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Samstag, 9. Juli 2016
Warum ich meinen Nissan Skyline gegen einen 140 PS Toyota tausche
Es war schön, doch ich will ihn nicht mehr. Es liegt nicht an ihm, sondern an mir; lasst es mich erklären.
Der Wagen ist wie das eine Mädchen, an das man gestoßen ist und mit der alles so schnell ging. Sie ist hübsch und klug und nett, aber jedes mal, wenn sie da ist, fühlt man sich allein. Und so stellt man sich vor die Wahl: Gebe ich mich zufrieden? Oder werde ich nur noch unglücklicher mit der Zeit? "Was läuft bei dir falsch", denkt man sich nun. Der Wagen ist ein Skyline! Ein echter! Ein Handschalter! Ein Turbo! Junge, du hast bestimmt voll die Streetraces am laufen und die Weiber fliegen dir zu und du tunest den bestimmt auf eine brasillionen PS und...
Es ist leicht das zu sagen, wenn man den Wagen nicht fährt. Wenn man nicht in meiner Haut und mit all den Aspekten lebt, die mit dem Auto kommen. Und, um Himmelswillen, ich meine damit nicht, dass der Wagen an sich mir irgendwelche Probleme gemacht hat. Der Motor läuft immer noch so ruhig, dass man ihn über Wind und Reifengeräusche in der Stadt kaum hört. Ein Freund, der einen R32 GT-R besitzt und in seinem Leben einige an Skylines gefahren und gesehen hat, meinte, es sei der ruhigste Skyline, der ihm je unterkam.
"Verwechseln dich die Leute nicht mit einem Prius? Du brauchst einen neuen Auspuff!", meinte er. Er ist bequem; man sitzt nicht tief, aber eben Flach. Die Sitze sind geschmeidig und weich aber trotzdem wohlgeformt und haltend. Die Musikanlage ist extrem hochwertig und spielt die Musik über meinen Kassette-zu-Aux-Adapter kristallklar ab. Ich könnte Ewigkeiten damit verbringen zu schreiben, wie die Klimaanlage meine Beine mit genau 21,5°C kühlt, der Kofferraum überraschend groß ist, ich dem Wagen jeden Tag scheiße gebe und er mich trotzdem treu von A nach B bringt als wäre er ein Neuwagen, etc, etc.
Aber ich höre auf, denn wenn ich so über dieses Auto mit Heckradantrieb, Reihensechszylinder sowie Kofferraumvolumen, Neupreis, Fahrzeugmaße und Verfügbarkeit als Viertürer ähnlich des 3er E46 rede, könnte man meinen, ich beschreibe einen BMW 3er. Und mir geht es um das Auto als Sportwagen, also beschreibe ich die sportlichen Aspekte. Wenn man mit dem Wagen launched, gehen die Drehzahlen ab 2500 Umdrehungen pro Minute, also wenn der Turbo greift, so schnell hoch, dass man statt einer Nadel einen orangenen Schleier über den Zahlen auf dem Drehzahlmesser sieht.
Die Allradlenkung, die 245er Reifen und der Flügel kneten den Wagen an den Asphalt, wenn man mit ihm um Kurven fährt. Es ist schwer, den Wagen im Trockenen an seine Grip-Grenze zu bringen, auch wenn die Reifen durchaus unter G-Belastung der 1400 Kilogram an Fahrzeuggewicht aufschreien. Sobald die Traktionskontrolle aus ist, verlangt der Wagen deine gesamte Konzentration. Nicht wenn du ihn schnell fährst, da ist der Wagen easy. Wenn du ihn am Limit fährst. Denn er lässt dich ans Limit.
Der Wagen ist auf der Rennstrecke mindestens so schnell wie ein 911 Carrera 996 aus der selben Zeit (mit dem 3,4l Motor). Was, also, macht er falsch? Er ist unglaublich schnell, bequem, verlässlich, hübsch...
Nichts.
Nichts macht er falsch. Und das ist der Punkt.
Ein Sportwagen braucht Fehler, das mach ihn zu einem Sportwagen und das unterscheidet ihn von Rennwagen oder einfach nur schnellen Wagen. Natürlich tut dir der Rücken nach langen Autofahrten weh, weil die Aufhängung zu straff ist. Klar kannst du nichts und niemanden Mitnehmen, außer eine Kinderriegelbox, weil der Stauraum damit schon gefüllt ist. Ich weiß, dass die 10-Gang-Automatik schneller schaltet, als mein Arm es je könnte. Aber das ist okay.
So sehr es auch wehtut, ich mag dich nicht, Skyline. Du bist zu bequem, hast zu viel Beinfreiheit, bist zu gut schallisoliert.
Mag sein, dass sie längere Beine und ein pralleres Dekolleté hat - ich mag aber das Mädchen, das am Ende der Straße wohnt. Sie passt besser zu mir. Mir ist es nicht wichtig, dass sie perfekte Augenbrauen oder perfekt symmetrische Brüste hat; ich will mit ihr Taylor Swift hören und auf der Couch Pokemon spielen statt jeden Tag im Anzug im Theater oder beim Italiener zu sitzen. Der Skyline ist ein GT im traditionellsten Sinne; ein Wagen, der Ferruccio Lamborghini bestimmt gefallen hätte. Ein Auto, mit dem man problemlos ein mal der Küste in Schweden bis runter nach Italien fahren könnte. Aber das will ich nicht.
Ich will Leichtigkeit, kleine Räder. Ich will den Wagen röhren hören, aber nicht dafür irgendeine Aftermarket-Auspuffanlage anschrauben müssen. Und vor allem will ich meine Privatsphäre. Ich will nicht mehr, dass Leute mich fragen, ob ich sie mitnehmen kann. Ich will nicht mehr, dass ich Gesprächsthema im Umkreis von 12 km bin. Ich will kein "Lass mal hören!", "Das ist ja ein Jeep, leg ihn tiefer!" oder "Du magst Fast&Furious, eh?" mehr.
Es nervt nur noch. Leute holen in ihren LKWs beim Fahren das Handy raus, um den Wagen zu fotografieren, kurbeln das Fenster runter und rufen "BOAH EIN ECHTA SKYLINE!" und dann, der Goldene Satz, "der hat Allrad, oder?" So sehr alles, was in Skyline Underdog steht, auch stimmt, der Wagen wird NIE aus dem Schatten seines großen Bruders heraus kommen. Es ist kein GT-R und wird nie einer sein. Was der BMW 330i zum M3 ist, ist der GT-T zum GT-R. Und genau so, wie er nie ein GT-R sein wird, wird er nie das Auto sein, dass ich eigentlich wollte.
Natürlich war ich mir bewusst, dass ich 100 PS, einen Turbo und zwei angetriebene Räder im GT-T weniger habe, als im GT-R. Ich wollte keinen GT-R, weil ich wusste, dass ich mir keinen GT-R leisten kann. Wäre an dem Tag, an dem ich den R34 angezahlt habe, ein schicker S15 Spec R mit Handschaltung im Angebot gewesen, wäre ich jetzt S-Plattform Fahrer. Ich wollte kein Monster wie den GT-R, sondern einen sensitiven, heckgetriebenen, turbogeladenen Sportler. Und wahrscheinlich um einiges glücklicher, denn ich würde weniger Meinungen über mein Auto kennen und hätte den Wagen, den Leute sich auch Vorstellen, wenn sie "S15" hören. Natürlich ist es eine Sache der Psyche, aber es nagt an einem, "Bürger zweiter Klasse zu sein".
Den Todesstoß für die Liebesgeschichte zwischen mir und meinem Skyline war ein anderes Ereignis, dass unter anderem Teilerzeuger des Stresses ist, der dafür sorgte, dass ich seit knapp zwei Monaten nicht mehr dazu kam, einen Blogeintrag zu schreiben. Ich verkaufte meinen Suzuki und legte mir einen Mazda MX5 zu. Genau den. Einen aus der ersten Generation, der NA mit dem 116 PS starken 1,6 Liter Vierzylinder. Um die ganzen Umstände des Fahrzeugs schreibe ich ein andern mal, heute soll es um dieses Feeling, diese einzigartige Erfahrung gehen, die wäre "MX5-Fahren".
Stammleser des Regulären Autoblogs, nicht, dass ich sowas hätte, wissen, dass ich seit jeher eine spezielle Liebe für den MX5 hege. Ich kannte ihn, wie so viele Autos, nur von Zeitschriften und Videos im Internet. Aber je mehr ich über den Wagen las, desto mehr hatte ich das Bedürfnis, ihn zu fahren. Die Wahl fiel deshalb auf den Skyline, weil ich in meiner puristischen Überzeugung, lieber das 280 PS Turbo Coupé nahm, statt eines 116 PS Mazda Cabrios.
Nun war da und der Nissan in der Garage. Und ich fühlte mich komisch. Heimisch. Alles war, wo es sein sollte; ich fühlte mich im engen Raum zwischen Heckscheibe am Stoffdach und Lenkrad geborgen, mehr als je im Skyline. Ein Freund meinte, dass, als ich zum ersten mal mit dem Wagen vorfuhr, es so aussah, als fuhr ich nie was anderes. Ja, Kurven waren krass und alles aber ich vermisste keinen einzigen PS aus dem Skyline. Das war der entscheidende Punkt. Kein Autojournalist der Welt, nicht ein mal ich, kann in Worte fassen, wie unglaublich puristisch es sich anfühlt, den MX5 durch die Gegend zu fahren.
Ich will die selbe Formel wie im MX5, nur... Konzentriert. Und ich fand mein Traumauto; das erste Auto, dass ich nicht haben wollte, weil es mir meine Recherche so sagt, sondern mein Herz, nachdem ich Erfahrungen aus drei grundverschiedenen Autos gesammelt habe. Den Toyota MR2.
Und vielleicht sogar der aus den 80ern.
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