Donnerstag, 25. August 2016

Der Fall "Traktionskontrolle"


Der amerikanische Autojournalist Jack Baruth ist ein toller Schreiber. Er bekommt es hin, den Leser mit Wut und Unverständnis in den Artikel gehen zu lassen und ihn dann beim lesen mit Logik und Symphatie komplett umzudrehen. So auch bei seiner nicht ganz neuen Kolumne für Road&Track, in der er für die Traktionskontrolle argumentiert.

Er leitet seinen Artikel damit ein, dass er beim Falschirmspringen nie jemanden gesehen hat, der seinen Reserveschirm vorm Fall in die Tonne schmeißt, oder beim Zip-Lining seinen zweiten Karabiner nicht einharkt, jedoch drei von vier Rennfahrschüler aus Prinzip die Traktionskontrolle ausschalten. Die Gründe sieht er zu gleichen Zügen in Fehlinformationen, Ignoranz und Stolz.

Und, schon getriggered? Fühlst du dich schon beleidigt, weil du entweder ein falsches Konzept vom Autofahren hast oder Ignorant oder Stolz bist, wenn du die Traktionskontrolle ausschaltest? War ich auch und so ist es typisch für Baruths Kolumnen. Nun kommt aber der harte Teil. Der, der Überzeugt.

"Entgegen der allgemeinen Auffassung signalisiert die TC-Lampe die harte Arbeit der Ingenieure, die versuchen, deine Inkompetenz auszugleichen". Die meisten Autos kommen mit eingeschalteten Fahrhilfen nur wenige Sekunden per Runde hinter der Zeit ohne Fahrhilfen ins Ziel. Ein Unterschied, der nur professionelle Fahrer betrifft. Nicht jedoch den typischen Touristenfahrer, der, anders als ein Stabilitätsprogramm, menschlich ist.

Die Traktionskontrolle wird nicht müde, sie denkt nicht an die nächste Runde, oder den Job, oder die Freundin oder das After-Dinner. Sie macht sich nicht verrückt, weil ein paar Meter weiter vor ein Auto von der Strecke rutscht oder schätzt die Traktion falsch ein, weil sie die kleine Pfütze in der letzten Kurve nicht gesehen hat.

Formel 1 Teams haben Himmel und Hölle bewegt, um Fahrassistenten in Autos von Namen wie Schumacher zu verstecken und heute verzichtet kein F1, LMP1 oder sonstiges Weltklasseteam auf Fahrhilfen. Wenn Schumacher oder Hamilton von elektronischer Intervention profitieren können, kannst du das auch.

Baruth beendet seinen brillanten Artikel mit einer Geschichte. Einer seiner Studenten, ein extrem tallentierter Bursche, rief ihn eines Tages an, während Baruth selbst mit seinem Sohn Autoscooter fuhr, und berichtete ihm von einem schweren Unfall auf der Strecke, welcher seinen 50,000 Dollar Wagen zu einem Schrotthaufen machte. Zu den Unfallbedingungen zählt auch, dass die Traktionskontrolle aus war, er hatte versucht etwas Zeit auf der Strecke zu finden.

So.

Allerdings stört mich bei seiner Argumentation eine Sache. Baruth geht während seines gesamten Stückes von Rennstrecken aus. Dabei wissen wir spätestens nach seiner Anleitung zum schnellen Bergpass, dass er den sogenannten Spirited Drive so gut kennt, wie wir alle. Wenn man allein in seinem Roadster auf eine Haarnadelkurve zufährt, braucht man keine Elektronik, die einem die Kraft von den Rädern nimmt.

Am Sonntag morgen will man sein Auto nicht ans Limit bewegen, man möchte Spielen. Man möchte mit der Straße kommunizieren, unswar ungefiltert. Dafür werden Sportwagen gemacht; das unterscheidet sie von Rennwagen. Bei einer solchen Ausfahrt wäre die Traktionskontrolle wie die Mutter beim Bewerbungsgespräch; irgendwie im Weg.

Vor allem aber bedeutet das prinzipielle Fahren mit Traktionskontrolle eine Sache: Du kennst einen Teil deines Autos nicht. Du kennst das Kurvenverhalten; wie tief du das Gaspedal vergraben kannst und wie hoch die Zahl auf dem Tacho sein darf. Aber nur wenn der Computer drüber schaut. Es ist ein bisschen wie wenn man als Kind auf dem Schoß eines Elternteils fährt und die Eltern so ziemlich alles außer das Lenkrad übernehmen und selbst das mit schwebenden Händen sorgsam überwachen.

Ich will nicht sagen, dass eine Runde im McLaren P1 oder LaFerrari mit angeschalteten Fahrassistenten nicht durch die eigenen Fähigkeiten entstanden ist, aber solange man keinen Formelrennwagen oder Langstreckenprototypen fährt, sollte man nicht abhängig von der Traktionskontrolle sein. Man sollte von sich aus wissen, wie schnell der Wagen in die Kurve fahren kann, nicht in die Kurve fahren und warten, dass die Assistenten ihren Job machen.

Genau wie Baruth beende ich meinen Eintrag mit einer Geschichte. Während eines Zeitrennens auf einer knapp 600m langen Strecke in einem Industriegebiet fuhr ich zwei gezeitete Runden. Eine mit Traktionskontrolle und eine ohne. Aufgrund der Kürze der Strecke ist es extrem schwer, Zeit zu finden. Nichtsdestrotrotz war meine Zeit ohne Traktionskontrolle um legendäre 3 Sekunden schneller als mit.

Lag es daran, dass die Traktionskontrolle im Nissan Skyline R34 steinzeitlich ist? Oder eher am engen Streckenlayout, welches einfach erfordert, dass man auch mal Traktion bricht? Ich weiß es nicht, allerdings kenne ich mein Auto gut genug um es ohne Helfer schnell um die Strecke zu jagen. Aber das nächste mal lasse ich die Traktionskontrolle vielleicht mal an und achte darauf, wann die Leuchte angeht. Vielleicht kann man die Kurve etwas geschmeidiger nehmen, ohne das Chassis zu belasten und die Räder singen zu lassen. Vielleicht kann ich ja das, was ich aus der Runde mit Traktionskontrolle lerne, in die Runde ohne Traktionskontrolle nehmen.


Samstag, 9. Juli 2016

Warum ich meinen Nissan Skyline gegen einen 140 PS Toyota tausche


Es war schön, doch ich will ihn nicht mehr. Es liegt nicht an ihm, sondern an mir; lasst es mich erklären.

Der Wagen ist wie das eine Mädchen, an das man gestoßen ist und mit der alles so schnell ging. Sie ist hübsch und klug und nett, aber jedes mal, wenn sie da ist, fühlt man sich allein. Und so stellt man sich vor die Wahl: Gebe ich mich zufrieden? Oder werde ich nur noch unglücklicher mit der Zeit? "Was läuft bei dir falsch", denkt man sich nun. Der Wagen ist ein Skyline! Ein echter! Ein Handschalter! Ein Turbo! Junge, du hast bestimmt voll die Streetraces am laufen und die Weiber fliegen dir zu und du tunest den bestimmt auf eine brasillionen PS und...

Es ist leicht das zu sagen, wenn man den Wagen nicht fährt. Wenn man nicht in meiner Haut und mit all den Aspekten lebt, die mit dem Auto kommen. Und, um Himmelswillen, ich meine damit nicht, dass der Wagen an sich mir irgendwelche Probleme gemacht hat. Der Motor läuft immer noch so ruhig, dass man ihn über Wind und Reifengeräusche in der Stadt kaum hört. Ein Freund, der einen R32 GT-R besitzt und in seinem Leben einige an Skylines gefahren und gesehen hat, meinte, es sei der ruhigste Skyline, der ihm je unterkam.

"Verwechseln dich die Leute nicht mit einem Prius? Du brauchst einen neuen Auspuff!", meinte er. Er ist bequem; man sitzt nicht tief, aber eben Flach. Die Sitze sind geschmeidig und weich aber trotzdem wohlgeformt und haltend. Die Musikanlage ist extrem hochwertig und spielt die Musik über meinen Kassette-zu-Aux-Adapter kristallklar ab. Ich könnte Ewigkeiten damit verbringen zu schreiben, wie die Klimaanlage meine Beine mit genau 21,5°C kühlt, der Kofferraum überraschend groß ist, ich dem Wagen jeden Tag scheiße gebe und er mich trotzdem treu von A nach B bringt als wäre er ein Neuwagen, etc, etc.

Aber ich höre auf, denn wenn ich so über dieses Auto mit Heckradantrieb, Reihensechszylinder sowie Kofferraumvolumen, Neupreis, Fahrzeugmaße und Verfügbarkeit als Viertürer ähnlich des 3er E46 rede, könnte man meinen, ich beschreibe einen BMW 3er. Und mir geht es um das Auto als Sportwagen, also beschreibe ich die sportlichen Aspekte. Wenn man mit dem Wagen launched, gehen die Drehzahlen ab 2500 Umdrehungen pro Minute, also wenn der Turbo greift, so schnell hoch, dass man statt einer Nadel einen orangenen Schleier über den Zahlen auf dem Drehzahlmesser sieht.

Die Allradlenkung, die 245er Reifen und der Flügel kneten den Wagen an den Asphalt, wenn man mit ihm um Kurven fährt. Es ist schwer, den Wagen im Trockenen an seine Grip-Grenze zu bringen, auch wenn die Reifen durchaus unter G-Belastung der 1400 Kilogram an Fahrzeuggewicht aufschreien. Sobald die Traktionskontrolle aus ist, verlangt der Wagen deine gesamte Konzentration. Nicht wenn du ihn schnell fährst, da ist der Wagen easy. Wenn du ihn am Limit fährst. Denn er lässt dich ans Limit.

Der Wagen ist auf der Rennstrecke mindestens so schnell wie ein 911 Carrera 996 aus der selben Zeit (mit dem 3,4l Motor). Was, also, macht er falsch? Er ist unglaublich schnell, bequem, verlässlich, hübsch...

Nichts.

Nichts macht er falsch. Und das ist der Punkt.

Ein Sportwagen braucht Fehler, das mach ihn zu einem Sportwagen und das unterscheidet ihn von Rennwagen oder einfach nur schnellen Wagen. Natürlich tut dir der Rücken nach langen Autofahrten weh, weil die Aufhängung zu straff ist. Klar kannst du nichts und niemanden Mitnehmen, außer eine Kinderriegelbox, weil der Stauraum damit schon gefüllt ist. Ich weiß, dass die 10-Gang-Automatik schneller schaltet, als mein Arm es je könnte. Aber das ist okay.

So sehr es auch wehtut, ich mag dich nicht, Skyline. Du bist zu bequem, hast zu viel Beinfreiheit, bist zu gut schallisoliert.

Mag sein, dass sie längere Beine und ein pralleres Dekolleté hat - ich mag aber das Mädchen, das am Ende der Straße wohnt. Sie passt besser zu mir. Mir ist es nicht wichtig, dass sie perfekte Augenbrauen oder perfekt symmetrische Brüste hat; ich will mit ihr Taylor Swift hören und auf der Couch Pokemon spielen statt jeden Tag im Anzug im Theater oder beim Italiener zu sitzen. Der Skyline ist ein GT im traditionellsten Sinne; ein Wagen, der Ferruccio Lamborghini bestimmt gefallen hätte. Ein Auto, mit dem man problemlos ein mal der Küste in Schweden bis runter nach Italien fahren könnte. Aber das will ich nicht.

Ich will Leichtigkeit, kleine Räder. Ich will den Wagen röhren hören, aber nicht dafür irgendeine Aftermarket-Auspuffanlage anschrauben müssen. Und vor allem will ich meine Privatsphäre. Ich will nicht mehr, dass Leute mich fragen, ob ich sie mitnehmen kann. Ich will nicht mehr, dass ich Gesprächsthema im Umkreis von 12 km bin. Ich will kein "Lass mal hören!", "Das ist ja ein Jeep, leg ihn tiefer!" oder "Du magst Fast&Furious, eh?" mehr.

Es nervt nur noch. Leute holen in ihren LKWs beim Fahren das Handy raus, um den Wagen zu fotografieren, kurbeln das Fenster runter und rufen "BOAH EIN ECHTA SKYLINE!" und dann, der Goldene Satz, "der hat Allrad, oder?" So sehr alles, was in Skyline Underdog steht, auch stimmt, der Wagen wird NIE aus dem Schatten seines großen Bruders heraus kommen. Es ist kein GT-R und wird nie einer sein. Was der BMW 330i zum M3 ist, ist der GT-T zum GT-R. Und genau so, wie er nie ein GT-R sein wird, wird er nie das Auto sein, dass ich eigentlich wollte.

Natürlich war ich mir bewusst, dass ich 100 PS, einen Turbo und zwei angetriebene Räder im GT-T weniger habe, als im GT-R. Ich wollte keinen GT-R, weil ich wusste, dass ich mir keinen GT-R leisten kann. Wäre an dem Tag, an dem ich den R34 angezahlt habe, ein schicker S15 Spec R mit Handschaltung im Angebot gewesen, wäre ich jetzt S-Plattform Fahrer. Ich wollte kein Monster wie den GT-R, sondern einen sensitiven, heckgetriebenen, turbogeladenen Sportler. Und wahrscheinlich um einiges glücklicher, denn ich würde weniger Meinungen über mein Auto kennen und hätte den Wagen, den Leute sich auch Vorstellen, wenn sie "S15" hören. Natürlich ist es eine Sache der Psyche, aber es nagt an einem, "Bürger zweiter Klasse zu sein".

Den Todesstoß für die Liebesgeschichte zwischen mir und meinem Skyline war ein anderes Ereignis, dass unter anderem Teilerzeuger des Stresses ist, der dafür sorgte, dass ich seit knapp zwei Monaten nicht mehr dazu kam, einen Blogeintrag zu schreiben. Ich verkaufte meinen Suzuki und legte mir einen Mazda MX5 zu. Genau den. Einen aus der ersten Generation, der NA mit dem 116 PS starken 1,6 Liter Vierzylinder. Um die ganzen Umstände des Fahrzeugs schreibe ich ein andern mal, heute soll es um dieses Feeling, diese einzigartige Erfahrung gehen, die wäre "MX5-Fahren".

Stammleser des Regulären Autoblogs, nicht, dass ich sowas hätte, wissen, dass ich seit jeher eine spezielle Liebe für den MX5 hege. Ich kannte ihn, wie so viele Autos, nur von Zeitschriften und Videos im Internet. Aber je mehr ich über den Wagen las, desto mehr hatte ich das Bedürfnis, ihn zu fahren. Die Wahl fiel deshalb auf den Skyline, weil ich in meiner puristischen Überzeugung, lieber das 280 PS Turbo Coupé nahm, statt eines 116 PS Mazda Cabrios.

Nun war da und der Nissan in der Garage. Und ich fühlte mich komisch. Heimisch. Alles war, wo es sein sollte; ich fühlte mich im engen Raum zwischen Heckscheibe am Stoffdach und Lenkrad geborgen, mehr als je im Skyline. Ein Freund meinte, dass, als ich zum ersten mal mit dem Wagen vorfuhr, es so aussah, als fuhr ich nie was anderes. Ja, Kurven waren krass und alles aber ich vermisste keinen einzigen PS aus dem Skyline. Das war der entscheidende Punkt. Kein Autojournalist der Welt, nicht ein mal ich, kann in Worte fassen, wie unglaublich puristisch es sich anfühlt, den MX5 durch die Gegend zu fahren.

Ich will die selbe Formel wie im MX5, nur... Konzentriert. Und ich fand mein Traumauto; das erste Auto, dass ich nicht haben wollte, weil es mir meine Recherche so sagt, sondern mein Herz, nachdem ich Erfahrungen aus drei grundverschiedenen Autos gesammelt habe. Den Toyota MR2.

Und vielleicht sogar der aus den 80ern.

Mittwoch, 27. April 2016

Heilige Scheiße! Porsche plant vielleicht ein Mittelmotorauto ÜBER DEN 911!!!

Foto: Car and Driver Rendering
Okay? Okay. Cool bleiben.

Laut der britischen Autofachzeitschrift Car werden derweil Patente von Porsche überprüft, die darauf hindeuten, dass der Sportwagenkonstrukteur an einem Mittelmotorsportwagen arbeitet. Sollten Magazine wie Car and Driver recht haben, soll der Wagen als Konkurrenz zum Ferrari 488 und dem McLaren 570 antreten.

Laut ersten Berichten soll der "Porsche 960" 2019 kommen, nachdem erste Berichte und Vermutungen bereits vor zwei Jahren sprossen und einen Mittelmotor-Übercayman für 2017 vorhersahen und von einem Achtzylinder-Boxermotor (Jesus! Wie soll denn das klingen?!) befeuert werden. Gerüchte gehen sogar so weit, als dass bereits Prototypen auf Cayman-Basis existieren.

Basiert werden soll der Wagen auf die neue gemeinsame Sportwagenplattform, die vom neuen Cayman 718 über den neuen R8 bis hin zu Lamborghinis Hurácan-Nachfolger als Grund dienen soll. Car and Driver schreibt sogar von einem Quadturbo-Setup á la Bugatti Chiron, wobei ich das für unwahrscheinlich halte. Allgemein sollte man die Neuigkeiten in Verbindung mit Mittelmotoren von Car and Driver mit einer prise Salz genießen.

Nichtsdestotrotz würde ein Porsche 960 durchaus Sinn machen. Nicht nur, dass Ferdinand Piëch einen 914 mit Boxer-8 besitzt; ein solcher Motor arbeitete außerdem noch im 964 basierten Prototypen während der Entwicklung des ersten Boxsters ende der 90er. Sieht aus, als würde Porsche den Regulären Autoblog lesen.

Dienstag, 19. April 2016

Neuer Ford Mustang verkauft sich besser in Deutschland als jeder andere Sportwagen


Wisst ihr noch, als ich davon berichtete, dass der Lamborghini Centenario dem Firmengründer Ferruccio nicht gerecht wird und Jalopnik ein paar Tage später das selbe schrieb? Oder als ich die Berechtigung des Bugatti Chirons beschrieb und wenige Tage später das gleiche geschah? Sieht so aus, als wüsste ich, wovon ich schreibe.

Vor kurzem stellte ich mich auf einem Bein und wagte es, den BMW M2 in Frage zu stellen. Viel kontroverser war dabei jedoch, dass ich potentiellen M2 Käufern nahegelegt habe, sich bei amerikanischen Marken umzusehen, welche Sportwagen bauen, die für weniger Geld genau so viel Auto bieten. Man kann sich nur vorstellen, was das für einen Shitstorm gegeben hätte, wäre der Blog hier halbwegs gut besucht.

Doch da hörte es nicht auf. Einige Zeit später strahlte MotorTrend Folge 74 der Show "Ignition" aus, in der der BMW M4 gegen den Camaro SS gehetzt wurde. Das Ergebnis: Der (in den USA zumindest) $35.000 günstigere Camaro war exakt so schnell wie der M4. Gemeinsam mit dem neuen Ford GT und der Corvette C7 bilden amerikanische Sportwagen neuerdings einen riesigen Mittelfinger an die "überlegene, deutsche Ingenieurskunst".

Sie sind genau so gut ausgestattet, sei es durch Verwendung von hochwertigen Materialien im Innenraum oder komplexer Technik wie magnetischen Fahrwerken in der Mechanik - US-Sportwagen sind schon lange nicht mehr das, was das Klischee von ihnen vermuten lässt. Das, samt meiner Liebeserklärung an klassische Muscle Cars, war einer meiner letzten Blogeinträge. Dann platzte die Bombe.

Der Ford Mustang ist der meistverkaufteste Sportwagen in Deutschland im Monat März, das ergaben Verkaufsstatistiken zum Monatswechsel. Damit schlägt der Wagen BMW, Mercedes, Audi und Porsche IN IHREM HEIMATMARKT. Woran liegt das? Road&Track Autor Jack Bauruth hat es schon gesagt und ich predige sowieso schon seit lange vor dem Regulären Autoblog davon. Die Autohersteller, nicht nur in Deutschland sondern so ziemlich aus allen Ländern ausgenommen der USA seit vor einpaar Jahren, haben ihren Sportwagenfokus verloren.

In meinem nicht weniger kontroversen Blogeintrag über den verachtungswürdigen Audi RS6 habe ich es schon angedeutet; es ist weniger die Schuld der Hersteller und mehr die Schuld von kollektivem Gruppenzwang. Ähnlich wie der BMW M2 es durch gutes Marketing schafft, sich als leichtes Auto zu verkaufen, denken die Leute, dass der Audi RS6 ein guter Kompromiss ist für Leute, die einen Sportwagen wollen aber einen Kombi brauchen.

Aber anstelle dass sie sich einen Nissan Primera und einen Ferrari 360 Modena kaufen, pumpen sie das selbe Geld oder mehr lieber in diese verflixte Landyacht, welche vor kurzem den Rekord für die größten Bremsscheiben bei Serienfahrzeugen aufstellte. Natürlich, denn sobald man das Ding auch nur ein bisschen schneller auf einer kurvigen Straße bewegt, kommt Rauch aus den Keramikbremsen. Nicht mal High-End-Motorsport Teile können dieses Gewicht spurlos zum Stillstand bringen.

Dabei sind Überkombis gar nicht mal so ein großer Markt. Nein, der am schnellsten wachsende Markt, an dem die Hersteller derweil kleben, sind die grottighässlichen SUVs, kurz für "Sport Utility Vehicle". So Autos wie der BMW X6, welche zu groß sind, um gut auf der Straße oder als Sportwagen zu funktionieren aber zu tief und unausgestattet um im Gelände etwas zu taugen. Dabei tragen diese Schrankwände meist doppel so hohe Preisschilder, wie die Kombivatianten, die dann aber genau so geräumig sind.

SUVs sind der schlimmste Trend seit schnellen Fronttrieblern und dass der Markt sich so auf diese Teile stürzt, ist ein harter Schlag gegen die Sportwagensparte der verschiedenen Hersteller. Inzwischen gibt es Land Rover Sports mit Jaguar-Motoren und Sportaufhängung die die Nordschleife schneller überqueren, als so mancher Ferrari oder Porsche, oder mit dem Evogue ein von Victoria Beckham designetes Fahrzeug, damit Models damit zum Einkaufen und zurück fahren können.

Sportwagen waren schon immer ein Nischenmarkt, aber der Wachstum von SUVs ist nach wie vor eine Gefahr. Kombiniert mit ständig schärfer werdenden Emissionsgesetzen und dem Rückgang der Beliebtheit von Schaltgetrieben vergessen Autohersteller, dass es noch eine Sorte von Menschen gibt, die sehr wohl noch Fahrzeuge a lá E46 M3 oder Porsche Cayman haben wollen. Man könnte meinen, dass die Hersteller ja nur dem Trend nachgehen und das tun, was sie müssen, um sich am Leben zu erhalten.

Aber vielleicht ist das falsch.

Vielleicht haben die Autohersteller einfach nur nicht das als Paket angeboten, was uns Fahrenthusiasten zuspricht. Und wir griffen stattdessen einfach zu gebrauchten oder ausländischen Fahrzeugen, wie den Nissan 350Z oder den Lotus Elise. Zugegeben, der Porsche Cayman war ein schlechtes Beispiel, denn neuerdings bietet Porsche mit Cayman R und GT4 mehr als potente Mittelmotorsportwagen zum Bruchteil eines 911 an, auch BMW geht mit dem vorher angesprochenen M2 wieder die "Route" von pureren Sportwagen entlang.

Aber diese Autos sind alle zu teuer. Wenn man M4-Qualität und Speed von den Amis für weniger Geld bekommt, als man für einen M2 ausgeben muss, warum sollte man das tun? Wegen dem Namen? Denn der ist meiner Meinung nach der einzige Grund, weshalb es die M-Division überhaupt noch gibt. Der Ruf war es auch, weshalb die Dodge Viper, ein Sportwagen der absolut auf europäischem Niveau arbeitete, verfrüht die Showrooms verlassen musste. Ein Jammer.

Ich, zumindest, stehe auf die neuen US-Sportwagen, obwohl ich eingefleischter Japan-Fan bin. Sowohl Japan als auch Deutschland sollten sich eine Scheibe von Ford und Chevrolet abschneiden.

Montag, 11. April 2016

Berlins "Tuning"-Problem

Wassermelone
Ich war dabei, beim ein oder anderen B1 West. Ich war da am Saisonabschluss 2015 und Saisonbeginn 2016. Ich hab auch die ein oder anderen Leute kennengelernt, darunter viele sympatische Leute. Auch den ein oder anderen Freund. Aber trotzdem habe ich niemandem eine Visitenkarte für diesen Blog in die Hand gedrückt oder gefragt, ob er oder sie nicht die Facebook-Seite mit Gefällt Mir markieren oder den ein oder anderen Eintrag lesen soll. Mit gutem Grund: Ich würde mich unbeliebter machen, als ein CDU-Wähler in Prenzlauer Berg.

Ich habe es schon ein oder zwei mal angedeutet, wie zum Beispiel als ich von "B1-Brudas" schrieb. Andere nennen sie Kevins und Justins, aber das finde ich diskriminierend gegenüber richtigen Kevins und Justins. Ich rede von Leuten aus der Szene, die regelmäßig, am besten in Verbänden, zu B1 West düsen und gemeinsam attendieren. "Hurr durr, Regautoblog. Warum bist du so streng und hass-erfüllt?" In einem Wort: Enttäuschung.

Ich wusste, dass es nicht sein wird, wie in Fast & Furious. Ich wusste, dass es keine abgesperrten Straßen und heiße Frauen gibt, die den Start angeben. Aber ich habe nicht erwartet, dass diese Treffen mit so viel Schrott gefüllt sind. Noch bis vor zwei Jahren kam all mein "Wissen" aus der "Szene" aus dem Internet, bzw. verschiedenen Facebook Seiten. Tatsache waren das aber meist englisch-sprachige über Szenen aus Australien, der USA oder Japan.

Ich sah Fans von amerikanischen, europäischen und japanischen Sportwagen erhitzte Debatten miteinander führen. "Gegenseitiger Respekt" hieß dann, dass etwa ein Honda S2000 neben einem Ford Mustang steht. Ich habe nie verstanden, warum sich Leute so viel Gift gaben. Miteinander ist doch viel besser als ohne einander. Am Ende des Tages teilen wir alle die selbe Leidenschaft: Die der besonderen Autos. Egal, ob Nissan 200SX oder Lamborghini Huracan.

Ich hatte treffen erwartet, wie sie die Facebook-Seite "Downshift" manchmal teilt. Hier ein Mustang, da ein Silvia, dort ein BMW, wo anders was anderes. Stattdessen gab es ein Meer an Autos der Volkswagen-Gruppe. Ich verstehe ja, dass diese Autos hier beliebt sind, denn sie sind eben die erste Wahl an Alltagsfahrzeugen in Deutschland und Europa. Aber wieso kommen sie so zahlreich zu Autotreffen?

Ich stieß schließlich auf verschiedene Facebook-Seiten der Fotografen, die um den Platz rannten und Fotos schossen. Da man ja meistens in Bewegung ist, um sich die Autos anzuschauen, bemerkt man nicht, ob das eigene Auto jetzt abgelichtet wurde oder nicht. Mein Nissan zog recht viel Aufmerksamkeit auf sich; ich wurde gebeten, die Motorhaube mal auf zu machen, gefragt, wie es ist, rechts zu fahren, ob es leicht war, den Wagen zu importieren und anzumelden und ein mal wurde der Wagen vor meiner Haustür forografiert und ich wurde gefragt, ob es der selbe sei, wie der auf dem Foto.

Ich habe hin und wieder auch Leute im Auto sitzen lassen und bekam das ein oder andere Kompliment. Trotz dieser ganzen Aufmerksamkeit von anderen Besitzern und Besuchern fand ich aber nicht ein Foto von meinem Auto auf besagten Fotoseiten. Auch mein Kumpel mit seinem RX8 spürte keine Liebe von der "Presse". Aber genau neben unseren beiden roten japanischen FR-Sportwagen saßen eine Reihe an knallgelben Volkswagen und Skodas. Davon wurden mehrere Bilder geschossen.

Versteht mich jetzt nicht falsch, mich könnte es gar nicht weniger jucken, ob mein Auto jetzt fotografiert wird oder nicht. Aber wenn ihr - unabhängig von eurem Autogeschmack - zwei Autos vor euch stehen haben würdet. Einen Skoda Fabtavia oder wie die Dinger heißen oder einen Nissan Skyline.. Welchen würdet ihr fotografieren? Es ist nicht nur mein Skyline. Genau so wurden verschiedene andere Imports aus den USA und Japan "ignoriert".

Corvette C4, Lancer Evos, du nennst es und die "Presse" ignoriert sie. Für jeden nicht-deutschen Hecktriebler kommen zwei Opel Astra. Ich ging noch regelmäßig hin, aber bis auf größere Events wie zB. dem Saisonabschluss waren die einzigen non-deutschen Autos der Mazda von meinem Kumpel und mein Nissan. Ich hatte mich echt gefragt, was das Problem der deutschen Autoszene ist und kam schließlich drauf.

Mein erstes mal bei B1 West war, nachdem ich einen anderen Skyline Fahrer kennen lernte. Ich dachte zu erst, wir würden den selben Wagen fahren, aber es stellte sich heraus, dass sein R34 ein GT, also ohne Turbo und mit 80 PS weniger, und Tiptronik-Schaltung war. Und wieder: Versteht mich nicht falsch! Ich bin der ABSOLUT letzte, der sagt, dass sein Skyline "weniger Skyline" ist, als etwa meiner. Er hätte auch den 2 Liter Viertürer haben können und ich fände es genau so cool.

Ich spreche seinen Skyline deshalb an, weil wir nebeneinander standen. Sein Fahrzeug war ausgestattet mit einem after-market Auspuff und Flügel sowie einem Subwoofer im Kofferraum und einem Stickerbomb-Aufkleber auf seiner Motorhaube. Schließlich nahm er den Plastikdeckel vor den Radmuttern ab und schwärzte die Serienfelgen mit Plastidip. Bis auf diese kleinen Spielereien an der Optik war der Wagen aber knochentrocken Serie.

Und wieder: Ich sage nicht, dass mein Auto mehr Skyline ist als seiner. Ich will weder sein Auto runtermachen, noch meines hochloben. Aber wenn neben meinem GTT ein GT-R stehen würde, dann würde man meinen, der GT-R würde mehr abgelichtet werden, oder? Ich meine es hat einen Grund, dass der Wagen seltener ist und eben mehr kostet. Genau so ist es mit einem Handschalter GTT verglichen zu einem Tiptronik GT. Aber trotzdem wurde sein Auto von allen Winkeln forografiert und vielfach auf Facebook geteilt.

Obwohl es kein Volkswagen ist! Wieso? Weil Tuning. "Tuning". Also Aufkleber, eine fette Box im Kofferraum und eine Brülltüte. Wenn man also "Street Cred" by B1 West bekommen möchte, geht man am besten so vor. Man kaufe sich für 500€ einen Golf 3, für 250€ Audi-Felgen, baue ein neues Radio mit großen Lautsprechern ein, einen großen Endtopf und für die ganz krassen Experten einen Sportluftfilter auf den sonst 100% serienmäßigen Motor. Dann investiert man knapp 200€ in verschiedene Teile aus der Autoabteilung beim Baumarkt (wie zB. beleuchtete VW-Zeichen) und wieder knapp 1000€ in Folierungen. Das ist zwar der teuerste aber auch der wichtigste Teil des Fahrzeugs.

Fertig ist das "getunte" Fahrzeug für knapp 2000€. Die "Presse" wird dich lieben! Deutlich mehr, als wenn du mit einem serienmäßigen Golf 3 GTI "ankommst". Verstehst du, was ich sagen will? Wenn ich ein Metalrohr an meinen Nissan tue, dass groß genug ist, als dass meine Faust reinpasst und dazu die billigsten BBS-Abklatschen die ich finde aus dem Internet bestelle und an den Wagen schraube und schließlich hier und da von Obi ein paar LCD-Leisten und Aufkleber ran tue - also praktisch richtig auf den Wagen scheiße - dann wird er "cool"!

Jemand kommt mit einem echten, 30 Jahre alten Ford F150 aus Amerika? SCHEISS DRAUF, DA STEHT EIN SCHWARZ-GRÜNER GOLF 3 MIT AUFKLEBERN AUF DER HAUBE! Fotografieren. Es soll wirklich nicht so klingen, als würde ich über die Leute urteilen, die nicht die Mittel haben, sich etwas besonderes zu kaufen aber ich bin der Meinung, dass Tuning immer Funktion über Form als Philosophie tragen sollte und das Auto nicht dafür da ist, um damit auf sich aufmerksam zu machen.

Es sollte an aller erster Stelle um die Autos gehen, ein Autotreffen muss kein "Tuningtreffen" sein. Aber selbst wenn; die Autos bei B1 West sind keine "Tuner", sie sind Baumarktmobile und Dieseldosen mit zu großen Felgen und grellen Farben. Nur ein Gedanke ging in das Design von Fahrzeugen wie dem Seat Leon oder dem Skoda Fabtavia: Verkaufszahlen.

Keine Emotion, kein Mittel zum Spaß. Verkaufszahlen. Der Wagen muss so generisch sein, wie es nur geht, damit er so viele Menschen wie möglich anspricht. Und wenn man ihn gelb färbt und 19-Zöller ran klatscht, ändert es genau nichts daran. Vergesst die Golf 3s, die ganze Neuwagen-Volkswagen-Gruppe-Horde ist die schlimmste. Sie stellen sich da hin mit ihren 20.000€-Seats und Skodas. Geld, aus denen sie Porsche 944 oder Ford Mustangs hätten kaufen können, und denken sie seien cool, worin sie bestätigt werden, in dem ihre 08/15-Autos in den sozialen Netzwerken landen.

Denn sie sind getunt. Fahren sich zwar wie der 4 Jahre alte Volkswagen Sharan vom Nachbarn mit 4 Kindern, der von Autos so viel hält wie von Frauenfußball (es ist ihm gleichgültig), aber hey GELB und FELGEN. Gemeinsam machen Golf-3- und Seat Leon-Horde etwa 95% aller B1 West Attendierer aus. Das Problem der Berliner Autoszene ist, dass sich absolute Schrottmühlen zur Norm entwickelt haben, denn Tuning ist in Deutschland teurer und aufwendiger als wo anders, während der domestische Markt vollgepumpt mit geschmackslosen Ekonoboxen ist.

Foto: Downshift
Australisches Autotreffen
Jop. Das ist ein Golf. Ist doch schön, etwas Diversität zu haben.
Foto: nobraking.com / Cars and Coffee
Amerikanisches Autotreffen
Man bemerke die Vielfalt an Fahrzeugen. Wenn aber Golf 3s die Parkplätze fluten würden, kämen die Ferrari sicher nicht zurück

Foto: B1 West Tuningtreffen am Samstag
Ratet mal das Land
Es wird immerhin besser. Immer mehr US und Japan Imports trauen sich hin. Sogar der ein oder andere Porsche und Jaguar und letztens sogar Lamborghini kamen vor. Erst zu Saisonbeginn traf ich einen unglaublich netten FB RX7 Fahrer. Aber wie lange wird es dauern, bis das "Tuningtreffen" Merkt, dass es nur ein Baumarktbastelertreffen ist? Dass "ich habe mir mühe gegeben" nicht gleich gut bedeutet? Dass ein Auto nur weil es laut und grell ist, noch lange nicht gut aussieht? Dass Golf 3s und Skodas und Seats keine besonderen Autos sind, egal wie viele Sticker man aufklebt?

Sonntag, 10. April 2016

Maßgeschneiderte italienische Sportwagen

Foto: Effeffe
In den 60er Jahren war das Handwerk der Coachbuilders in Italien sehr gefragt. Der Prozess war denkbar einfach. Man gehe zu einem Karosseriebauer, gebe ihm Geld und er designed dir eine Hülle nach deinem Geschmack, die du je nach Belieben mit Teilen ausstatten kannst, damit der Wagen sich auch so fährt und Eigenschaften besitzt, wie du es möchtest.

Besonders Coachbuilds auf amerikanischer Basis waren beliebt, wie etwa Corvette oder Caddilac
aufgrund ihrer Verlässlichkeit und günstigen Wartung. Es gibt bekanntere und weniger bekannte Coachbuilds, zweiteres trifft zum Beispiel auf die legendenumworbene Baretta-Ferarrina zu. Um solch einen Coachbuild handelt es sich auch beim oben dargestellten Fahrzeug.

Wenn man es nicht besser wüsste, würde man als Baujahr so 1960 schätzen, richtig? Tatsächlich handelt es sich aber nicht um einen Scheunenfund, der 50 Jahre lang in einer ländlichen Gegend Italiens vor sich hin staubte, sondern um einen 2016 gebauten Kleinseriewagen, welcher auf den Namen "Effeffe Berlinetta" hört.

Vor zwei Jahren debutierte der Wagen beim Concorso d'Eleganza Villa d'Este und kommende Woche soll die offizielle Präsentation in Monaco stattfinden. Befeuert wird der Wagen von einem 2 Liter Alfa Romeo Motor, dessen Basis in den 70er Jahren datiert. Ausgestattet mit zwei Vergasern soll der Wagen 180 PS leisten.

Äußerlich deutet nichts darauf hin, dass der Wagen jünger ist, als, öhm, ich. Für sein Geld bekommt man ein 100% handgebautes Fahrzeug mit personalisierter Chassis-Abstimmung und personalisiertem Interieur samt Matteograssi Leder und hölzernem Nardi Lenkrad. Das Paket kann man sein Eigen nennen für etwa 280.000€.

Die Effeffe ist ein Coachbuild, wenn auch nicht im traditionellen Sinne. Normalerweise werden diese Fahrzeuge nicht in mehreren Stücken gebaut und verkauft. Trotzdem kann man den Effeffe nicht mit dem Lamborghini 3500GT vergleichen, denn beim Lamborghini war alles in Eigenanfertigung entstanden, bis auf Chassis und Motor, welche jedoch von Lamborghini in Auftrag gegeben wurden.

Trotzdem tut die Effeffe das, was sie soll, gut. Ihr Objektiv ist es nicht, wie bei anderen Coachbuilds, die Eigenschaften von, etwa, einem günstigen und verlässlichen amerikanischen V8s mit den Linien eines 60er Jahre Sportcoupés aus Italien zu vereinen, sondern ein vollwertiger Sportwagen aus der Zeit sein, nur eben heute gebaut. Daher ziehe ich meinen Hut vor Effeffe.

Wenn ich einen Coachbuild in Auftrag geben würde, fiele meine Wahl auf einen japanischen Motor. Ich würde natürlich keinen CA18 oder SR20 verwenden, das würde der Linienführung nicht gerecht werden. Aber ein Boxermotor von Subaru? Oder ein handgebauter RB26 von Nissan? Man stelle sich nur ein mal vor, wie diese Motoren dann klingen, wenn man erst die Turbolader entfernt.

Es wäre das perfekte Auto für den Stelvio Pass. Aber leider stehen die Chancen schlecht, als dass ich je einen Coachbuild in Auftrag geben könnte, deshalb höre ich besser auf zu träumen.

Mittwoch, 6. April 2016

Skyline Underdog



Foto: Initial D

Wenn Leute den Namen 'Nissan Skyline' hören, denken sie oft an das Wort 'Legende'. Dabei ist der Wagen eigentlich alles andere als das. Auch ich erwartete ein feuerspeiendes Drift-Monster, dessen Sound urzeitliche Instinkte in uns anregt und Angsthormone freisetzt, wie als würden wir ein Raubtier röhren hören. Ich dachte die Aufhängung sei straff, die Sitze unbequem und der Kofferraum klein. Denn es ist ein Nissan Skyline, ein kompromissloser Sportwagen. Die Realität holte mich aber schließlich ein. Und ich kam zum Entschluss, dass der Wagen ein Äquivalent in Deutschland hat: Den BMW 3er.

Ein paar von euch stimmen mir vielleicht schon zu oder sind selber so weit, aber manche werden den Vergleich vielleicht in Frage stellen, deshalb erlaubt mir, mich zu erklären. Der Legendenstatus des Fahrzeugs quellt aus vier Orten: Japan, Gran Turismo, Fast&Furious und der Tatsache, dass der Wagen nie außerhalb seiner Heimat verkauft wurde. Dabei dreht es sich aber meist um den GT-R, der leistungsstärksten Variante. Tatsächlich aber ist Skyline nicht immer gleich GT-R. Genau so wenig, wie 3er gleich M3 ist. Angefangen hat der Skyline in den 50er Jahren als Zwei- und Viertürer für die Mittelklasse. Bis heute änderte sich daran... genau gar nichts.

Der Skyline war nach wie vor das vertraute Coupé und die Limousine von Nissan. Mit Entstehungen verschiedener Motorsport-Meisterschaften, wie etwa der Super GT, baute sich der Motorsport-Gen des Skylines jedoch weiter aus und der Wagen wurde spätestens mit dem GT-R R32 zu einem Porsche-Fighter, welcher als einer der fortschrittlichsten Autos seiner Zeit galt und aufgrund seiner Dominanz in Tourenwagenrennen (vorallem in Australien) den Spitznamen "Godzilla" bekam, bevor er dann dafür sorgte, dass Allradantrieb auf der östlichen Erdhalbkugel verbannt wird. Ähnlich wie Audi im Westen.

Springen wir zu Ende der 90er Jahre. Nissan präsentiert die Baureihe R34, die inzwischen zehnte Generation Skyline. Der Wagen kommt, genau wie seine Vorgänger, in zahlreichen Ausführungen. Darunter auch eine Limousine mit einem 2l Reihensechszylinder Saugmotor mit 155 PS. Kein Monster, sondern ein sensibler Viertürer um den Sohn zur Schule zu bringen, um dann damit zur Arbeit zu fahren. Ein Auto so generisch wie, na ja, der BMW 3er, den es hier in Deutschland so oft gibt, dass sich seine Silhouette in unsere Netzhaut brennt, wenn wir auf der Straße die Augen zu lange aufhalten.

Auch der BMW 3er ist nicht immer ein Asphaltkrieger. Mehr als genug 3er-Kunden kaufen den Wagen nicht, weil es ein BMW 3er ist, sondern weil sie einen ordentlichen Zwei- oder Viertürer brauchen, um sie von A nach B zu bringen. Natürlich heißt das nicht, dass der Wagen keine sportliche DNA hat. Genau wie der Skyline in der nationalen Tourenwagenmeisterschaft aus Japan, der Super GT, erlebte der BMW 3er in der DTM sein sportliches Coming Out, wenn auch ein paar Jährchen früher. Wie auch der Skyline mit dem GT-R wurde der 3er mit dem M3 immer mehr vom Tourenwagen zum GT im klassischen Sinne.

Das ist er also, der Nissan Skyline. Die japanische Antwort auf die selbe Frage, die BMW mit dem 3er löste. Aber tatsächlich soll es in diesem Blogeintrag überhaupt nicht um den Skyline allgemein gehen und erst recht nicht um GT-R. Ich musste einen Kontext schaffen, aber der Kern für heute liegt im R34 GT-T, das Modell das ich fahre. Was ist er also, der GT-T? Man könnte meinen der BMW 325 aus Japan. Der schnellste nach dem schnellsten, der kleine Bruder. Weniger Auto. Der, den man sich holt, wenn man sich keinen GT-R leisten kann.

Foto: Regulärer Autoblog

Leider ist wahr, dass die meisten GT-Ts gekauft werden, weil die Käufer einen GT-R haben wollen, aber das Budget nicht für einen reicht. Auch in meinem Fall. Aber ich erkannte, dass der Wagen nicht weniger Auto ist, als der GT-R, sondern über einen eigenen Charakter und eine eigene Seele verfügt. Denn der GT-T spart sich den zweiten Turbo, den größeren Motor und den Allradantrieb, wodurch sich ein Leergewicht von knapp 1400 kg ergibt. Das sind über 160 kg weniger als der GT-R.

Sicher, der GT-R ist schneller. Aber der GT-T ist raffinierter. Er braucht kein ATTESA, dass die Kraft zwischen den antreibenden Rädern verteilt. Die Power geht einfach ans Heck, was zu einer immens direkten Kommunikation zwischen Fahrer und Auto führt. Gepaart mit dem geringeren Gewicht und der Tatsache, dass der Wagen ebenfalls über die HICAS Allradlenkung verfügt, sorgen seine Eigenschaften dafür, dass der Wagen in einem Umfeld bestehend aus langsamen, technischen Kurven, wo der Allradantrieb und der Leistungsunterschied nicht so leicht umgesetzt werden können, dafür, dass er durchaus mit seinem großen Bruder mithalten kann.

Zusammengefasst ist der R34 GT-T damit einer der pursten Sportwagen, die ich kenne. Das komplette Gegenstück zum R35 GT-R. Wieder etwas, dass mich an BMWs 3er erinnert. Denn welche Autos zählen noch als so pure Fahrerautos wie etwa die E30 BMWs? Der R34 GT-T ist der Bergstraßen-Kurver, der manchmal scheint, als wäre er dafür gemacht, in Italien den Stelvio Pass zu überqueren, bevor man an der Alimentara etwas Brot und Parmesan kauft. Und vor allem im rot unterstreicht das seine Europäisch-keit; etwas, das seit der Einführung des 240Zs in Nissans DNA steckt, schnelle Nissans ausmacht und etwa in Form der drei Armaturen auf der Mittelkonsole in sportlichen Nissans wie dem Skyline oder dem direkten Erben, dem 350Z, weiterlebt.

Ich stelle mich sogar auf einem Bein und sage, dass der GT-T irgendwann genau so einen Sammlerwert tragen wird, wie der GT-R. Denn auch wenn der Wagen deutlich öfter gebaut wurde, als sein großer Bruder, baut an den GT-R niemand eine Furzkanone und Supermarktfelgen. Der GT-T hingegen ist ein üblicher Verdächtiger, sei es in Deutschland, wo sie doch relativ selten sind, oder in Australien, welches aufgrund seiner Nähe zu Japan und dem ebenfalls herrschendem Linksverkehr mit Skylines überläuft.

An einen GT-R zu kommen wird easy, wenn man das entsprechende Budget hat. Aber ein serienmäßiger GT-T? Hm. Was die Besitzer dieser Fahrzeuge ausmacht, macht es aber dem Auto selbst um so schwerer in der Welt der Enthusiasten als das wahrgenommen zu werden, was er ist; ein reinrassiger Sportwagen. Sicher, Datsun 240Zs und der ein oder andere GT-R genießen ein hohes Ansehen. Aber der GT-T ist genau so, wenn nicht sogar mehr, ein zukünftiger Klassiker. Einer, der mit Porsche und Alfa Romeo bei Asphalt-Rallys um den Sieg fahren sollte und dabei Sponsorings von Alkohol- oder Tabakmarken tragen sollte.

Die Besitzer machen es dem Auto unglaublich schwer. Wenn sie keine Plastikbodykits tragen, die dem GT-R nachempfinden sollen, dann verfügen sie wenigstens über ausreichendes Baumarkttuning. Ich habe aber früh genug erkannt, dass die Schönheit meines GT-Ts in seiner Unberührtheit liegt und dass der GT-T alles andere ist, als ein abgespeckter GT-R. Der GT-R ist Godzilla, der GT-T ist Goliath. Und nachdem Nissan die Modelle Skyline (Zwei- und Viertürer) und GT-R (kompromissloser Sportler) nun in zwei geteilt hat, gehört der R34 zur letzten Bastion an klassischen Sonnenbrillen-auf-, und Hand-auf-den-Schalter-Sportwagen..

Foto: Quelle nicht auffindbar. Ich salutiere dem Besitzer aber.