zulassungsstelle in Lichtenberg. "Was hat der Käufer eigentlich zu den runtergefahrenen Reifen gesagt?" fragte mich ein Freund. Achrung: Es folgt der wohl langweiligte Eintrag in diesem Blog.
Wie bereits erwähnt, wusste ich wenige Wochen nachdem ich mein Auto gekauft hatte, dass ich dringend etwas tun muss, um Kosten zu reduzieren. Und dass ich mich zwar wohlwissend in diese "romantische Pleiteheit" gestürzt habe, es sich aber nicht halb so aufregend anfühlt, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Nach einem "günstigen" Auto zu schauen erwies sich aber als hochgradig kompliziert; verglichen zu meinem Skyline. Es gibt nicht schrecklich viele Orte, an denen man Skylines kaufen kann. Man hat die Wahl zwischen den hin-und-wieder aufpoppenden, privatverkauften Fahrzeugen sowie die Angebote von der Hand voll an spezialisierten Händlern im Land.
Der Zeitpunkt ist denkbar schlecht, denn einer der Händler, die ich vorgestern kontaktiert hatte, hatte geschlossen und sein blauer Nissan Micra konnte nicht besichtigt werden. Der nächste Händler hatte einen dreckigen kleinen Micra, dessen Keilriemen an einem Elektronikkabel sägte und der krasse Dellen an der Front hatte, die geschickt auf den Fotos vermieden wurden.
Die nächsten beiden Händler hatten schicke kleine Micras, aber sie waren von den anderen Autos zugestellt. Sie hatten keine Lust den Wagen freizuparken und sagten mir, dass ich im neuen Jahr wiederkommen sollte. Kein Problem, dachte ich mir, dann probiere ich mein Glück eben in der ersten Januarwoche im neuen Jahr. Aber für die verbleibenden zwei Tage des Jahres habe ich kein Auto...
Allgemein, welches Auto sollte es sein? Es muss das Gegenteil vom Nissan Skyline sein, denn was ich mache, mache ich nur, um Geld zu sparen. Es macht keinen Sinn, mir ein Auto mit hunderten von PS zu kaufen; ich habe bereits ein Auto mit fast 300 PS. Und der Wagen bleibt, egal wie knapp es finanziell wird. Auch wenn ich ihn stilllegen muss.
Aus diesem Grund schaute ich mich nach Garagen um und mietete recht spontan schließlich einen Garagenstellplatz in Tiergarten. Nachdem ich einen Besichtigungstermin ausgemacht hatte, rief ich, mit dem Gedanken, dass ich vor Februar wahrscheinlich keinen Termin bekomme, bei der Zulassungsstelle an. Der nächste freie Termin war am nächsten Tag um 9:40 Uhr.
Einen Behördengang später fand ich mich mit Saisonkennzeichen vom 01. Juni bis zum 31. August in den Händen wieder. Zwar sagte mir die Dame von der DEVK, bei der mein Wagen versichert ist, dass ich den Wagen an dem Tag noch bewegen kann, was ja auch Sinn macht, denn Steuern und Versicherung bis zum 1. Januar 2016 sind bezahlt, dennoch war ich nervös.
Also fuhr ich im Dezember mit meinem 06/08-Schild zur Garage. Da Europa unter konstanter Terrorgefahr steht, hat sich die Polizeipräsenz auf den Straßen vervielfacht. So war es wohl nicht verwunderlich, dass ich nicht nur einen Polizeiwagen vor mir hatte, zu dem ich versuchte möglichst keinen Sichtkontakt aufzubauen, indem ich immer ein Auto zwischen uns hielt, sondern später noch von einem zweiten Polizeiwagen überholt wurde.
Nachdem ich also in der Probezeit 6 Punkte ins Verkehrsregister und eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr riskierte (ich weiß nicht, ob mein Handeln "vorsätzliches" oder "fahrlässiges" Fahren ohne Versicherungsschutz war, das ist doch die Anklage bei Fahren ohne gültigem Kennzeichen, oder?), erreichte ich die Garage.
Ich unterschrieb, stellte den Wagen ab und komme wohl erst im Juni wieder. Naja, zumindest um ihn da wieder rauszuholen. Das ist nämlich das beste, was ich machen kann. Den Wagen so lange wie möglich abstellen und in der verbleibenden Zeit, in diesem Fall 9 Monate, ein anderes Auto zu fahren. So spare ich, meinen Berechnungen nach zumindest, etwa 2300€ im Jahr.
Nun jedoch zurück zu meiner Frage, welches Auto sollte nun zumindest von September bis Mai, den Platz des Skylines einehmen? Wie oben bereits angedeutet, dachte ich weiter Nissan; der Micra ist Nissans Einsteigermodell und äußerst populär. Gefühlt sind 20% aller Fahrzeuge in Berlin Nissan Micras, die K11-Baureihe, um genau zu sein.
Der Micra war natürlich nur mein erster Gedanke, weil ich als Nissan-Fahrer recht zufrieden war, aber wie sich nach einiger Recherche herausstellen sollte, lag ich garnicht so falsch mit dem Auto. Denn wenn die Prioritäten wirklich "Haltbarkeit" und "Unterhaltskosten" sind, kann man bei dem Auto nichts falsch machen.
Mit einem Hubraum unter einem Liter und einem Abgassystem nach Euro3 Standard ist der Wagen nicht nur unglaublich günstig in Steuern und Versicherung, sondern mit nur knapp 6 Litern auf 100 Kilometern äußerst Sparsam. In der Preisklasse, also um die 1000€, ist es schwer, Alternativen zu finden. Zumindest aus Japan.
Denn auch, wenn ich mein "Ich werde nie eine frontgetriebene Ekobox fahren" über Board werfe, so will ich wenigstens meiner Zuneigung zu japanischen Autos treu bleiben und Abstand von den alten Renaults und Fiats nehmen. Nun fiel es mir aber recht schwer, Alternativen zum Nissan Micra zu finden, denn die anderen Autos waren alle meist älter als BJ 2000 und besaßen demnach niedrigere Abgasnormen.
Ja. Es macht keinen großen Unterschied, ob ich mir nun ein Euro2 oder Euro3 Auto zulege, denn unter 100€ Unterschied bei Steuern machen über ein Jahr nicht viel aus. Aber mit der höheren Abgasnorm kommt auch oft ein höheres Alter. So beispielsweise in einem meiner Favoriten, dem Motsubishi Colt. Aber trotz eines guten Rufs was Haktbarkeit angeht und einem geringen Anschaffungspreis drückt der Wagen eben aufs Portmonnaie.
Nicht nur wegen der Abgasnorm, auch der 1.3l Hubraum wirkt sich negativ auf die Unterhaktskosten aus. Zusammen mit den 75 PS stellt sich das auf den Verbrauch. Auch die Versicherung erhöht ihre Rechnung bei dieser skandalösen Mehrleistung. Natürlich um nicht viel, einpaar Euro pro Jahr im Vergleich zum Micra, aber kombiniert führt es dazu, dass am Ende des Jahres dann doch eine bemerkenswert höhere Rechnung auf mich zu kommt.
Weiter auf der Suche nach einem Contender für das Rennen um Andreas' Next Top Daily stieß ich auf zwei weitere Fahrzeuge. Zum einen wäre da der kastige Suzuki Wagon R+. Eines der wenigen "Kei-Cars", die es nach Deutschland geschafft haben, wenn auch stark von der Motorisierung und der Ausstattung aus an den westlichen Markt angepasst.
Mir gefiel der Wagen schon bevor ich den Skyline gekauft habe. Ich bin zu großen Anteilen Purist, was meinen Geschmack bei Autos angeht. Ich mag Autos, die mit Herz und Seele für ihren Zweck gebaut wurden. Ich finde es schwer, sowas zu erkennen, wenn der Wagen für etwas anderes konzipiert wurde, als das ultimative Fahrgefühl auf einer kurvigen Straße...
Beim Suzuki Wagon R+ jedoch war es nicht schwer zu sehen, dass das Auto designtechnisch brilliant ist. Ausgelegt, um so viele Menschen und so viele Dinge so bequem und effizient wie möglich durch Tokio zu bewegen, baute man den Wagen so hoch, dass man praktisch hinein laufen kann. Durch eine kleine Motorbucht ist der Wagen nicht lang, fühlt sich aber so an.
Das Platzgefühl ist Wahnsinn, auch wenn der Wagen von den maßen her ein Kleinwagen ist. Er ist praktisch alles, was ein SUV nicht ist. Und SUVs stehen für alles, gegen was ich kämpfe. Von da an lernte ich Suzuki, und dessen Modelle wie den Jimny, der mit einem ähnlichen Mindset konzipiert wurde, zu schätzen.
Neben dem WagonR+, auf den ich eben schon seit längerer Zeit ein Auge geworfen habe, stieß ich auf ein drittes Fahrzeug. Eines, bei dem ich ein Buch darüber schreiben könnte, wie keine Seele beim Bauprozess durch diesen Wagen floss, wie die Besitzer allesamt Autoleien sind, die in Autos nur ein Werkzeug sehen. Es nur fahren, weil sie darauf angewiesen sind.
Aber so viele Seiten mein Buch auch geht, ich kann nicht leugnen, dass der Toyota Yaris ein verdammt preisgünstiges Auto ist. Denn was mich dazu bewegt hat, den Yaris in meine Liste zu nehmen, sind die nackten Zahlen. Alles, was dieses langweilige Stück Straßenverschandung an Ekobox gut kann, ist Zahlen vorweisen. Ähnlich wie ein Dodge Challenger Hellcat.
Mit einem angegebenen kombinierten Verbrauch von 5,0L/100km, ist er der sparsamste, mit 68 PS jedoch der Leistungsstärkste unter den drei Anwärtern auf das Erbe des Skylines als mein Fahrzeug. Dabei spielt die Leistung weniger im sportlichen Sinne für mich eine Rolle, eher geht es mir um die Kraft, die ich beim Anfahren freigeben kann, ohne den Motor unnötig hochzutouren.
Schließlich kristallisierten sich drei Fahrzeuge im Rennen um Andreas' Next Top Daily; der Suzuki WagonR+, der Nissan Micra und der Toyota Yaris. Alle drei sind verlässliche, kleine Japaner mit unter einem Liter Hubraum, einem Verbrauch von zwischen 5 und 6 Litern und einem Anschaffungspreis für Exemplare im annehmbaren Zustand von knapp 1000€.
Alle drei weisen Vor- und Nachteile auf. Der Suzuki ist mega easy zu pilotieren, denn man sitzt verglichen zum Skyline in einem anderen Universum. Er ist um einiges Platzeffizienter als der Micra bei etwa selben Maßen und Verbrauchswerten. Allerdings ist der Wagen vorallem in Berlin auf dem Gebrauchtwagenmarkt recht selten.
Der Yaris verbraucht knapp einen Liter pro 100km weniger als der etwas schwerere Suzuki, ist dafür aber eben auch deutlich weniger geräumig und anstrengender bei längeren Fahrten. Außerdem ist er etwas teurer in der Versicherung, weil er ein Zweitürer ist und in den Augen der Versicherung bedeutet das sportlich. Oh, und er ist das langweiligste Etwas seit dem öffentlichen Fernsehen.
Das Mittelmaß stellt der Nissan Micra dar. Er ist erhältlich als Zwei- und Viertürer und ist mit TÜV und sogar etwas Ausstattung der günstigste der drei Fahrzeuge. Er ist außerdem auch mit unter 800 kg der leichteste, aber mit 54 PS im Vergleich zum Suzuki (65 PS) und dem Yaris (68 PS) auch der schwächste, was bei zügigem Verkehr (und ich meine wirklich nicht mal rasen) den Verbrauch von knapp 6 Litern pro 100 km relativiert.
Schließlich sind die Auto so ähnlich gut, dass es darauf hinaus läuft, bei welchem Modell ich das nähste und beste Angebot finde. Doch tatsächlich gab es eine vierte Alternative. Ich habe mich faktisch gegen sie entscheiden müssen, aber es schmerzt. Da ich ein zweites Auto benötige, öffnete sich eine Tür für ein Auto, dass ein Anwärter auf mein erstes Auto gewesen ist.
Er wäre eindeutig die vernünftigere Entscheidung. Es handelt sich um ein Auto, dass ich seit eh und je Respektiere und in das ich mich irgendwie verliebt habe. Immer wenn ich ein Bild sehe, juckt es mich, einen zu kaufen und ihn zu fahren, aber meine Mittel erlauben es nicht. Dabei ist er eine komplett andere Welt, sowohl vom Skyline als auch von Micra, Yaris und WagonR+.
Die Rede ist vom legendären Mazda MX5. Er orientierte sich an britischen Roadstern wie den Lotus Elan, seine Formel war Einfachheit. Mit einem steifen Chassis, einem Gewicht von insgesamt knapp 900 KG und einer 50:50 Gewichtsverteilung durch das FR-Layout (Motor vorn, Antrieb hinten) ist der MX5 DAS Fahrerauto.
Anders als andere Hersteller löste Mazda seine Probleme nicht mehr PS (wie der Dodge Challenger Hellcat), sondern durch Finesse und Einfachheit. Das Resultat war ein mega günstiges und haltbares Auto, was es zu einem Fahrzeug machten, das man jeden Tag fahren konnte (vorausgesetzt das Kofferraumvolumen von einem Turnschuh und das Gefühl, in einem Auto für Menschen der Größe eines 12 Jährigen zu sitzen, stören nicht).
Jeder kann sich einen MX5 leisten und Ersatzteile sind nicht teuer. Sie sind so mechanisch einfach, dass Reparaturen nicht nur selten, sondern günstig sind und in den meisten Fällen sogar selbst gemacht werden können. Und durch den kleinen Motor ist er nicht nur günstig im Unterhalt, sondern auch sparsam.
Nicht umsonst sagt man "The Anwer Is Always Miata", denn egal was man bauen will, ein MX5 ist die richtige Basis. Driftauto? Klar. Finde durch Tuning oder einer Motortransplantation einfach nur mehr Kraft und Drehmoment. Rennwagen? Überrollbügel rein, Beifahrersitz raus und fertig; der MX5 ist leicht, steif und fährt sich deshalb göttlich. Und das beste: Kein Untersteuern.
Dragster? Pack einen LS-Motor rein. Das Chassis macht's mit. Das Endergebnis ist ein 900-1000KG schweres Auto mit so vielen hunderten PS wie man aus dem Motor nur rausholt. Gepaart mit einpaar Drag Radial Gummis sollte der Wagen so soziemlich alles liegen lassen. Sparsames Auto? Spaßauto? Vorzeigeauto? Alles kein Problem, mit diesen Talenten kommt der Wagen von Haus aus.
Ich könnte stundenlang über den MX5 schreiben, vorallem von der ersten Generation, dem NA. Aber das ändert nichts daran, dass mir der Wagen trotzdem verwehrt bleibt. Denn auch, wenn viele NAs durch die Gegend düsen, so ist der Markt an den kleinen Roadstern alles andere als gesättigt. Sie werden immer seltener und dadurch teurer.
Er wird langsam zum Klassiker, mit den ersten Modellen aus 1989 kommend. Klar, sie halten ewig bei richtiger Pflege, aber ob es ratsam ist, in meiner Situation ein 26 Jahre altes Auto zu kaufen, steht außer Frage. Vorallem nicht, wenn sie die Preise vom Yaris und co. bei weitem übertreffen. Ich wäre ja gewillt, ein Euro1 Auto zu fahren und den Mehrverbrauch durch den 1.6 Liter Vierzylinder mit 90 PS in Kauf zu nehmen...
Aber wenn man das mit dem Alter, dem Preis und der Tatsache, dass ein Roadster im Winter nicht das Wahre ist, siegt Hirn mühelos über Herz. Alles was bleibt ist mein Versprechen, dass ich irgendwann mit einem MX5 NA über die Landstraßen Brandenburgs kurven werde. Bis dahin fahre ich einen sparsameren Yaris/Micra/WagonR+ und einen potenteren Nissan Skyline R34 GTT.
Natürlich blogge ich sobald ich irgendwann im Januar zu einem zweiten Auto gekommen bin, bis dahin habe ich noch die ein oder anderen Themen und Erlebnisse, über die ich unbedingt bloggen will. Also bleibt dran, nicht existente Leser!